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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenk. 2 Kap. des äuß. sinnl. Eindr.
ken, wie die unangenehme Empfindung erregen würde.
Demnach bringen die äußern sinnlichen Eindrücke im Kör-
per eben diejenigen thierischen Bewegungen als Nerven-
wirkungen hervor, welche die äußere Empfindung dersel-
ben, mit der Lust oder Unlust der Sinne, die in ihr ist,
als Seelenwirkungen hervorbringen würde. §. 186. 80.

§. 434.

Vermöge eben dieser Kraft bringt der äußere sinnliche
Eindruck auch die Seelenwirkungen des Schmerzens und
Kitzels hervor, ob er gleich nicht empfunden wird, wenn
er nur, im Fall es geschähe, Schmerz oder Kitzel verursa-
chen würde. §. 80. Man kann also von den Bewegun-
gen, die eine äußere Empfindung, insbesondre einen
Schmerz oder Kitzel zu begleiten pflegen, nicht schließen,
daß eine äußere Empfindung, ein Schmerz oder Kitzel in
der Seele; sondern blos daß ein äußerer sinnlicher Eindruck
vorhanden sey, der sie in die Seele bringen kann. Wenn
man die ohne Kopf und Gehirn gebornen Mißgeburten,
oder enthauptete Jnsekten, Würmer etc. berühret; so erfol-
gen eben die Bewegungen, welche sowohl die unmittelba-
ren als auch nur zufälligen Seelenwirkungen der äußern
Empfindung seyn würden, §. 97. 98. wenn sie diese Be-
rührung empfänden, da sie sie doch nicht empfinden kön-
nen. §. 25. 34. Die berührte Stelle, die sich von der
Empfindung dieser Berührung zusammenziehen würde, zieht
sich eben so zusammen, z. E. an einem Muskel, am Her-
zen, an einem Gedärme, §. 357. und der ganze Körper
des Thieres beweget sich eben so, wie die Empfindung es
veranlassen würde. Das Thier, das vorher ruhig war,
reget sich, nimmt eine solche Lage an, und machet solche
Bewegungen, als ob es die Berührung empfände. Be-
rühret man es so, daß es davon Schmerzen empfinden
würde, wenn es empfinden könnte, so erfolgen die Bewe-
gungen, welche sonst unmittelbare und zufällige Seelenwir-
kungen des Schmerzens seyn würden. Die beleidigte Stelle

zucket,

II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
ken, wie die unangenehme Empfindung erregen wuͤrde.
Demnach bringen die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke im Koͤr-
per eben diejenigen thieriſchen Bewegungen als Nerven-
wirkungen hervor, welche die aͤußere Empfindung derſel-
ben, mit der Luſt oder Unluſt der Sinne, die in ihr iſt,
als Seelenwirkungen hervorbringen wuͤrde. §. 186. 80.

§. 434.

Vermoͤge eben dieſer Kraft bringt der aͤußere ſinnliche
Eindruck auch die Seelenwirkungen des Schmerzens und
Kitzels hervor, ob er gleich nicht empfunden wird, wenn
er nur, im Fall es geſchaͤhe, Schmerz oder Kitzel verurſa-
chen wuͤrde. §. 80. Man kann alſo von den Bewegun-
gen, die eine aͤußere Empfindung, insbeſondre einen
Schmerz oder Kitzel zu begleiten pflegen, nicht ſchließen,
daß eine aͤußere Empfindung, ein Schmerz oder Kitzel in
der Seele; ſondern blos daß ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck
vorhanden ſey, der ſie in die Seele bringen kann. Wenn
man die ohne Kopf und Gehirn gebornen Mißgeburten,
oder enthauptete Jnſekten, Wuͤrmer ꝛc. beruͤhret; ſo erfol-
gen eben die Bewegungen, welche ſowohl die unmittelba-
ren als auch nur zufaͤlligen Seelenwirkungen der aͤußern
Empfindung ſeyn wuͤrden, §. 97. 98. wenn ſie dieſe Be-
ruͤhrung empfaͤnden, da ſie ſie doch nicht empfinden koͤn-
nen. §. 25. 34. Die beruͤhrte Stelle, die ſich von der
Empfindung dieſer Beruͤhrung zuſammenziehen wuͤrde, zieht
ſich eben ſo zuſammen, z. E. an einem Muskel, am Her-
zen, an einem Gedaͤrme, §. 357. und der ganze Koͤrper
des Thieres beweget ſich eben ſo, wie die Empfindung es
veranlaſſen wuͤrde. Das Thier, das vorher ruhig war,
reget ſich, nimmt eine ſolche Lage an, und machet ſolche
Bewegungen, als ob es die Beruͤhrung empfaͤnde. Be-
ruͤhret man es ſo, daß es davon Schmerzen empfinden
wuͤrde, wenn es empfinden koͤnnte, ſo erfolgen die Bewe-
gungen, welche ſonſt unmittelbare und zufaͤllige Seelenwir-
kungen des Schmerzens ſeyn wuͤrden. Die beleidigte Stelle

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[438/0462] II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr. ken, wie die unangenehme Empfindung erregen wuͤrde. Demnach bringen die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke im Koͤr- per eben diejenigen thieriſchen Bewegungen als Nerven- wirkungen hervor, welche die aͤußere Empfindung derſel- ben, mit der Luſt oder Unluſt der Sinne, die in ihr iſt, als Seelenwirkungen hervorbringen wuͤrde. §. 186. 80. §. 434. Vermoͤge eben dieſer Kraft bringt der aͤußere ſinnliche Eindruck auch die Seelenwirkungen des Schmerzens und Kitzels hervor, ob er gleich nicht empfunden wird, wenn er nur, im Fall es geſchaͤhe, Schmerz oder Kitzel verurſa- chen wuͤrde. §. 80. Man kann alſo von den Bewegun- gen, die eine aͤußere Empfindung, insbeſondre einen Schmerz oder Kitzel zu begleiten pflegen, nicht ſchließen, daß eine aͤußere Empfindung, ein Schmerz oder Kitzel in der Seele; ſondern blos daß ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck vorhanden ſey, der ſie in die Seele bringen kann. Wenn man die ohne Kopf und Gehirn gebornen Mißgeburten, oder enthauptete Jnſekten, Wuͤrmer ꝛc. beruͤhret; ſo erfol- gen eben die Bewegungen, welche ſowohl die unmittelba- ren als auch nur zufaͤlligen Seelenwirkungen der aͤußern Empfindung ſeyn wuͤrden, §. 97. 98. wenn ſie dieſe Be- ruͤhrung empfaͤnden, da ſie ſie doch nicht empfinden koͤn- nen. §. 25. 34. Die beruͤhrte Stelle, die ſich von der Empfindung dieſer Beruͤhrung zuſammenziehen wuͤrde, zieht ſich eben ſo zuſammen, z. E. an einem Muskel, am Her- zen, an einem Gedaͤrme, §. 357. und der ganze Koͤrper des Thieres beweget ſich eben ſo, wie die Empfindung es veranlaſſen wuͤrde. Das Thier, das vorher ruhig war, reget ſich, nimmt eine ſolche Lage an, und machet ſolche Bewegungen, als ob es die Beruͤhrung empfaͤnde. Be- ruͤhret man es ſo, daß es davon Schmerzen empfinden wuͤrde, wenn es empfinden koͤnnte, ſo erfolgen die Bewe- gungen, welche ſonſt unmittelbare und zufaͤllige Seelenwir- kungen des Schmerzens ſeyn wuͤrden. Die beleidigte Stelle zucket,

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/462>, abgerufen am 21.11.2024.