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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenkräfte.
"(Seelenwirkungen,) auf die angebornen (Nervenkräfte,)
"hat er keine Gewalt." H. P. §. 404.

Alles dieses zeiget nur den Unterschied der thierischen
Seelenkräfte von den Nervenkräften, der Seelenwirkun-
gen von den Nervenwirkungen. Es beweist aber nicht,
daß die Nervenwirkungen nicht durch den Nerven, sondern
nur daß sie nicht durchs Gehirn und die Seele gewirket
werden, und dieß hat seine Richtigkeit, ob sie gleich durch
die Nerven erfolgen. §. 358. 360.

§. 388.

Außerdem nun, daß man diese Meynung von einer
ursprünglichen thierischen bewegenden Kraft der Muskeln
mit keinen tüchtigen Gründen unterstützen kann, §. 380 --
387. streiten auch die allertrifftigsten Gegengründe schlech-
terdings wider sie. Kein Reiz in solchen Theilen des Kör-
pers, die keine Nerven haben, bringt jemals thierische Be-
wegungen hervor: denn die Reizbarkeit ist nur der Mus-
kelfaser eigen, H. P. §. 400. und alle thierische Bewe-
gungen der Muskeln sind Bewegungen mechanischer Ma-
schinen, die von ihren Nerven aufs innigste durchdrungen
werden. §. 161. H. P. §. 398. Jhre Nerven lassen sich
auch von ihnen nicht trennen, ohne sie zugleich gänzlich zu
vernichten. §. 380. Jeder Eindruck, der sie thierisch be-
weget, reizet auch ihre Nerven. Ein innerer sinnlicher
Eindruck in das Mark ihrer Nerven bringt eben die thie-
rischen Bewegungen in ihnen hervor, als wenn ihre Fleisch-
fasern gereizet werden. §. 357. 359. Der Reiz ihrer
Fleischfasern, der sie thierisch beweget, rühret ebenfalls ihre
Nerven sinnlich; denn er wird im natürlichen Zustande
empfunden, §. 382. und ist also ein äußerer sinnlicher
Eindruck, der sich nur durch die Nerven fortpflanzet. §. 32.
Das Opium, welches einen Nerven an der Stelle selbst,
wo es appliciret wird, seiner Nervenkräfte beraubet, machet
auch einen Muskel an der Stelle plötzlich unreizbar.
(Whytt. Edimb. Samml. 2 Th. der Fortsetz. S. 342. etc.)

Jeder

II Th. Nervenkraͤfte.
„(Seelenwirkungen,) auf die angebornen (Nervenkraͤfte,)
„hat er keine Gewalt.“ H. P. §. 404.

Alles dieſes zeiget nur den Unterſchied der thieriſchen
Seelenkraͤfte von den Nervenkraͤften, der Seelenwirkun-
gen von den Nervenwirkungen. Es beweiſt aber nicht,
daß die Nervenwirkungen nicht durch den Nerven, ſondern
nur daß ſie nicht durchs Gehirn und die Seele gewirket
werden, und dieß hat ſeine Richtigkeit, ob ſie gleich durch
die Nerven erfolgen. §. 358. 360.

§. 388.

Außerdem nun, daß man dieſe Meynung von einer
urſpruͤnglichen thieriſchen bewegenden Kraft der Muskeln
mit keinen tuͤchtigen Gruͤnden unterſtuͤtzen kann, §. 380 —
387. ſtreiten auch die allertrifftigſten Gegengruͤnde ſchlech-
terdings wider ſie. Kein Reiz in ſolchen Theilen des Koͤr-
pers, die keine Nerven haben, bringt jemals thieriſche Be-
wegungen hervor: denn die Reizbarkeit iſt nur der Mus-
kelfaſer eigen, H. P. §. 400. und alle thieriſche Bewe-
gungen der Muskeln ſind Bewegungen mechaniſcher Ma-
ſchinen, die von ihren Nerven aufs innigſte durchdrungen
werden. §. 161. H. P. §. 398. Jhre Nerven laſſen ſich
auch von ihnen nicht trennen, ohne ſie zugleich gaͤnzlich zu
vernichten. §. 380. Jeder Eindruck, der ſie thieriſch be-
weget, reizet auch ihre Nerven. Ein innerer ſinnlicher
Eindruck in das Mark ihrer Nerven bringt eben die thie-
riſchen Bewegungen in ihnen hervor, als wenn ihre Fleiſch-
faſern gereizet werden. §. 357. 359. Der Reiz ihrer
Fleiſchfaſern, der ſie thieriſch beweget, ruͤhret ebenfalls ihre
Nerven ſinnlich; denn er wird im natuͤrlichen Zuſtande
empfunden, §. 382. und iſt alſo ein aͤußerer ſinnlicher
Eindruck, der ſich nur durch die Nerven fortpflanzet. §. 32.
Das Opium, welches einen Nerven an der Stelle ſelbſt,
wo es appliciret wird, ſeiner Nervenkraͤfte beraubet, machet
auch einen Muskel an der Stelle ploͤtzlich unreizbar.
(Whytt. Edimb. Samml. 2 Th. der Fortſetz. S. 342. ꝛc.)

Jeder
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[388/0412] II Th. Nervenkraͤfte. „(Seelenwirkungen,) auf die angebornen (Nervenkraͤfte,) „hat er keine Gewalt.“ H. P. §. 404. Alles dieſes zeiget nur den Unterſchied der thieriſchen Seelenkraͤfte von den Nervenkraͤften, der Seelenwirkun- gen von den Nervenwirkungen. Es beweiſt aber nicht, daß die Nervenwirkungen nicht durch den Nerven, ſondern nur daß ſie nicht durchs Gehirn und die Seele gewirket werden, und dieß hat ſeine Richtigkeit, ob ſie gleich durch die Nerven erfolgen. §. 358. 360. §. 388. Außerdem nun, daß man dieſe Meynung von einer urſpruͤnglichen thieriſchen bewegenden Kraft der Muskeln mit keinen tuͤchtigen Gruͤnden unterſtuͤtzen kann, §. 380 — 387. ſtreiten auch die allertrifftigſten Gegengruͤnde ſchlech- terdings wider ſie. Kein Reiz in ſolchen Theilen des Koͤr- pers, die keine Nerven haben, bringt jemals thieriſche Be- wegungen hervor: denn die Reizbarkeit iſt nur der Mus- kelfaſer eigen, H. P. §. 400. und alle thieriſche Bewe- gungen der Muskeln ſind Bewegungen mechaniſcher Ma- ſchinen, die von ihren Nerven aufs innigſte durchdrungen werden. §. 161. H. P. §. 398. Jhre Nerven laſſen ſich auch von ihnen nicht trennen, ohne ſie zugleich gaͤnzlich zu vernichten. §. 380. Jeder Eindruck, der ſie thieriſch be- weget, reizet auch ihre Nerven. Ein innerer ſinnlicher Eindruck in das Mark ihrer Nerven bringt eben die thie- riſchen Bewegungen in ihnen hervor, als wenn ihre Fleiſch- faſern gereizet werden. §. 357. 359. Der Reiz ihrer Fleiſchfaſern, der ſie thieriſch beweget, ruͤhret ebenfalls ihre Nerven ſinnlich; denn er wird im natuͤrlichen Zuſtande empfunden, §. 382. und iſt alſo ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck, der ſich nur durch die Nerven fortpflanzet. §. 32. Das Opium, welches einen Nerven an der Stelle ſelbſt, wo es appliciret wird, ſeiner Nervenkraͤfte beraubet, machet auch einen Muskel an der Stelle ploͤtzlich unreizbar. (Whytt. Edimb. Samml. 2 Th. der Fortſetz. S. 342. ꝛc.) Jeder

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/412>, abgerufen am 30.12.2024.