kungen der letztern seyn, wenn, nebst dem innern sinnlichen Eindrucke der äußern Empfindung im Gehirne, der äußere, der sie darinn hervorbringt, zugleich unterwegens, schon ehe er dahin gelanget, eben dieselben Faden in eben dem Ner- ven sinnlich reizet, durch welche die äußere Empfindung die Bewegung der mechanischen Maschine hervorbringt. (vergl. §. 423.)
3. Hieraus folget demnach der allgemeine Lehrsatz, §. 361. daß die thierischen Bewegungen im Körper, welche Nervenwirkungen sind, überhaupt, entweder zugleich, oder ein andermal, oder in andern Thieren, auch Seelenwirkun- gen seyn können, und umgekehrt, und daß sie als bloße Ner- venwirkungen, als bloße Seelenwirkungen, oder als beydes zugleich, doch immer dieselben Bewegungen bleiben und nur durch verschiedene Reize veranlasset werden. Die schon §. 357. 359. 363. angeführten Beyspiele, und so viele an- dre, welche in den folgenden Kapiteln häufig vorkommen werden, bestätigen diesen Lehrsatz aufs vollkommenste durch die Erfahrung im ganzen Thierreiche. (Vergl. §. 182. 183.) Wenn man also erwiesen hat, daß gewisse Arten von thierischen Bewegungen stets, oder zuweilen, oder in manchen Thieren, Seelenwirkungen seyn, so folget daraus nicht, daß sie nicht stets zugleich, oder zuweilen gleich, oder daß sie in andern Thieren nicht zugleich, oder gar bloße Nervenwirkungen allein wären: welcher Schluß auch um- gekehrt von den Nervenwirkungen auf die Seelenwirkun- gen nicht gilt.
§. 365.
1. Wenn eine Seelenwirkung keine Nervenwirkung zugleich soll seyn können, so muß kein sinnlicher Eindruck, der nicht entweder vorgestellet, (empfunden,) oder von Vor- stellungen erreget wird, sie hervorzubringen vermögend seyn. §. 362.
2. Wenn eine Nervenwirkung keine Seelenwirkung zugleich soll seyn können, so muß kein sinnlicher Eindruck
sie
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1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
kungen der letztern ſeyn, wenn, nebſt dem innern ſinnlichen Eindrucke der aͤußern Empfindung im Gehirne, der aͤußere, der ſie darinn hervorbringt, zugleich unterwegens, ſchon ehe er dahin gelanget, eben dieſelben Faden in eben dem Ner- ven ſinnlich reizet, durch welche die aͤußere Empfindung die Bewegung der mechaniſchen Maſchine hervorbringt. (vergl. §. 423.)
3. Hieraus folget demnach der allgemeine Lehrſatz, §. 361. daß die thieriſchen Bewegungen im Koͤrper, welche Nervenwirkungen ſind, uͤberhaupt, entweder zugleich, oder ein andermal, oder in andern Thieren, auch Seelenwirkun- gen ſeyn koͤnnen, und umgekehrt, und daß ſie als bloße Ner- venwirkungen, als bloße Seelenwirkungen, oder als beydes zugleich, doch immer dieſelben Bewegungen bleiben und nur durch verſchiedene Reize veranlaſſet werden. Die ſchon §. 357. 359. 363. angefuͤhrten Beyſpiele, und ſo viele an- dre, welche in den folgenden Kapiteln haͤufig vorkommen werden, beſtaͤtigen dieſen Lehrſatz aufs vollkommenſte durch die Erfahrung im ganzen Thierreiche. (Vergl. §. 182. 183.) Wenn man alſo erwieſen hat, daß gewiſſe Arten von thieriſchen Bewegungen ſtets, oder zuweilen, oder in manchen Thieren, Seelenwirkungen ſeyn, ſo folget daraus nicht, daß ſie nicht ſtets zugleich, oder zuweilen gleich, oder daß ſie in andern Thieren nicht zugleich, oder gar bloße Nervenwirkungen allein waͤren: welcher Schluß auch um- gekehrt von den Nervenwirkungen auf die Seelenwirkun- gen nicht gilt.
§. 365.
1. Wenn eine Seelenwirkung keine Nervenwirkung zugleich ſoll ſeyn koͤnnen, ſo muß kein ſinnlicher Eindruck, der nicht entweder vorgeſtellet, (empfunden,) oder von Vor- ſtellungen erreget wird, ſie hervorzubringen vermoͤgend ſeyn. §. 362.
2. Wenn eine Nervenwirkung keine Seelenwirkung zugleich ſoll ſeyn koͤnnen, ſo muß kein ſinnlicher Eindruck
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1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
kungen der letztern ſeyn, wenn, nebſt dem innern ſinnlichen
Eindrucke der aͤußern Empfindung im Gehirne, der aͤußere,
der ſie darinn hervorbringt, zugleich unterwegens, ſchon ehe
er dahin gelanget, eben dieſelben Faden in eben dem Ner-
ven ſinnlich reizet, durch welche die aͤußere Empfindung
die Bewegung der mechaniſchen Maſchine hervorbringt.
(vergl. §. 423.)
3. Hieraus folget demnach der allgemeine Lehrſatz, §.
361. daß die thieriſchen Bewegungen im Koͤrper, welche
Nervenwirkungen ſind, uͤberhaupt, entweder zugleich, oder
ein andermal, oder in andern Thieren, auch Seelenwirkun-
gen ſeyn koͤnnen, und umgekehrt, und daß ſie als bloße Ner-
venwirkungen, als bloße Seelenwirkungen, oder als beydes
zugleich, doch immer dieſelben Bewegungen bleiben und nur
durch verſchiedene Reize veranlaſſet werden. Die ſchon
§. 357. 359. 363. angefuͤhrten Beyſpiele, und ſo viele an-
dre, welche in den folgenden Kapiteln haͤufig vorkommen
werden, beſtaͤtigen dieſen Lehrſatz aufs vollkommenſte durch
die Erfahrung im ganzen Thierreiche. (Vergl. §. 182.
183.) Wenn man alſo erwieſen hat, daß gewiſſe Arten
von thieriſchen Bewegungen ſtets, oder zuweilen, oder in
manchen Thieren, Seelenwirkungen ſeyn, ſo folget daraus
nicht, daß ſie nicht ſtets zugleich, oder zuweilen gleich, oder
daß ſie in andern Thieren nicht zugleich, oder gar bloße
Nervenwirkungen allein waͤren: welcher Schluß auch um-
gekehrt von den Nervenwirkungen auf die Seelenwirkun-
gen nicht gilt.
§. 365.
1. Wenn eine Seelenwirkung keine Nervenwirkung
zugleich ſoll ſeyn koͤnnen, ſo muß kein ſinnlicher Eindruck,
der nicht entweder vorgeſtellet, (empfunden,) oder von Vor-
ſtellungen erreget wird, ſie hervorzubringen vermoͤgend
ſeyn. §. 362.
2. Wenn eine Nervenwirkung keine Seelenwirkung
zugleich ſoll ſeyn koͤnnen, ſo muß kein ſinnlicher Eindruck
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/383>, abgerufen am 21.11.2024.
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