gung der Glieder, die freywillig zu seyn pfleget, muß al- lezeit vom Willen herrühren, und: alle freywillige Be- wegungen müssen jederzeit erfolgen, sobald die Seele will. Beydes widerleget die tägliche Erfahrung; indem oft na- türliche und zufällige Hindernisse im Körper vorhanden sind, warum eine Bewegung, die wir verrichten wollen, nicht von statten geht, (nach §. 165. N. 6.) und indem oft sonst freywillige Bewegungen, ohne, ja wider den Wil- len der Seele, von äußerlichen Empfindungen, ja sogar als Nervenwirkungen, (§. 183.) hervorgebracht werden, (nach §. 162.)
§. 343.
Durch den natürlichen Zusammenhang aller Kräfte haben die freywilligen Bewegungen einen sehr wichtigen und allgemeinen Einfluß in die ganze thierische Oeconomie, indem sie, durch die Wirkung der Muskeln in die Adern den Umlauf befördern, mithin die Lebensbewegungen, und dadurch alle natürliche Absonderungen und Ausführungen vermehren, durch die Uebung den Gliedern Fähigkeiten zu Fertigkeiten erwerben, die Muskeln stärken, und sol- chergestalt den Grad der Gesundheit erhöhen, wo sie nicht, durch Uebertreibung, widernatürliche Wirkungen verursa- chen, oder in besondern Absichten schädlich werden. Von diesem allen wird in der Lehre vom Nutzen der Leibesübun- gen, in der Physiologie des eigentlichen Mechanismus thie- rischer Körper, ausführlich gehandelt. H. P. §. 416. vergl. auch d. A. 1 B. 30 St.
§. 344.
So, wie ein Thier seinen Haupttrieb und seine Haupt- leidenschaft hat, §. 295. 329. so besitzt auch jedes, dem es nicht an Verstand und Willen fehlet, seine besondre Gemüthsneigung, das ist, vernünftige Begierden zu derjenigen Art von Vorstellungen, die ihm am gewöhnlich-
sten
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
gung der Glieder, die freywillig zu ſeyn pfleget, muß al- lezeit vom Willen herruͤhren, und: alle freywillige Be- wegungen muͤſſen jederzeit erfolgen, ſobald die Seele will. Beydes widerleget die taͤgliche Erfahrung; indem oft na- tuͤrliche und zufaͤllige Hinderniſſe im Koͤrper vorhanden ſind, warum eine Bewegung, die wir verrichten wollen, nicht von ſtatten geht, (nach §. 165. N. 6.) und indem oft ſonſt freywillige Bewegungen, ohne, ja wider den Wil- len der Seele, von aͤußerlichen Empfindungen, ja ſogar als Nervenwirkungen, (§. 183.) hervorgebracht werden, (nach §. 162.)
§. 343.
Durch den natuͤrlichen Zuſammenhang aller Kraͤfte haben die freywilligen Bewegungen einen ſehr wichtigen und allgemeinen Einfluß in die ganze thieriſche Oeconomie, indem ſie, durch die Wirkung der Muskeln in die Adern den Umlauf befoͤrdern, mithin die Lebensbewegungen, und dadurch alle natuͤrliche Abſonderungen und Ausfuͤhrungen vermehren, durch die Uebung den Gliedern Faͤhigkeiten zu Fertigkeiten erwerben, die Muskeln ſtaͤrken, und ſol- chergeſtalt den Grad der Geſundheit erhoͤhen, wo ſie nicht, durch Uebertreibung, widernatuͤrliche Wirkungen verurſa- chen, oder in beſondern Abſichten ſchaͤdlich werden. Von dieſem allen wird in der Lehre vom Nutzen der Leibesuͤbun- gen, in der Phyſiologie des eigentlichen Mechanismus thie- riſcher Koͤrper, ausfuͤhrlich gehandelt. H. P. §. 416. vergl. auch d. A. 1 B. 30 St.
§. 344.
So, wie ein Thier ſeinen Haupttrieb und ſeine Haupt- leidenſchaft hat, §. 295. 329. ſo beſitzt auch jedes, dem es nicht an Verſtand und Willen fehlet, ſeine beſondre Gemuͤthsneigung, das iſt, vernuͤnftige Begierden zu derjenigen Art von Vorſtellungen, die ihm am gewoͤhnlich-
ſten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0358"n="334"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I</hi> Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.</hi></fw><lb/>
gung der Glieder, die freywillig zu ſeyn pfleget, muß al-<lb/>
lezeit vom Willen herruͤhren, und: alle freywillige Be-<lb/>
wegungen muͤſſen jederzeit erfolgen, ſobald die Seele will.<lb/>
Beydes widerleget die taͤgliche Erfahrung; indem oft na-<lb/>
tuͤrliche und zufaͤllige Hinderniſſe im Koͤrper vorhanden<lb/>ſind, warum eine Bewegung, die wir verrichten wollen,<lb/>
nicht von ſtatten geht, (nach §. 165. <hirendition="#aq">N.</hi> 6.) und indem<lb/>
oft ſonſt freywillige Bewegungen, ohne, ja wider den Wil-<lb/>
len der Seele, von aͤußerlichen Empfindungen, ja ſogar<lb/>
als Nervenwirkungen, (§. 183.) hervorgebracht werden,<lb/>
(nach §. 162.)</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 343.</head><lb/><p>Durch den natuͤrlichen Zuſammenhang aller Kraͤfte<lb/>
haben die freywilligen Bewegungen einen ſehr wichtigen<lb/>
und allgemeinen Einfluß in die ganze thieriſche Oeconomie,<lb/>
indem ſie, durch die Wirkung der Muskeln in die Adern<lb/>
den Umlauf befoͤrdern, mithin die Lebensbewegungen, und<lb/>
dadurch alle natuͤrliche Abſonderungen und Ausfuͤhrungen<lb/>
vermehren, durch die Uebung den Gliedern Faͤhigkeiten<lb/>
zu Fertigkeiten erwerben, die Muskeln ſtaͤrken, und ſol-<lb/>
chergeſtalt den Grad der Geſundheit erhoͤhen, wo ſie nicht,<lb/>
durch Uebertreibung, widernatuͤrliche Wirkungen verurſa-<lb/>
chen, oder in beſondern Abſichten ſchaͤdlich werden. Von<lb/>
dieſem allen wird in der Lehre vom Nutzen der Leibesuͤbun-<lb/>
gen, in der Phyſiologie des eigentlichen Mechanismus thie-<lb/>
riſcher Koͤrper, ausfuͤhrlich gehandelt. <hirendition="#aq">H. P.</hi> §. 416.<lb/>
vergl. auch d. A. 1 B. 30 St.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 344.</head><lb/><p>So, wie ein Thier ſeinen Haupttrieb und ſeine Haupt-<lb/>
leidenſchaft hat, §. 295. 329. ſo beſitzt auch jedes, dem<lb/>
es nicht an Verſtand und Willen fehlet, ſeine beſondre<lb/><hirendition="#fr">Gemuͤthsneigung,</hi> das iſt, vernuͤnftige Begierden zu<lb/>
derjenigen Art von Vorſtellungen, die ihm am gewoͤhnlich-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſten</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[334/0358]
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
gung der Glieder, die freywillig zu ſeyn pfleget, muß al-
lezeit vom Willen herruͤhren, und: alle freywillige Be-
wegungen muͤſſen jederzeit erfolgen, ſobald die Seele will.
Beydes widerleget die taͤgliche Erfahrung; indem oft na-
tuͤrliche und zufaͤllige Hinderniſſe im Koͤrper vorhanden
ſind, warum eine Bewegung, die wir verrichten wollen,
nicht von ſtatten geht, (nach §. 165. N. 6.) und indem
oft ſonſt freywillige Bewegungen, ohne, ja wider den Wil-
len der Seele, von aͤußerlichen Empfindungen, ja ſogar
als Nervenwirkungen, (§. 183.) hervorgebracht werden,
(nach §. 162.)
§. 343.
Durch den natuͤrlichen Zuſammenhang aller Kraͤfte
haben die freywilligen Bewegungen einen ſehr wichtigen
und allgemeinen Einfluß in die ganze thieriſche Oeconomie,
indem ſie, durch die Wirkung der Muskeln in die Adern
den Umlauf befoͤrdern, mithin die Lebensbewegungen, und
dadurch alle natuͤrliche Abſonderungen und Ausfuͤhrungen
vermehren, durch die Uebung den Gliedern Faͤhigkeiten
zu Fertigkeiten erwerben, die Muskeln ſtaͤrken, und ſol-
chergeſtalt den Grad der Geſundheit erhoͤhen, wo ſie nicht,
durch Uebertreibung, widernatuͤrliche Wirkungen verurſa-
chen, oder in beſondern Abſichten ſchaͤdlich werden. Von
dieſem allen wird in der Lehre vom Nutzen der Leibesuͤbun-
gen, in der Phyſiologie des eigentlichen Mechanismus thie-
riſcher Koͤrper, ausfuͤhrlich gehandelt. H. P. §. 416.
vergl. auch d. A. 1 B. 30 St.
§. 344.
So, wie ein Thier ſeinen Haupttrieb und ſeine Haupt-
leidenſchaft hat, §. 295. 329. ſo beſitzt auch jedes, dem
es nicht an Verſtand und Willen fehlet, ſeine beſondre
Gemuͤthsneigung, das iſt, vernuͤnftige Begierden zu
derjenigen Art von Vorſtellungen, die ihm am gewoͤhnlich-
ſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/358>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.