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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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der Leidenschaften.
verändert, daß davon augenblicklich Krankheiten der Le-
benskräfte entstehen, die nicht selten einen schleunigen Tod
verursachen. Der Puls ist nicht anhaltend voll, aber un-
gemein schnell, mithin beweget sich das Herz sehr unordent-
lich, und mit ungleichen Zuckungen, die sich aber zuweilen
in die heftigsten Krämpfe verwandeln, und die Gewalt des
Pulses so übertreiben, daß selbst die Pulsadern zersprin-
gen; die Brust ist äußerst beängstiget; die Gesichtsfarbe
leichenhaft blaß; die Glieder erkalten, und oft folgen tödtli-
che Ohnmachten, ja der Tod selbst plötzlich, von der gänz-
lichen Unordnung in den Lebensbewegungen. §. 314. Auch
bey dieser Leidenschaft gehöret die unterbrochene Ausdün-
stung der Haut, die Hemmung verschiedener Abscheidun-
gen von Säften, das Herzklopfen, das Herzzittern, sein
Stillstand, u. s. w. zu den, durch den Zusammenhang
der übrigen physischen, mechanischen und thierischen Ver-
richtungen des Körpers mit den Lebensbewegungen, verur-
sachten Folgen der Seelenwirkungen ihrer Unlust in der
thierischen Oeconomie, §. 314. und es sind davon zum
Theil die wichtigen Krankheiten herzuleiten, welche ein
Schreck, eben so, wie alle andre Leidenschaften, §. 259.
zuweilen verursachet, zuweilen curiret hat. Vergl. d. A.
2 B. 97 St.

§. 319.

Die Seelenwirkungen der Vorhersehung beym Schre-
cke, die ihn von andern unangenehmen Leidenschaften be-
sonders unterscheiden, drücken den Zustand des Körpers
unvollständig aus, worinn er sich bey der Erfüllung der
Vorhersehung befinden wird. §. 257. Da aber auch hier,
wie bey der Furcht, §. 315. die Empfindung dieser Erfül-
lung mit den lebhaftesten Trieben zur Rettung, §. 299.
und Vertheidigung, §. 288. und viel mehr andern sehr
lebhaften Nebenvorstellungen vergesellschaftet seyn wird, und
aus dieser totalen künftigen Empfindung viele Merkmale
durcheinander in der Vorhersehung beym Schrecke zu seyn
pflegen, §. 257. so sind die Seelenwirkungen dieser Vor-

herse-
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der Leidenſchaften.
veraͤndert, daß davon augenblicklich Krankheiten der Le-
benskraͤfte entſtehen, die nicht ſelten einen ſchleunigen Tod
verurſachen. Der Puls iſt nicht anhaltend voll, aber un-
gemein ſchnell, mithin beweget ſich das Herz ſehr unordent-
lich, und mit ungleichen Zuckungen, die ſich aber zuweilen
in die heftigſten Kraͤmpfe verwandeln, und die Gewalt des
Pulſes ſo uͤbertreiben, daß ſelbſt die Pulsadern zerſprin-
gen; die Bruſt iſt aͤußerſt beaͤngſtiget; die Geſichtsfarbe
leichenhaft blaß; die Glieder erkalten, und oft folgen toͤdtli-
che Ohnmachten, ja der Tod ſelbſt ploͤtzlich, von der gaͤnz-
lichen Unordnung in den Lebensbewegungen. §. 314. Auch
bey dieſer Leidenſchaft gehoͤret die unterbrochene Ausduͤn-
ſtung der Haut, die Hemmung verſchiedener Abſcheidun-
gen von Saͤften, das Herzklopfen, das Herzzittern, ſein
Stillſtand, u. ſ. w. zu den, durch den Zuſammenhang
der uͤbrigen phyſiſchen, mechaniſchen und thieriſchen Ver-
richtungen des Koͤrpers mit den Lebensbewegungen, verur-
ſachten Folgen der Seelenwirkungen ihrer Unluſt in der
thieriſchen Oeconomie, §. 314. und es ſind davon zum
Theil die wichtigen Krankheiten herzuleiten, welche ein
Schreck, eben ſo, wie alle andre Leidenſchaften, §. 259.
zuweilen verurſachet, zuweilen curiret hat. Vergl. d. A.
2 B. 97 St.

§. 319.

Die Seelenwirkungen der Vorherſehung beym Schre-
cke, die ihn von andern unangenehmen Leidenſchaften be-
ſonders unterſcheiden, druͤcken den Zuſtand des Koͤrpers
unvollſtaͤndig aus, worinn er ſich bey der Erfuͤllung der
Vorherſehung befinden wird. §. 257. Da aber auch hier,
wie bey der Furcht, §. 315. die Empfindung dieſer Erfuͤl-
lung mit den lebhafteſten Trieben zur Rettung, §. 299.
und Vertheidigung, §. 288. und viel mehr andern ſehr
lebhaften Nebenvorſtellungen vergeſellſchaftet ſeyn wird, und
aus dieſer totalen kuͤnftigen Empfindung viele Merkmale
durcheinander in der Vorherſehung beym Schrecke zu ſeyn
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herſe-
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[313/0337] der Leidenſchaften. veraͤndert, daß davon augenblicklich Krankheiten der Le- benskraͤfte entſtehen, die nicht ſelten einen ſchleunigen Tod verurſachen. Der Puls iſt nicht anhaltend voll, aber un- gemein ſchnell, mithin beweget ſich das Herz ſehr unordent- lich, und mit ungleichen Zuckungen, die ſich aber zuweilen in die heftigſten Kraͤmpfe verwandeln, und die Gewalt des Pulſes ſo uͤbertreiben, daß ſelbſt die Pulsadern zerſprin- gen; die Bruſt iſt aͤußerſt beaͤngſtiget; die Geſichtsfarbe leichenhaft blaß; die Glieder erkalten, und oft folgen toͤdtli- che Ohnmachten, ja der Tod ſelbſt ploͤtzlich, von der gaͤnz- lichen Unordnung in den Lebensbewegungen. §. 314. Auch bey dieſer Leidenſchaft gehoͤret die unterbrochene Ausduͤn- ſtung der Haut, die Hemmung verſchiedener Abſcheidun- gen von Saͤften, das Herzklopfen, das Herzzittern, ſein Stillſtand, u. ſ. w. zu den, durch den Zuſammenhang der uͤbrigen phyſiſchen, mechaniſchen und thieriſchen Ver- richtungen des Koͤrpers mit den Lebensbewegungen, verur- ſachten Folgen der Seelenwirkungen ihrer Unluſt in der thieriſchen Oeconomie, §. 314. und es ſind davon zum Theil die wichtigen Krankheiten herzuleiten, welche ein Schreck, eben ſo, wie alle andre Leidenſchaften, §. 259. zuweilen verurſachet, zuweilen curiret hat. Vergl. d. A. 2 B. 97 St. §. 319. Die Seelenwirkungen der Vorherſehung beym Schre- cke, die ihn von andern unangenehmen Leidenſchaften be- ſonders unterſcheiden, druͤcken den Zuſtand des Koͤrpers unvollſtaͤndig aus, worinn er ſich bey der Erfuͤllung der Vorherſehung befinden wird. §. 257. Da aber auch hier, wie bey der Furcht, §. 315. die Empfindung dieſer Erfuͤl- lung mit den lebhafteſten Trieben zur Rettung, §. 299. und Vertheidigung, §. 288. und viel mehr andern ſehr lebhaften Nebenvorſtellungen vergeſellſchaftet ſeyn wird, und aus dieſer totalen kuͤnftigen Empfindung viele Merkmale durcheinander in der Vorherſehung beym Schrecke zu ſeyn pflegen, §. 257. ſo ſind die Seelenwirkungen dieſer Vor- herſe- U 5

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/337>, abgerufen am 30.12.2024.