Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

der sinnlichen Lust und Unlust.
haupt stärker und merklicher, als der Bewegungsgründe.
Vergl. d. A. 4 B. 159 St.

§. 251.

Die unmittelbaren Seelenwirkungen der Triebfedern
des Gemüths überhaupt, und für sich betrachtet, sind also
die Eindrücke der Lust oder Unlust ins Gehirn, in so fern
sie, als besondre Beschaffenheiten der materiellen, Jdeen
jeder nicht gleichgültigen Vorstellung, die Ursprünge der
Nerven im Gehirne, wodurch die Lebensbewegungen re-
gieret werden, reizen, §. 99. 101. 102. und dieß gilt
insbesondre von den Seelenwirkungen der Lust und Unlust
der Sinne, §. 80. aller übrigen sinnlichen Reizungen und
der Bewegungsgründe. §. 88. 250. Außer allen bisher
beschriebenen unmittelbaren Seelenwirkungen der äußern
Empfindungen, der Einbildungen, der Vorhersehungen,
in die mechanischen Maschinen, haben also dieselben, so-
bald sie der Seele angenehm oder unangenehm sind, auch
noch die besondern, gleichfalls unmittelbaren, §. 97. 98.
99. der sinnlichen Reizungen, (Triebfedern des Gemüths,
§. 88.) daß sie die Lebensbewegungen, und durch sie, ver-
mittelst ihres physicalischen, mechanischen und thierischen
Zusammenhangs, die gesammte thierische Oeconomie in-
nigst verändern. Diese Veränderung der Lebensbewegun-
gen ist desto stärker, je stärker die sinnliche Lust und Unlust
überhaupt ist. §. 85. 87. Eben dieses gilt auch von den
Seelenwirkungen der Bewegungsgründe in die Lebensbe-
wegungen, ob sie gleich an sich von schwächerer Art sind;
§. 250. zumal da sich mit allen Bewegungsgründen sinn-
liche Triebfedern vermischen. Baumg. Met. §. 512. Wenn
man von der Ursache dieses besondern Einflusses der Trieb-
federn des Gemüths in die Lebensbewegungen urtheilen
soll, so läßt sich freylich nicht anders muthmaßen, als daß
diese innern Empfindungen der Seele (§. 80.) einen beson-
dern und ihnen eignen sinnlichen Eindruck in die Ursprün-
ge der Nerven der Lebenstheile im Gehirne haben müssen.

§. 124.
P 3

der ſinnlichen Luſt und Unluſt.
haupt ſtaͤrker und merklicher, als der Bewegungsgruͤnde.
Vergl. d. A. 4 B. 159 St.

§. 251.

Die unmittelbaren Seelenwirkungen der Triebfedern
des Gemuͤths uͤberhaupt, und fuͤr ſich betrachtet, ſind alſo
die Eindruͤcke der Luſt oder Unluſt ins Gehirn, in ſo fern
ſie, als beſondre Beſchaffenheiten der materiellen, Jdeen
jeder nicht gleichguͤltigen Vorſtellung, die Urſpruͤnge der
Nerven im Gehirne, wodurch die Lebensbewegungen re-
gieret werden, reizen, §. 99. 101. 102. und dieß gilt
insbeſondre von den Seelenwirkungen der Luſt und Unluſt
der Sinne, §. 80. aller uͤbrigen ſinnlichen Reizungen und
der Bewegungsgruͤnde. §. 88. 250. Außer allen bisher
beſchriebenen unmittelbaren Seelenwirkungen der aͤußern
Empfindungen, der Einbildungen, der Vorherſehungen,
in die mechaniſchen Maſchinen, haben alſo dieſelben, ſo-
bald ſie der Seele angenehm oder unangenehm ſind, auch
noch die beſondern, gleichfalls unmittelbaren, §. 97. 98.
99. der ſinnlichen Reizungen, (Triebfedern des Gemuͤths,
§. 88.) daß ſie die Lebensbewegungen, und durch ſie, ver-
mittelſt ihres phyſicaliſchen, mechaniſchen und thieriſchen
Zuſammenhangs, die geſammte thieriſche Oeconomie in-
nigſt veraͤndern. Dieſe Veraͤnderung der Lebensbewegun-
gen iſt deſto ſtaͤrker, je ſtaͤrker die ſinnliche Luſt und Unluſt
uͤberhaupt iſt. §. 85. 87. Eben dieſes gilt auch von den
Seelenwirkungen der Bewegungsgruͤnde in die Lebensbe-
wegungen, ob ſie gleich an ſich von ſchwaͤcherer Art ſind;
§. 250. zumal da ſich mit allen Bewegungsgruͤnden ſinn-
liche Triebfedern vermiſchen. Baumg. Met. §. 512. Wenn
man von der Urſache dieſes beſondern Einfluſſes der Trieb-
federn des Gemuͤths in die Lebensbewegungen urtheilen
ſoll, ſo laͤßt ſich freylich nicht anders muthmaßen, als daß
dieſe innern Empfindungen der Seele (§. 80.) einen beſon-
dern und ihnen eignen ſinnlichen Eindruck in die Urſpruͤn-
ge der Nerven der Lebenstheile im Gehirne haben muͤſſen.

§. 124.
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0253" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der &#x017F;innlichen Lu&#x017F;t und Unlu&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
haupt &#x017F;ta&#x0364;rker und merklicher, als der Bewegungsgru&#x0364;nde.<lb/>
Vergl. d. A. 4 B. 159 St.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 251.</head><lb/>
              <p>Die unmittelbaren Seelenwirkungen der Triebfedern<lb/>
des Gemu&#x0364;ths u&#x0364;berhaupt, und fu&#x0364;r &#x017F;ich betrachtet, &#x017F;ind al&#x017F;o<lb/>
die Eindru&#x0364;cke der Lu&#x017F;t oder Unlu&#x017F;t ins Gehirn, in &#x017F;o fern<lb/>
&#x017F;ie, als be&#x017F;ondre Be&#x017F;chaffenheiten der materiellen, Jdeen<lb/>
jeder nicht gleichgu&#x0364;ltigen Vor&#x017F;tellung, die Ur&#x017F;pru&#x0364;nge der<lb/>
Nerven im Gehirne, wodurch die Lebensbewegungen re-<lb/>
gieret werden, reizen, §. 99. 101. 102. und dieß gilt<lb/>
insbe&#x017F;ondre von den Seelenwirkungen der Lu&#x017F;t und Unlu&#x017F;t<lb/>
der Sinne, §. 80. aller u&#x0364;brigen &#x017F;innlichen Reizungen und<lb/>
der Bewegungsgru&#x0364;nde. §. 88. 250. Außer allen bisher<lb/>
be&#x017F;chriebenen unmittelbaren Seelenwirkungen der a&#x0364;ußern<lb/>
Empfindungen, der Einbildungen, der Vorher&#x017F;ehungen,<lb/>
in die mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen, haben al&#x017F;o die&#x017F;elben, &#x017F;o-<lb/>
bald &#x017F;ie der Seele angenehm oder unangenehm &#x017F;ind, auch<lb/>
noch die be&#x017F;ondern, gleichfalls unmittelbaren, §. 97. 98.<lb/>
99. der &#x017F;innlichen Reizungen, (Triebfedern des Gemu&#x0364;ths,<lb/>
§. 88.) daß &#x017F;ie die Lebensbewegungen, und durch &#x017F;ie, ver-<lb/>
mittel&#x017F;t ihres phy&#x017F;icali&#x017F;chen, mechani&#x017F;chen und thieri&#x017F;chen<lb/>
Zu&#x017F;ammenhangs, die ge&#x017F;ammte thieri&#x017F;che Oeconomie in-<lb/>
nig&#x017F;t vera&#x0364;ndern. Die&#x017F;e Vera&#x0364;nderung der Lebensbewegun-<lb/>
gen i&#x017F;t de&#x017F;to &#x017F;ta&#x0364;rker, je &#x017F;ta&#x0364;rker die &#x017F;innliche Lu&#x017F;t und Unlu&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;berhaupt i&#x017F;t. §. 85. 87. Eben die&#x017F;es gilt auch von den<lb/>
Seelenwirkungen der Bewegungsgru&#x0364;nde in die Lebensbe-<lb/>
wegungen, ob &#x017F;ie gleich an &#x017F;ich von &#x017F;chwa&#x0364;cherer Art &#x017F;ind;<lb/>
§. 250. zumal da &#x017F;ich mit allen Bewegungsgru&#x0364;nden &#x017F;inn-<lb/>
liche Triebfedern vermi&#x017F;chen. <hi rendition="#aq">Baumg. Met.</hi> §. 512. Wenn<lb/>
man von der Ur&#x017F;ache die&#x017F;es be&#x017F;ondern Einflu&#x017F;&#x017F;es der Trieb-<lb/>
federn des Gemu&#x0364;ths in die Lebensbewegungen urtheilen<lb/>
&#x017F;oll, &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich freylich nicht anders muthmaßen, als daß<lb/>
die&#x017F;e innern Empfindungen der Seele (§. 80.) einen be&#x017F;on-<lb/>
dern und ihnen eignen &#x017F;innlichen Eindruck in die Ur&#x017F;pru&#x0364;n-<lb/>
ge der Nerven der Lebenstheile im Gehirne haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><fw place="bottom" type="catch">§. 124.</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0253] der ſinnlichen Luſt und Unluſt. haupt ſtaͤrker und merklicher, als der Bewegungsgruͤnde. Vergl. d. A. 4 B. 159 St. §. 251. Die unmittelbaren Seelenwirkungen der Triebfedern des Gemuͤths uͤberhaupt, und fuͤr ſich betrachtet, ſind alſo die Eindruͤcke der Luſt oder Unluſt ins Gehirn, in ſo fern ſie, als beſondre Beſchaffenheiten der materiellen, Jdeen jeder nicht gleichguͤltigen Vorſtellung, die Urſpruͤnge der Nerven im Gehirne, wodurch die Lebensbewegungen re- gieret werden, reizen, §. 99. 101. 102. und dieß gilt insbeſondre von den Seelenwirkungen der Luſt und Unluſt der Sinne, §. 80. aller uͤbrigen ſinnlichen Reizungen und der Bewegungsgruͤnde. §. 88. 250. Außer allen bisher beſchriebenen unmittelbaren Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen, der Einbildungen, der Vorherſehungen, in die mechaniſchen Maſchinen, haben alſo dieſelben, ſo- bald ſie der Seele angenehm oder unangenehm ſind, auch noch die beſondern, gleichfalls unmittelbaren, §. 97. 98. 99. der ſinnlichen Reizungen, (Triebfedern des Gemuͤths, §. 88.) daß ſie die Lebensbewegungen, und durch ſie, ver- mittelſt ihres phyſicaliſchen, mechaniſchen und thieriſchen Zuſammenhangs, die geſammte thieriſche Oeconomie in- nigſt veraͤndern. Dieſe Veraͤnderung der Lebensbewegun- gen iſt deſto ſtaͤrker, je ſtaͤrker die ſinnliche Luſt und Unluſt uͤberhaupt iſt. §. 85. 87. Eben dieſes gilt auch von den Seelenwirkungen der Bewegungsgruͤnde in die Lebensbe- wegungen, ob ſie gleich an ſich von ſchwaͤcherer Art ſind; §. 250. zumal da ſich mit allen Bewegungsgruͤnden ſinn- liche Triebfedern vermiſchen. Baumg. Met. §. 512. Wenn man von der Urſache dieſes beſondern Einfluſſes der Trieb- federn des Gemuͤths in die Lebensbewegungen urtheilen ſoll, ſo laͤßt ſich freylich nicht anders muthmaßen, als daß dieſe innern Empfindungen der Seele (§. 80.) einen beſon- dern und ihnen eignen ſinnlichen Eindruck in die Urſpruͤn- ge der Nerven der Lebenstheile im Gehirne haben muͤſſen. §. 124. P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/253
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/253>, abgerufen am 03.12.2024.