haben, andre Vorstellungen in der Seele dadurch zu erre- gen, die der äußern Empfindung Nebenwirkungen im Körper geben, wodurch ihre Wirkung in die gesammte thierische Oeconomie sich mittelbarer Weise weiter ausbrei- tet, und von zusammengesetzterm Nutzen wird. Wenn z. E. die Bewegung des Magens bey der Nüchternheit, (wenn er ledig ist, und davon leidet,) blos eine Nervenwirkung, die sie wirklich ist, bliebe, und nicht zugleich, weil sie em- pfunden wird, eine Seelenwirkung dieser äußern Empfin- dung wäre, so könnte dadurch die Begierde der Seele, die wir den Hunger nennen, nicht hervorgebracht werden, und die thierische Oeconomie würde vernachlässiget. Wäre ein heftiger Krampf eines Muskels nur eine Nervenwir- kung und nicht zugleich eine Seelenwirkung des Schmer- zens, so würde die Maschine davon verderben können, oh- ne daß wir uns bemüheten, es zu verhüten. Jn diesem Sinne muß man die äußerlichen Empfindungen als Wäch- ter für unsre Erhaltung betrachten.
Es ist nicht nöthig, mehr als dieses hier anzuführen, um von einer Seite die Seelenwirkungen der äußerlichen Empfindungen von den Nervenwirkungen zu unterschei- den. §. 181.
§. 185.
Von einer andern Seite betrachtet, verwirren wir wie- derum die Seelenwirkungen andrer Vorstellungen in den mechanischen Maschinen sehr oft mit den unmittelbaren See- lenwirkungen der äußern Empfindungen in ihnen. Wenn wir eine eckelhafte Speise, die uns ehedem ein Erbrechen verursachet hat, sehen oder riechen, so erreget diese äußere Empfindung in uns eine Einbildung von diesem ehemali- gen Erbrechen, und es erfolget wieder, weil diese Einbil- dung die ehemalige äußere Empfindung mit ihrer Wir- kung zum Theil wieder rege machet. §. 67. Jn diesem Falle ist das Erbrechen keine unmittelbare Seelenwirkung des Anblicks oder Geruchs, (der äußern Empfindung,) der
Speise;
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
haben, andre Vorſtellungen in der Seele dadurch zu erre- gen, die der aͤußern Empfindung Nebenwirkungen im Koͤrper geben, wodurch ihre Wirkung in die geſammte thieriſche Oeconomie ſich mittelbarer Weiſe weiter ausbrei- tet, und von zuſammengeſetzterm Nutzen wird. Wenn z. E. die Bewegung des Magens bey der Nuͤchternheit, (wenn er ledig iſt, und davon leidet,) blos eine Nervenwirkung, die ſie wirklich iſt, bliebe, und nicht zugleich, weil ſie em- pfunden wird, eine Seelenwirkung dieſer aͤußern Empfin- dung waͤre, ſo koͤnnte dadurch die Begierde der Seele, die wir den Hunger nennen, nicht hervorgebracht werden, und die thieriſche Oeconomie wuͤrde vernachlaͤſſiget. Waͤre ein heftiger Krampf eines Muskels nur eine Nervenwir- kung und nicht zugleich eine Seelenwirkung des Schmer- zens, ſo wuͤrde die Maſchine davon verderben koͤnnen, oh- ne daß wir uns bemuͤheten, es zu verhuͤten. Jn dieſem Sinne muß man die aͤußerlichen Empfindungen als Waͤch- ter fuͤr unſre Erhaltung betrachten.
Es iſt nicht noͤthig, mehr als dieſes hier anzufuͤhren, um von einer Seite die Seelenwirkungen der aͤußerlichen Empfindungen von den Nervenwirkungen zu unterſchei- den. §. 181.
§. 185.
Von einer andern Seite betrachtet, verwirren wir wie- derum die Seelenwirkungen andrer Vorſtellungen in den mechaniſchen Maſchinen ſehr oft mit den unmittelbaren See- lenwirkungen der aͤußern Empfindungen in ihnen. Wenn wir eine eckelhafte Speiſe, die uns ehedem ein Erbrechen verurſachet hat, ſehen oder riechen, ſo erreget dieſe aͤußere Empfindung in uns eine Einbildung von dieſem ehemali- gen Erbrechen, und es erfolget wieder, weil dieſe Einbil- dung die ehemalige aͤußere Empfindung mit ihrer Wir- kung zum Theil wieder rege machet. §. 67. Jn dieſem Falle iſt das Erbrechen keine unmittelbare Seelenwirkung des Anblicks oder Geruchs, (der aͤußern Empfindung,) der
Speiſe;
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[182/0206]
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
haben, andre Vorſtellungen in der Seele dadurch zu erre-
gen, die der aͤußern Empfindung Nebenwirkungen im
Koͤrper geben, wodurch ihre Wirkung in die geſammte
thieriſche Oeconomie ſich mittelbarer Weiſe weiter ausbrei-
tet, und von zuſammengeſetzterm Nutzen wird. Wenn z.
E. die Bewegung des Magens bey der Nuͤchternheit, (wenn
er ledig iſt, und davon leidet,) blos eine Nervenwirkung,
die ſie wirklich iſt, bliebe, und nicht zugleich, weil ſie em-
pfunden wird, eine Seelenwirkung dieſer aͤußern Empfin-
dung waͤre, ſo koͤnnte dadurch die Begierde der Seele, die
wir den Hunger nennen, nicht hervorgebracht werden, und
die thieriſche Oeconomie wuͤrde vernachlaͤſſiget. Waͤre
ein heftiger Krampf eines Muskels nur eine Nervenwir-
kung und nicht zugleich eine Seelenwirkung des Schmer-
zens, ſo wuͤrde die Maſchine davon verderben koͤnnen, oh-
ne daß wir uns bemuͤheten, es zu verhuͤten. Jn dieſem
Sinne muß man die aͤußerlichen Empfindungen als Waͤch-
ter fuͤr unſre Erhaltung betrachten.
Es iſt nicht noͤthig, mehr als dieſes hier anzufuͤhren,
um von einer Seite die Seelenwirkungen der aͤußerlichen
Empfindungen von den Nervenwirkungen zu unterſchei-
den. §. 181.
§. 185.
Von einer andern Seite betrachtet, verwirren wir wie-
derum die Seelenwirkungen andrer Vorſtellungen in den
mechaniſchen Maſchinen ſehr oft mit den unmittelbaren See-
lenwirkungen der aͤußern Empfindungen in ihnen. Wenn
wir eine eckelhafte Speiſe, die uns ehedem ein Erbrechen
verurſachet hat, ſehen oder riechen, ſo erreget dieſe aͤußere
Empfindung in uns eine Einbildung von dieſem ehemali-
gen Erbrechen, und es erfolget wieder, weil dieſe Einbil-
dung die ehemalige aͤußere Empfindung mit ihrer Wir-
kung zum Theil wieder rege machet. §. 67. Jn dieſem
Falle iſt das Erbrechen keine unmittelbare Seelenwirkung
des Anblicks oder Geruchs, (der aͤußern Empfindung,) der
Speiſe;
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/206>, abgerufen am 21.12.2024.
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