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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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Das III. Capitul

Jngleichen klinget dieses gar wohl:

Es vergeht mir alle Lust!
Denn mir ist nur Schmertz bewust.

Da hingegen dieses schon etwas gezwungener klin-
get:

Es vergehet mir die Lust,
Denn mir ist nur Angst bewust.
8. Wirfft man denn auch am Ende den Vo-
calem
weg, wenn ein H. darauf
folget?

Einige thun es: wiewohl es scheinet nicht nöthig,
solches zu thun, weil man auch in Prosa den Vocalem
vor dem H. ausspricht. Denn dieser Vers klinget
gantz rein:

Wer seine Herren liebt, ist ein getreuer Knecht.

Dieser hingegen klinget etwas hart:

Ein jeder der sein' Herren liebt, ist ein getreuer Knecht.
9. Kan man aber nicht einen Vocalem am
Ende wegwerffen, wenn sich das folgende
Wort mit einem Consonante
anfänget?

Es pflegen solches etliche zu thun, und setzen immer
einen Apostrophum dabey: Allein sie thun solches mit
Unverstand, weil sie gar kein Fundament von solcher
Elision anführen können. Denn wie schöne klingt doch
dieses:

Es hat ein' kleine Frau mehr Eifer als ein' grosse.
10. Hat
Das III. Capitul

Jngleichen klinget dieſes gar wohl:

Es vergeht mir alle Luſt!
Denn mir iſt nur Schmertz bewuſt.

Da hingegen dieſes ſchon etwas gezwungener klin-
get:

Es vergehet mir die Luſt,
Denn mir iſt nur Angſt bewuſt.
8. Wirfft man denn auch am Ende den Vo-
calem
weg, wenn ein H. darauf
folget?

Einige thun es: wiewohl es ſcheinet nicht noͤthig,
ſolches zu thun, weil man auch in Proſa den Vocalem
vor dem H. ausſpricht. Denn dieſer Vers klinget
gantz rein:

Wer ſeine Herren liebt, iſt ein getreuer Knecht.

Dieſer hingegen klinget etwas hart:

Ein jeder der ſein’ Herren liebt, iſt ein getreuer Knecht.
9. Kan man aber nicht einen Vocalem am
Ende wegwerffen, wenn ſich das folgende
Wort mit einem Conſonante
anfaͤnget?

Es pflegen ſolches etliche zu thun, und ſetzen immer
einen Apoſtrophum dabey: Allein ſie thun ſolches mit
Unverſtand, weil ſie gar kein Fundament von ſolcher
Eliſion anfuͤhren koͤnnen. Denn wie ſchoͤne klingt doch
dieſes:

Es hat ein’ kleine Frau mehr Eifer als ein’ groſſe.
10. Hat
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[36/0040] Das III. Capitul Jngleichen klinget dieſes gar wohl: Es vergeht mir alle Luſt! Denn mir iſt nur Schmertz bewuſt. Da hingegen dieſes ſchon etwas gezwungener klin- get: Es vergehet mir die Luſt, Denn mir iſt nur Angſt bewuſt. 8. Wirfft man denn auch am Ende den Vo- calem weg, wenn ein H. darauf folget? Einige thun es: wiewohl es ſcheinet nicht noͤthig, ſolches zu thun, weil man auch in Proſa den Vocalem vor dem H. ausſpricht. Denn dieſer Vers klinget gantz rein: Wer ſeine Herren liebt, iſt ein getreuer Knecht. Dieſer hingegen klinget etwas hart: Ein jeder der ſein’ Herren liebt, iſt ein getreuer Knecht. 9. Kan man aber nicht einen Vocalem am Ende wegwerffen, wenn ſich das folgende Wort mit einem Conſonante anfaͤnget? Es pflegen ſolches etliche zu thun, und ſetzen immer einen Apoſtrophum dabey: Allein ſie thun ſolches mit Unverſtand, weil ſie gar kein Fundament von ſolcher Eliſion anfuͤhren koͤnnen. Denn wie ſchoͤne klingt doch dieſes: Es hat ein’ kleine Frau mehr Eifer als ein’ groſſe. 10. Hat

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/40>, abgerufen am 13.11.2024.