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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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von der Imitation.
Conclusio: Es bleibet wohl wahr: Kein Mensch ist
ohne Sünde. Doch müssen rechtschaffene
Christen der übrigen Sünde aufs möglichste
widerstehen.
Probatio: Denn das will ihre Christen-Pflicht
haben.
Die Elaboration soll folgende seyn:
Kein Mensch ist ohne Sünde;
Berufft man sich auf GOttes Schrifft,
Jn welcher man viel fromme Hertzen finde,
Wie solches Looß Johann, Marie, und Enoch trifft:
So muß man diß zur Nachricht wissen:
Daß wir zwar dieses sagen müssen:
Sie haben nicht so arg gelebet,
Als man von vielen andern hört:
Doch wer von ihnen alle Sünde hebet,
Jst warlich recht bethört.
Kein Mensch kan ohne Sünde seyn.
Der reinest Atlas ist nicht rein.
Kan aber gleich der Mensch nicht ohne Sünde bleiben:
Muß er doch diß tief in sein Hertze schreiben:
Er solle stets der Sünden widerstehen,
Hierauf pflegt ja die Pflicht der Gläubigen zu gehen.
8. Wie kan man eines andern gantze Disposi-
tiones
und Elaborationes imitiren?

Es geschiehet solches, wenn man nicht nur alle
Stücke in eben der Ordnung behält, sondern auch
fast alle Redens-Arten und Manieren nachzuma-
chen suchet. Wobey denn dieses wohl zu mercken,
daß solche Imitation nicht allzugezwungen heraus
kommen müsse. Wir wollen diese Art zu imitiren

nur
K 2
von der Imitation.
Concluſio: Es bleibet wohl wahr: Kein Menſch iſt
ohne Suͤnde. Doch muͤſſen rechtſchaffene
Chriſten der uͤbrigen Suͤnde aufs moͤglichſte
widerſtehen.
Probatio: Denn das will ihre Chriſten-Pflicht
haben.
Die Elaboration ſoll folgende ſeyn:
Kein Menſch iſt ohne Suͤnde;
Berufft man ſich auf GOttes Schrifft,
Jn welcher man viel fromme Hertzen finde,
Wie ſolches Looß Johann, Marie, und Enoch trifft:
So muß man diß zur Nachricht wiſſen:
Daß wir zwar dieſes ſagen muͤſſen:
Sie haben nicht ſo arg gelebet,
Als man von vielen andern hoͤrt:
Doch wer von ihnen alle Suͤnde hebet,
Jſt warlich recht bethoͤrt.
Kein Menſch kan ohne Suͤnde ſeyn.
Der reineſt Atlas iſt nicht rein.
Kan aber gleich der Menſch nicht ohne Suͤnde bleiben:
Muß er doch diß tief in ſein Hertze ſchreiben:
Er ſolle ſtets der Suͤnden widerſtehen,
Hierauf pflegt ja die Pflicht der Glaͤubigen zu gehen.
8. Wie kan man eines andern gantze Diſpoſi-
tiones
und Elaborationes imitiren?

Es geſchiehet ſolches, wenn man nicht nur alle
Stuͤcke in eben der Ordnung behaͤlt, ſondern auch
faſt alle Redens-Arten und Manieren nachzuma-
chen ſuchet. Wobey denn dieſes wohl zu mercken,
daß ſolche Imitation nicht allzugezwungen heraus
kommen muͤſſe. Wir wollen dieſe Art zu imitiren

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[145/0149] von der Imitation. Concluſio: Es bleibet wohl wahr: Kein Menſch iſt ohne Suͤnde. Doch muͤſſen rechtſchaffene Chriſten der uͤbrigen Suͤnde aufs moͤglichſte widerſtehen. Probatio: Denn das will ihre Chriſten-Pflicht haben. Die Elaboration ſoll folgende ſeyn: Kein Menſch iſt ohne Suͤnde; Berufft man ſich auf GOttes Schrifft, Jn welcher man viel fromme Hertzen finde, Wie ſolches Looß Johann, Marie, und Enoch trifft: So muß man diß zur Nachricht wiſſen: Daß wir zwar dieſes ſagen muͤſſen: Sie haben nicht ſo arg gelebet, Als man von vielen andern hoͤrt: Doch wer von ihnen alle Suͤnde hebet, Jſt warlich recht bethoͤrt. Kein Menſch kan ohne Suͤnde ſeyn. Der reineſt Atlas iſt nicht rein. Kan aber gleich der Menſch nicht ohne Suͤnde bleiben: Muß er doch diß tief in ſein Hertze ſchreiben: Er ſolle ſtets der Suͤnden widerſtehen, Hierauf pflegt ja die Pflicht der Glaͤubigen zu gehen. 8. Wie kan man eines andern gantze Diſpoſi- tiones und Elaborationes imitiren? Es geſchiehet ſolches, wenn man nicht nur alle Stuͤcke in eben der Ordnung behaͤlt, ſondern auch faſt alle Redens-Arten und Manieren nachzuma- chen ſuchet. Wobey denn dieſes wohl zu mercken, daß ſolche Imitation nicht allzugezwungen heraus kommen muͤſſe. Wir wollen dieſe Art zu imitiren nur K 2

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/149>, abgerufen am 13.11.2024.