Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Imitation.
Tochter beweinenden Jephtha vorgestellet hätte,
könte man durch Veränderung der Personen bey Be-
erdigung eines geliebten Sohnes: den seinen Jo-
seph beweinenden Jacob
aufführen. Jngleichen
hätte einer bey Beerdigung eines Bürgermeisters die
klagende Bürgerschafft
vorgestellet, so könte man
darnach bey Beerdigung eines Professoris die klagen-
de Studenten
vorstellen. Man hat noch viel ande-
re Arten, die Inventiones zu imitiren: Wenn bey ei-
ner Hochzeit ein Gespräch zwischen Braut und
Bräutigam
wäre vorgestellet worden, so könte man
auf solche Art bey Beerdigung einer Ehe-Frau zwi-
schen ihr und dem hinterlassenen Ehe-Liebsten
ein Gespräche
anstellen. Hätte einer bey gewisser
Gelegenheit halb Teutsche, halb Frantzösische Ver-
se
gemachet, so könte ein anderer halb Teutsche, halb
Jtaliänische,
oder Lateinische Verse verfertigen.
Bißweilen pfleget man auch wohl den Titul eines an-
dern nachzumachen, also sind bißher etliche Titul zu
Versen verfertiget worden, welche nur aus zwey oder
vier Versen bestehen. Und kan man solcher Gestalt
vieler Titul und Ceremonien entübriget seyn. vid. Mu-
sen-Cab. p. 37. 188. 763. & 1274.

4. Wie kan man andern ihre Worte und
Redens-Arten nachmachen?

Es gehet solches auf zweyerley Art an, als:

I. Wenn ich andere Worte und Redens-Arten un-
verändert behalte, und bey gewisser Gelegenheit an-
wende. z. e. Die Worte:
Was

von der Imitation.
Tochter beweinenden Jephtha vorgeſtellet haͤtte,
koͤnte man durch Veraͤnderung der Perſonen bey Be-
erdigung eines geliebten Sohnes: den ſeinen Jo-
ſeph beweinenden Jacob
auffuͤhren. Jngleichen
haͤtte einer bey Beerdigung eines Buͤrgermeiſters die
klagende Buͤrgerſchafft
vorgeſtellet, ſo koͤnte man
darnach bey Beerdigung eines Profeſſoris die klagen-
de Studenten
vorſtellen. Man hat noch viel ande-
re Arten, die Inventiones zu imitiren: Wenn bey ei-
ner Hochzeit ein Geſpraͤch zwiſchen Braut und
Braͤutigam
waͤre vorgeſtellet worden, ſo koͤnte man
auf ſolche Art bey Beerdigung einer Ehe-Frau zwi-
ſchen ihr und dem hinterlaſſenen Ehe-Liebſten
ein Geſpraͤche
anſtellen. Haͤtte einer bey gewiſſer
Gelegenheit halb Teutſche, halb Frantzoͤſiſche Ver-
ſe
gemachet, ſo koͤnte ein anderer halb Teutſche, halb
Jtaliaͤniſche,
oder Lateiniſche Verſe verfertigen.
Bißweilen pfleget man auch wohl den Titul eines an-
dern nachzumachen, alſo ſind bißher etliche Titul zu
Verſen verfertiget worden, welche nur aus zwey oder
vier Verſen beſtehen. Und kan man ſolcher Geſtalt
vieler Titul und Ceremonien entuͤbriget ſeyn. vid. Mu-
ſen-Cab. p. 37. 188. 763. & 1274.

4. Wie kan man andern ihre Worte und
Redens-Arten nachmachen?

Es gehet ſolches auf zweyerley Art an, als:

I. Wenn ich andere Worte und Redens-Arten un-
veraͤndert behalte, und bey gewiſſer Gelegenheit an-
wende. z. e. Die Worte:
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der <hi rendition="#aq">Imitation.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Tochter beweinenden Jephtha</hi> vorge&#x017F;tellet ha&#x0364;tte,<lb/>
ko&#x0364;nte man durch Vera&#x0364;nderung der Per&#x017F;onen bey Be-<lb/>
erdigung eines geliebten Sohnes: <hi rendition="#fr">den &#x017F;einen Jo-<lb/>
&#x017F;eph beweinenden Jacob</hi> auffu&#x0364;hren. Jngleichen<lb/>
ha&#x0364;tte einer bey Beerdigung eines Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ters <hi rendition="#fr">die<lb/>
klagende Bu&#x0364;rger&#x017F;chafft</hi> vorge&#x017F;tellet, &#x017F;o ko&#x0364;nte man<lb/>
darnach bey Beerdigung eines <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;oris</hi> <hi rendition="#fr">die klagen-<lb/>
de Studenten</hi> vor&#x017F;tellen. Man hat noch viel ande-<lb/>
re Arten, die <hi rendition="#aq">Inventiones</hi> zu <hi rendition="#aq">imiti</hi>ren: Wenn bey ei-<lb/>
ner Hochzeit ein <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;pra&#x0364;ch zwi&#x017F;chen Braut und<lb/>
Bra&#x0364;utigam</hi> wa&#x0364;re vorge&#x017F;tellet worden, &#x017F;o ko&#x0364;nte man<lb/>
auf &#x017F;olche Art bey Beerdigung einer Ehe-Frau <hi rendition="#fr">zwi-<lb/>
&#x017F;chen ihr und dem hinterla&#x017F;&#x017F;enen Ehe-Lieb&#x017F;ten<lb/>
ein Ge&#x017F;pra&#x0364;che</hi> an&#x017F;tellen. Ha&#x0364;tte einer bey gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Gelegenheit <hi rendition="#fr">halb Teut&#x017F;che, halb Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Ver-<lb/>
&#x017F;e</hi> gemachet, &#x017F;o ko&#x0364;nte ein anderer <hi rendition="#fr">halb Teut&#x017F;che, halb<lb/>
Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che,</hi> oder <hi rendition="#fr">Lateini&#x017F;che Ver&#x017F;e</hi> verfertigen.<lb/>
Bißweilen pfleget man auch wohl den Titul eines an-<lb/>
dern nachzumachen, al&#x017F;o &#x017F;ind bißher etliche Titul zu<lb/>
Ver&#x017F;en verfertiget worden, welche nur aus zwey oder<lb/>
vier Ver&#x017F;en be&#x017F;tehen. Und kan man &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt<lb/>
vieler Titul und <hi rendition="#aq">Ceremonien</hi> entu&#x0364;briget &#x017F;eyn. <hi rendition="#aq">vid.</hi> Mu-<lb/>
&#x017F;en-Cab. <hi rendition="#aq">p.</hi> 37. 188. 763. &amp; 1274.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">4. Wie kan man andern ihre Worte und<lb/>
Redens-Arten nachmachen?</hi> </head><lb/>
          <p>Es gehet &#x017F;olches auf zweyerley Art an, als:</p><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">I.</hi> Wenn ich andere Worte und Redens-Arten un-<lb/>
vera&#x0364;ndert behalte, und bey gewi&#x017F;&#x017F;er Gelegenheit an-<lb/>
wende. z. e. Die Worte:</item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Was</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0141] von der Imitation. Tochter beweinenden Jephtha vorgeſtellet haͤtte, koͤnte man durch Veraͤnderung der Perſonen bey Be- erdigung eines geliebten Sohnes: den ſeinen Jo- ſeph beweinenden Jacob auffuͤhren. Jngleichen haͤtte einer bey Beerdigung eines Buͤrgermeiſters die klagende Buͤrgerſchafft vorgeſtellet, ſo koͤnte man darnach bey Beerdigung eines Profeſſoris die klagen- de Studenten vorſtellen. Man hat noch viel ande- re Arten, die Inventiones zu imitiren: Wenn bey ei- ner Hochzeit ein Geſpraͤch zwiſchen Braut und Braͤutigam waͤre vorgeſtellet worden, ſo koͤnte man auf ſolche Art bey Beerdigung einer Ehe-Frau zwi- ſchen ihr und dem hinterlaſſenen Ehe-Liebſten ein Geſpraͤche anſtellen. Haͤtte einer bey gewiſſer Gelegenheit halb Teutſche, halb Frantzoͤſiſche Ver- ſe gemachet, ſo koͤnte ein anderer halb Teutſche, halb Jtaliaͤniſche, oder Lateiniſche Verſe verfertigen. Bißweilen pfleget man auch wohl den Titul eines an- dern nachzumachen, alſo ſind bißher etliche Titul zu Verſen verfertiget worden, welche nur aus zwey oder vier Verſen beſtehen. Und kan man ſolcher Geſtalt vieler Titul und Ceremonien entuͤbriget ſeyn. vid. Mu- ſen-Cab. p. 37. 188. 763. & 1274. 4. Wie kan man andern ihre Worte und Redens-Arten nachmachen? Es gehet ſolches auf zweyerley Art an, als: I. Wenn ich andere Worte und Redens-Arten un- veraͤndert behalte, und bey gewiſſer Gelegenheit an- wende. z. e. Die Worte: Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/141
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/141>, abgerufen am 21.11.2024.