Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.von den Reimen. 3. Was hat es denn mit den Inscriptionen vor eine Beschaffenheit? Es gehören zwar die Inscriptiones, wie allererst ge- 1. Repugnantia, oder solche Redens-Arten/ die einan- der gantz zuwider seyn. z. e. Ein alter Knabe. Eine höltzerne Mauer. 2. Alienata, oder solche Worte, welche sich gar nicht zur Zeit, zum Orte, zur Person und Sache etc. schicken. z. e. Er weinet bey der Hochzeit und lachet beym Begräbnisse. 3. Comparata, oder dergleichen Dinge, worinnen ich zwey Personen oder zwey Sachen mit einan- der vergleiche. z. e. Den Cardinal Protoca- rero mit dem Cardinal Richelieu. Jnglei- chen: Die Wohlthaten mit einem lieblichen Balsam. 4. Allusiones, oder solche Sachen, da man auf ein Symbolum, Sprichwort, sinnreichen Spruch, Historie, Streit-Frage, Fabel etc. alludiret. z. e. Bey einem Hochzeit-Wunsche könte man die Frage erörtern: Was man vor eine Person heyrathen solle. Dieses ist wie gedacht, bey den Inscriptionen noch zu A 5
von den Reimen. 3. Was hat es denn mit den Inſcriptionen vor eine Beſchaffenheit? Es gehoͤren zwar die Inſcriptiones, wie allererſt ge- 1. Repugnantia, oder ſolche Redens-Arten/ die einan- der gantz zuwider ſeyn. z. e. Ein alter Knabe. Eine hoͤltzerne Mauer. 2. Alienata, oder ſolche Worte, welche ſich gar nicht zur Zeit, zum Orte, zur Perſon und Sache ꝛc. ſchicken. z. e. Er weinet bey der Hochzeit und lachet beym Begraͤbniſſe. 3. Comparata, oder dergleichen Dinge, worinnen ich zwey Perſonen oder zwey Sachen mit einan- der vergleiche. z. e. Den Cardinal Protoca- rero mit dem Cardinal Richelieu. Jnglei- chen: Die Wohlthaten mit einem lieblichen Balſam. 4. Alluſiones, oder ſolche Sachen, da man auf ein Symbolum, Sprichwort, ſinnreichen Spruch, Hiſtorie, Streit-Frage, Fabel ꝛc. alludiret. z. e. Bey einem Hochzeit-Wunſche koͤnte man die Frage eroͤrtern: Was man vor eine Perſon heyrathen ſolle. Dieſes iſt wie gedacht, bey den Inſcriptionen noch zu A 5
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von den Reimen.
3. Was hat es denn mit den Inſcriptionen
vor eine Beſchaffenheit?
Es gehoͤren zwar die Inſcriptiones, wie allererſt ge-
ſaget worden, auch zur Poëſie, gleichwohl wird davon
in der Oratorie weitlaͤufftiger gehandelt. Kurtz zu ſa-
gen, ſo muͤſſen in den Inſcriptionen lauter ſcharffſinni-
ge Redens-Arten und die Zeilen von unterſchiedener
Laͤnge ſeyn, damit ſie einige Figur machen. Die
ſcharffſinnige Redens-Arten aber flieſſen aus vier Oer-
tern her, welche ſind:
1. Repugnantia, oder ſolche Redens-Arten/ die einan-
der gantz zuwider ſeyn. z. e. Ein alter Knabe.
Eine hoͤltzerne Mauer.
2. Alienata, oder ſolche Worte, welche ſich gar nicht
zur Zeit, zum Orte, zur Perſon und Sache ꝛc.
ſchicken. z. e. Er weinet bey der Hochzeit und
lachet beym Begraͤbniſſe.
3. Comparata, oder dergleichen Dinge, worinnen
ich zwey Perſonen oder zwey Sachen mit einan-
der vergleiche. z. e. Den Cardinal Protoca-
rero mit dem Cardinal Richelieu. Jnglei-
chen: Die Wohlthaten mit einem lieblichen
Balſam.
4. Alluſiones, oder ſolche Sachen, da man auf ein
Symbolum, Sprichwort, ſinnreichen Spruch,
Hiſtorie, Streit-Frage, Fabel ꝛc. alludiret. z. e.
Bey einem Hochzeit-Wunſche koͤnte man
die Frage eroͤrtern: Was man vor eine
Perſon heyrathen ſolle.
Dieſes iſt wie gedacht, bey den Inſcriptionen noch
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Zitationshilfe: | Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/13>, abgerufen am 03.03.2025. |