Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Lied eines deutschen Sängers. Ich sang in vor'gen Tagen Der Lieder mancherlei, Von alten, frommen Sagen, Von Minne, Wein und Mai. Nun ist es ausgesungen, Es dünkt mir Alles Tand: Der Heerschild ist erklungen, Der Ruf: für's Vaterland! Man sagt wohl von den Katten: Sie legten Erzring' an, Bis sie gelöst sich hatten Mit einem erschlagnen Mann. Ich schlag' den Geist in Bande Und werf' an den Mund ein Schloß, Bis ich dem Vaterlande Gedient als Schwerdtgenoß. Und bin ich nicht geboren Zu hohem Heldenthum, Ist mir das Lied erkoren Zu Lust und schlichtem Ruhm: Doch möcht' ich Eins erringen In diesem heil'gen Krieg: Das edle Recht, zu singen Des deutschen Volkes Sieg. Lied eines deutſchen Sängers. Ich ſang in vor’gen Tagen Der Lieder mancherlei, Von alten, frommen Sagen, Von Minne, Wein und Mai. Nun iſt es ausgeſungen, Es dünkt mir Alles Tand: Der Heerſchild iſt erklungen, Der Ruf: für’s Vaterland! Man ſagt wohl von den Katten: Sie legten Erzring’ an, Bis ſie gelöst ſich hatten Mit einem erſchlagnen Mann. Ich ſchlag’ den Geiſt in Bande Und werf’ an den Mund ein Schloß, Bis ich dem Vaterlande Gedient als Schwerdtgenoß. Und bin ich nicht geboren Zu hohem Heldenthum, Iſt mir das Lied erkoren Zu Luſt und ſchlichtem Ruhm: Doch möcht’ ich Eins erringen In dieſem heil’gen Krieg: Das edle Recht, zu ſingen Des deutſchen Volkes Sieg. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0083" n="77"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Lied eines deutſchen Sängers</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich ſang in vor’gen Tagen</l><lb/> <l>Der Lieder mancherlei,</l><lb/> <l>Von alten, frommen Sagen,</l><lb/> <l>Von Minne, Wein und Mai.</l><lb/> <l>Nun iſt es ausgeſungen,</l><lb/> <l>Es dünkt mir Alles Tand:</l><lb/> <l>Der Heerſchild iſt erklungen,</l><lb/> <l>Der Ruf: für’s Vaterland!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Man ſagt wohl von den Katten:</l><lb/> <l>Sie legten Erzring’ an,</l><lb/> <l>Bis ſie gelöst ſich hatten</l><lb/> <l>Mit einem erſchlagnen Mann.</l><lb/> <l>Ich ſchlag’ den Geiſt in Bande</l><lb/> <l>Und werf’ an den Mund ein Schloß,</l><lb/> <l>Bis ich dem Vaterlande</l><lb/> <l>Gedient als Schwerdtgenoß.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und bin ich nicht geboren</l><lb/> <l>Zu hohem Heldenthum,</l><lb/> <l>Iſt mir das Lied erkoren</l><lb/> <l>Zu Luſt und ſchlichtem Ruhm:</l><lb/> <l>Doch möcht’ ich Eins erringen</l><lb/> <l>In dieſem heil’gen Krieg:</l><lb/> <l>Das edle Recht, zu ſingen</l><lb/> <l>Des deutſchen Volkes Sieg.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [77/0083]
Lied eines deutſchen Sängers.
Ich ſang in vor’gen Tagen
Der Lieder mancherlei,
Von alten, frommen Sagen,
Von Minne, Wein und Mai.
Nun iſt es ausgeſungen,
Es dünkt mir Alles Tand:
Der Heerſchild iſt erklungen,
Der Ruf: für’s Vaterland!
Man ſagt wohl von den Katten:
Sie legten Erzring’ an,
Bis ſie gelöst ſich hatten
Mit einem erſchlagnen Mann.
Ich ſchlag’ den Geiſt in Bande
Und werf’ an den Mund ein Schloß,
Bis ich dem Vaterlande
Gedient als Schwerdtgenoß.
Und bin ich nicht geboren
Zu hohem Heldenthum,
Iſt mir das Lied erkoren
Zu Luſt und ſchlichtem Ruhm:
Doch möcht’ ich Eins erringen
In dieſem heil’gen Krieg:
Das edle Recht, zu ſingen
Des deutſchen Volkes Sieg.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/83>, abgerufen am 16.07.2024. |