Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Harald. Vor seinem Heergefolge ritt Der kühne Held Harald. Sie zogen in des Mondes Schein Durch einen wilden Wald. Sie tragen manch' erkämpfte Fahn', Die hoch im Winde wallt, Sie singen manches Siegeslied, Das durch die Berge hallt. Was rauschet, lauschet im Gebüsch? Was wiegt sich auf dem Baum? Was senket aus den Wolken sich, Und taucht aus Stromes Schaum? Was wirft mit Blumen um und um? Was singt so wonniglich? Was tanzet durch der Krieger Reihn? Schwingt auf die Rosse sich? Was kost so sanft und küßt so süß? Und hält so lind umfaßt? Und nimmt das Schwerdt, und zieht vom Roß, Und läßt nicht Ruh noch Rast? Harald. Vor ſeinem Heergefolge ritt Der kühne Held Harald. Sie zogen in des Mondes Schein Durch einen wilden Wald. Sie tragen manch’ erkämpfte Fahn’, Die hoch im Winde wallt, Sie ſingen manches Siegeslied, Das durch die Berge hallt. Was rauſchet, lauſchet im Gebüſch? Was wiegt ſich auf dem Baum? Was ſenket aus den Wolken ſich, Und taucht aus Stromes Schaum? Was wirft mit Blumen um und um? Was ſingt ſo wonniglich? Was tanzet durch der Krieger Reihn? Schwingt auf die Roſſe ſich? Was kost ſo ſanft und küßt ſo ſüß? Und hält ſo lind umfaßt? Und nimmt das Schwerdt, und zieht vom Roß, Und läßt nicht Ruh noch Raſt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0275" n="269"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Harald</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Vor ſeinem Heergefolge ritt</l><lb/> <l>Der kühne Held Harald.</l><lb/> <l>Sie zogen in des Mondes Schein</l><lb/> <l>Durch einen wilden Wald.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sie tragen manch’ erkämpfte Fahn’,</l><lb/> <l>Die hoch im Winde wallt,</l><lb/> <l>Sie ſingen manches Siegeslied,</l><lb/> <l>Das durch die Berge hallt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was rauſchet, lauſchet im Gebüſch?</l><lb/> <l>Was wiegt ſich auf dem Baum?</l><lb/> <l>Was ſenket aus den Wolken ſich,</l><lb/> <l>Und taucht aus Stromes Schaum?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was wirft mit Blumen um und um?</l><lb/> <l>Was ſingt ſo wonniglich?</l><lb/> <l>Was tanzet durch der Krieger Reihn?</l><lb/> <l>Schwingt auf die Roſſe ſich?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Was kost ſo ſanft und küßt ſo ſüß?</l><lb/> <l>Und hält ſo lind umfaßt?</l><lb/> <l>Und nimmt das Schwerdt, und zieht vom Roß,</l><lb/> <l>Und läßt nicht Ruh noch Raſt?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269/0275]
Harald.
Vor ſeinem Heergefolge ritt
Der kühne Held Harald.
Sie zogen in des Mondes Schein
Durch einen wilden Wald.
Sie tragen manch’ erkämpfte Fahn’,
Die hoch im Winde wallt,
Sie ſingen manches Siegeslied,
Das durch die Berge hallt.
Was rauſchet, lauſchet im Gebüſch?
Was wiegt ſich auf dem Baum?
Was ſenket aus den Wolken ſich,
Und taucht aus Stromes Schaum?
Was wirft mit Blumen um und um?
Was ſingt ſo wonniglich?
Was tanzet durch der Krieger Reihn?
Schwingt auf die Roſſe ſich?
Was kost ſo ſanft und küßt ſo ſüß?
Und hält ſo lind umfaßt?
Und nimmt das Schwerdt, und zieht vom Roß,
Und läßt nicht Ruh noch Raſt?
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