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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Ber
sind viel prächtige Häuser auf Jta-
lienische Manier gebauet, welche
vor Palläste paßiren können. Aber
das Schloß ist ein recht König-
liches Gebäude, welches ietzo (aus-
genommen des Escurial und Louvre
in Paris) an Schönheit und
Grösse mit den vornehmsten Ge-
bäuden in der Welt um den Vor-
zug streiten kan; die Säle und
Gemächer sind mit den schönsten
Gemählden in grosser Menge ge-
zieret: Hat auch ein Wäldlein
500 Schritt groß, dienet dem Kö-
nig zur Ergetzlichkeit, gestalten viel
Wild darinnen unterhalten und zu-
weilen gejaget wird. Es sind auch
allhier zu sehen, der prächtige
Marstall, mit den schönsten Pfer-
den gespickt; die Kunstkammer,
die berühmte Bibliothec, das un-
vergleichliche Königliche Müntz-
Cabinet und Antiqvitäten-Kam-
mer, die neue Brücke, worauf
der Churfürst Friedrich Wilhelm,
in Ertzt gegossen, zu Pferde zu
sehen: Jtem der neue Stall, der
Dom oder die Stiffts-Kirche. Es
war hier eine von dem weisen Kö-
nig Friedrich dem Ersten angeleg-
te Ritter-Academie, so aber un-
ter der vorigen Regierung einge-
gangen.

Bern,

Jst eine schöne, reiche, mäch-
tige und feste Stadt in Schwei-
tzerland, an dem Fluß Aar gele-
gen. Sie ist gleichsam wie eine
Zunge formiret, oder wie eine hal-
be Jnsel, ziemlich hoch erhaben,
und gantz von gehauenen Steinen,
samt grossen und breiten Gassen.
Auf beyden Seiten stehen schöne
Gewölber, doch sind die Häuser
und Thüren einander so gleich,
daß man sie nicht unterscheiden
kan. Diese Stadt wird regieret
[Spaltenumbruch]

Bes
von einem grossen Rath, bestehend
in 300 Köpffen; der kleine Rath
bestehet in 25 Rathsherren, welche
aus der Zahl dieser 300 genom-
men. Jhre vornehmste Obrigkeit
sind 2 Schultheissen, deren Anse-
hen und Gewalt, einiger Massen
der Römer Bürgermeister Macht
gleichet, und verwalten sie, wie
diese Wechsels-Weise, ihr Amt
ein Jahr lang. Diese Stadt hat
ein grosses Gebiet, 72 Landvog-
teyen, und kan allein 60000 Mann
ins Feld stellen. Aber in Bern ist
sehr wenig Handlung und eigent-
lich keine, als die man zu der Stadt
Nothdurfft vonnöthen hat. Hin-
gegen blühen allda die freyen Kün-
ste, und hält die Stadt verschie-
dene Professores. Sonsten ist all-
hier zu sehen, die schöne grosse
Haupt-Kirche oder das Münster,
darinnen der Altar und der Tauff-
stein von schwartzen Marmor, das
Rathhaus, Bärnhaus und Zeug-
haus, aus diesem kan mehr als
100000 Mann ins Feld ausrüsten;
die Stadt ist der Reformirten Re-
ligion zugethan. Dieser Canton
führet ein rothes Feld im Wappen,
darinnen eine breite güldene
Strasse, darauf ein Bär in die
Höhe steiget.

Besancon, Bisantz,

Die Hauptstadt in der Graf-
schafft Burgund, oder Franche
Comte,
deren Ertzbischof bis auf
den Ryßwickischen Frieden als ein
Stand des heiligen Römischen
Reichs Sitz und Stimme auf
Reichs-Tägen hatte. (s. Zeitungs-
Lexicon.) Dieses Ertz-Bischof-
thum hat einen güldenen Adler
im rothen Felde zum Wappen,
oben mit der Ertzbischöfflichen
Mütze bedecket, und die Helm-De-
cken sind roth und Gold.

Bescheh-

[Spaltenumbruch]

Ber
ſind viel praͤchtige Haͤuſer auf Jta-
lieniſche Manier gebauet, welche
vor Pallaͤſte paßiren koͤnnen. Aber
das Schloß iſt ein recht Koͤnig-
liches Gebaͤude, welches ietzo (aus-
genommen des Eſcurial und Louvre
in Paris) an Schoͤnheit und
Groͤſſe mit den vornehmſten Ge-
baͤuden in der Welt um den Vor-
zug ſtreiten kan; die Saͤle und
Gemaͤcher ſind mit den ſchoͤnſten
Gemaͤhlden in groſſer Menge ge-
zieret: Hat auch ein Waͤldlein
500 Schritt groß, dienet dem Koͤ-
nig zur Ergetzlichkeit, geſtalten viel
Wild darinnen unterhalten und zu-
weilen gejaget wird. Es ſind auch
allhier zu ſehen, der praͤchtige
Marſtall, mit den ſchoͤnſten Pfer-
den geſpickt; die Kunſtkammer,
die beruͤhmte Bibliothec, das un-
vergleichliche Koͤnigliche Muͤntz-
Cabinet und Antiqvitaͤten-Kam-
mer, die neue Bruͤcke, worauf
der Churfuͤrſt Friedrich Wilhelm,
in Ertzt gegoſſen, zu Pferde zu
ſehen: Jtem der neue Stall, der
Dom oder die Stiffts-Kirche. Es
war hier eine von dem weiſen Koͤ-
nig Friedrich dem Erſten angeleg-
te Ritter-Academie, ſo aber un-
ter der vorigen Regierung einge-
gangen.

Bern,

Jſt eine ſchoͤne, reiche, maͤch-
tige und feſte Stadt in Schwei-
tzerland, an dem Fluß Aar gele-
gen. Sie iſt gleichſam wie eine
Zunge formiret, oder wie eine hal-
be Jnſel, ziemlich hoch erhaben,
und gantz von gehauenen Steinen,
ſamt groſſen und breiten Gaſſen.
Auf beyden Seiten ſtehen ſchoͤne
Gewoͤlber, doch ſind die Haͤuſer
und Thuͤren einander ſo gleich,
daß man ſie nicht unterſcheiden
kan. Dieſe Stadt wird regieret
[Spaltenumbruch]

Beſ
von einem groſſen Rath, beſtehend
in 300 Koͤpffen; der kleine Rath
beſtehet in 25 Rathsherren, welche
aus der Zahl dieſer 300 genom-
men. Jhre vornehmſte Obrigkeit
ſind 2 Schultheiſſen, deren Anſe-
hen und Gewalt, einiger Maſſen
der Roͤmer Buͤrgermeiſter Macht
gleichet, und verwalten ſie, wie
dieſe Wechſels-Weiſe, ihr Amt
ein Jahr lang. Dieſe Stadt hat
ein groſſes Gebiet, 72 Landvog-
teyen, und kan allein 60000 Mann
ins Feld ſtellen. Aber in Bern iſt
ſehr wenig Handlung und eigent-
lich keine, als die man zu der Stadt
Nothdurfft vonnoͤthen hat. Hin-
gegen bluͤhen allda die freyen Kuͤn-
ſte, und haͤlt die Stadt verſchie-
dene Profeſſores. Sonſten iſt all-
hier zu ſehen, die ſchoͤne groſſe
Haupt-Kirche oder das Muͤnſter,
darinnen der Altar und der Tauff-
ſtein von ſchwartzen Marmor, das
Rathhaus, Baͤrnhaus und Zeug-
haus, aus dieſem kan mehr als
100000 Mann ins Feld ausruͤſten;
die Stadt iſt der Reformirten Re-
ligion zugethan. Dieſer Canton
fuͤhret ein rothes Feld im Wappen,
darinnen eine breite guͤldene
Straſſe, darauf ein Baͤr in die
Hoͤhe ſteiget.

Beſançon, Biſantz,

Die Hauptſtadt in der Graf-
ſchafft Burgund, oder Franche
Comté,
deren Ertzbiſchof bis auf
den Ryßwickiſchen Frieden als ein
Stand des heiligen Roͤmiſchen
Reichs Sitz und Stimme auf
Reichs-Taͤgen hatte. (ſ. Zeitungs-
Lexicon.) Dieſes Ertz-Biſchof-
thum hat einen guͤldenen Adler
im rothen Felde zum Wappen,
oben mit der Ertzbiſchoͤfflichen
Muͤtze bedecket, und die Helm-De-
cken ſind roth und Gold.

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[0094] Ber Beſ ſind viel praͤchtige Haͤuſer auf Jta- lieniſche Manier gebauet, welche vor Pallaͤſte paßiren koͤnnen. Aber das Schloß iſt ein recht Koͤnig- liches Gebaͤude, welches ietzo (aus- genommen des Eſcurial und Louvre in Paris) an Schoͤnheit und Groͤſſe mit den vornehmſten Ge- baͤuden in der Welt um den Vor- zug ſtreiten kan; die Saͤle und Gemaͤcher ſind mit den ſchoͤnſten Gemaͤhlden in groſſer Menge ge- zieret: Hat auch ein Waͤldlein 500 Schritt groß, dienet dem Koͤ- nig zur Ergetzlichkeit, geſtalten viel Wild darinnen unterhalten und zu- weilen gejaget wird. Es ſind auch allhier zu ſehen, der praͤchtige Marſtall, mit den ſchoͤnſten Pfer- den geſpickt; die Kunſtkammer, die beruͤhmte Bibliothec, das un- vergleichliche Koͤnigliche Muͤntz- Cabinet und Antiqvitaͤten-Kam- mer, die neue Bruͤcke, worauf der Churfuͤrſt Friedrich Wilhelm, in Ertzt gegoſſen, zu Pferde zu ſehen: Jtem der neue Stall, der Dom oder die Stiffts-Kirche. Es war hier eine von dem weiſen Koͤ- nig Friedrich dem Erſten angeleg- te Ritter-Academie, ſo aber un- ter der vorigen Regierung einge- gangen. Bern, Jſt eine ſchoͤne, reiche, maͤch- tige und feſte Stadt in Schwei- tzerland, an dem Fluß Aar gele- gen. Sie iſt gleichſam wie eine Zunge formiret, oder wie eine hal- be Jnſel, ziemlich hoch erhaben, und gantz von gehauenen Steinen, ſamt groſſen und breiten Gaſſen. Auf beyden Seiten ſtehen ſchoͤne Gewoͤlber, doch ſind die Haͤuſer und Thuͤren einander ſo gleich, daß man ſie nicht unterſcheiden kan. Dieſe Stadt wird regieret von einem groſſen Rath, beſtehend in 300 Koͤpffen; der kleine Rath beſtehet in 25 Rathsherren, welche aus der Zahl dieſer 300 genom- men. Jhre vornehmſte Obrigkeit ſind 2 Schultheiſſen, deren Anſe- hen und Gewalt, einiger Maſſen der Roͤmer Buͤrgermeiſter Macht gleichet, und verwalten ſie, wie dieſe Wechſels-Weiſe, ihr Amt ein Jahr lang. Dieſe Stadt hat ein groſſes Gebiet, 72 Landvog- teyen, und kan allein 60000 Mann ins Feld ſtellen. Aber in Bern iſt ſehr wenig Handlung und eigent- lich keine, als die man zu der Stadt Nothdurfft vonnoͤthen hat. Hin- gegen bluͤhen allda die freyen Kuͤn- ſte, und haͤlt die Stadt verſchie- dene Profeſſores. Sonſten iſt all- hier zu ſehen, die ſchoͤne groſſe Haupt-Kirche oder das Muͤnſter, darinnen der Altar und der Tauff- ſtein von ſchwartzen Marmor, das Rathhaus, Baͤrnhaus und Zeug- haus, aus dieſem kan mehr als 100000 Mann ins Feld ausruͤſten; die Stadt iſt der Reformirten Re- ligion zugethan. Dieſer Canton fuͤhret ein rothes Feld im Wappen, darinnen eine breite guͤldene Straſſe, darauf ein Baͤr in die Hoͤhe ſteiget. Beſançon, Biſantz, Die Hauptſtadt in der Graf- ſchafft Burgund, oder Franche Comté, deren Ertzbiſchof bis auf den Ryßwickiſchen Frieden als ein Stand des heiligen Roͤmiſchen Reichs Sitz und Stimme auf Reichs-Taͤgen hatte. (ſ. Zeitungs- Lexicon.) Dieſes Ertz-Biſchof- thum hat einen guͤldenen Adler im rothen Felde zum Wappen, oben mit der Ertzbiſchoͤfflichen Muͤtze bedecket, und die Helm-De- cken ſind roth und Gold. Beſcheh-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/94>, abgerufen am 21.11.2024.