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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Poh
wegen Polen, und einen gehar-
nischten silbernen Reuter im ro-
then Felde, wegen Litthauen. Auf
dem Mittel-Schilde präsentiret
sich ein doppeltes Feld, in deren
einem die Sächsischen Chur-
Schwerdter, in dem andern aber
der Sächsische Rauten-Krantz er-
scheinen. Auf dem gantz offenen
Helme stehet eine Krone, wor-
über ein silberner gecrönter Adler
zu sehen, und die Helm-Decken
sind silbern und roth.

Pohlnischer Adel,

Jst von grosser Anzahl, daß
offt in einer Provintz 30 bis 40000
Edelleute gezehlet werden. Jhre
Freyheit und Ansehen ist groß,
massen ein ieder bey der Königli-
chen Wahl seine Stimme hat,
auch sonst auf den Reichs-Tägen
erscheinen, und bey allen Berath-
schlagungen sein Votum geben
darf, wenn er auch nur 3 Acker
Landes besässe. Sie können zu
allen Ehren-Stellen der Republic
gelangen, auch gar zur Königli-
chen Würde. Uiber ihre Unter-
thanen herrschen sie als über ihre
Sclaven, und wenn sie einen der-
selben ermorden, redimiren sie die
Strafe mit 50 Pohlnischen Gül-
den; dahingegen der König über
ihre Ehre und Leben nicht erkennen
kan, sondern die Sache muß vor
der gantzen Reichs-Versammlung
erörtert werden.

Pohlnischer Tantz, v. Polo-
noise.
le Poids de Corps du Cavalier,

Des Reuters Leibes-Gewicht,
dieses geschiehet 1) vor sich nei-
gend, und wird eine Hülffe ge-
nennet, wenn der Reuter der
Groppa Lufft giebt, und die Lei-
[Spaltenumbruch]

Poi
bes-Last von dem hintern Theil
auf das vordere umlogiret; ist
allen denen Pferden nöthig, wel-
che aus allerhand Ursachen mit
dem hintern Theil dem vordern
nicht gnug folgen können. 2) Hin-
ter sich neigend, dieses ist allen
Pferden eine nöthige Hülffe, wel-
che vorwerts gewachsen, und hin-
ten leichter als vorn sind. 3) Jst
auf die rechte oder lincke Seite
nöthig zu verfahren, allwo der
Reuter ein Pferd rechter Hand
traversiren will, so hänget er des
Leibes Gewicht auf die lincke Sei-
te, und machet damit dem Pferd
ein Contre Poids; denn damit
giebt er der rechten Seite Lufft
und Erleichterung, daß es desto
lieber dahin dem Schenckel wei-
chet, denn er schiebet gleichsam
das Pferd mit seiner gantzen Lei-
bes-Last von sich.

Poignet, ou Poing de la Bride,

Jst die lincke Faust des Reu-
ters, mit der er den Zügel hält,
die allezeit 2 oder 3 Qveer-Finger
vom Leibe und über den Sattel-
Knopf soll geführet werden, ver-
steht sich, wenn das Pferd in be-
höriger Positur ist; wenn aber
das Pferd überzäumt, und mit
dem Maul unter die Brust kommt,
muß die Faust hoch geführet wer-
den. Auf einem Türckischen
Pferde (so ein Sterngucker und
mit gestreckter Nase gehet,) soll
die Hand gantz tieff unter den
Sattelknopf gehalten werden,
damit es mit dem Kopfe, so viel
immer möglich, herbey kommt.

Poil du cheval,

Dieses Wort, so eigentlich das
Haar bedeutet, womit die Haut des
Pferdes bedecket, wird auch für die

Farbe
L l l 2

[Spaltenumbruch]

Poh
wegen Polen, und einen gehar-
niſchten ſilbernen Reuter im ro-
then Felde, wegen Litthauen. Auf
dem Mittel-Schilde praͤſentiret
ſich ein doppeltes Feld, in deren
einem die Saͤchſiſchen Chur-
Schwerdter, in dem andern aber
der Saͤchſiſche Rauten-Krantz er-
ſcheinen. Auf dem gantz offenen
Helme ſtehet eine Krone, wor-
uͤber ein ſilberner gecroͤnter Adler
zu ſehen, und die Helm-Decken
ſind ſilbern und roth.

Pohlniſcher Adel,

Jſt von groſſer Anzahl, daß
offt in einer Provintz 30 bis 40000
Edelleute gezehlet werden. Jhre
Freyheit und Anſehen iſt groß,
maſſen ein ieder bey der Koͤnigli-
chen Wahl ſeine Stimme hat,
auch ſonſt auf den Reichs-Taͤgen
erſcheinen, und bey allen Berath-
ſchlagungen ſein Votum geben
darf, wenn er auch nur 3 Acker
Landes beſaͤſſe. Sie koͤnnen zu
allen Ehren-Stellen der Republic
gelangen, auch gar zur Koͤnigli-
chen Wuͤrde. Uiber ihre Unter-
thanen herrſchen ſie als uͤber ihre
Sclaven, und wenn ſie einen der-
ſelben ermorden, redimiren ſie die
Strafe mit 50 Pohlniſchen Guͤl-
den; dahingegen der Koͤnig uͤber
ihre Ehre und Leben nicht erkennen
kan, ſondern die Sache muß vor
der gantzen Reichs-Verſammlung
eroͤrtert werden.

Pohlniſcher Tantz, v. Polo-
noiſe.
le Poids de Corps du Cavalier,

Des Reuters Leibes-Gewicht,
dieſes geſchiehet 1) vor ſich nei-
gend, und wird eine Huͤlffe ge-
nennet, wenn der Reuter der
Groppa Lufft giebt, und die Lei-
[Spaltenumbruch]

Poi
bes-Laſt von dem hintern Theil
auf das vordere umlogiret; iſt
allen denen Pferden noͤthig, wel-
che aus allerhand Urſachen mit
dem hintern Theil dem vordern
nicht gnug folgen koͤnnen. 2) Hin-
ter ſich neigend, dieſes iſt allen
Pferden eine noͤthige Huͤlffe, wel-
che vorwerts gewachſen, und hin-
ten leichter als vorn ſind. 3) Jſt
auf die rechte oder lincke Seite
noͤthig zu verfahren, allwo der
Reuter ein Pferd rechter Hand
traverſiren will, ſo haͤnget er des
Leibes Gewicht auf die lincke Sei-
te, und machet damit dem Pferd
ein Contre Poids; denn damit
giebt er der rechten Seite Lufft
und Erleichterung, daß es deſto
lieber dahin dem Schenckel wei-
chet, denn er ſchiebet gleichſam
das Pferd mit ſeiner gantzen Lei-
bes-Laſt von ſich.

Poignet, ou Poing de la Bride,

Jſt die lincke Fauſt des Reu-
ters, mit der er den Zuͤgel haͤlt,
die allezeit 2 oder 3 Qveer-Finger
vom Leibe und uͤber den Sattel-
Knopf ſoll gefuͤhret werden, ver-
ſteht ſich, wenn das Pferd in be-
hoͤriger Poſitur iſt; wenn aber
das Pferd uͤberzaͤumt, und mit
dem Maul unter die Bruſt kommt,
muß die Fauſt hoch gefuͤhret wer-
den. Auf einem Tuͤrckiſchen
Pferde (ſo ein Sterngucker und
mit geſtreckter Naſe gehet,) ſoll
die Hand gantz tieff unter den
Sattelknopf gehalten werden,
damit es mit dem Kopfe, ſo viel
immer moͤglich, herbey kommt.

Poil du cheval,

Dieſes Wort, ſo eigentlich das
Haar bedeutet, womit die Haut des
Pferdes bedecket, wird auch fuͤr die

Farbe
L l l 2
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[0919] Poh Poi wegen Polen, und einen gehar- niſchten ſilbernen Reuter im ro- then Felde, wegen Litthauen. Auf dem Mittel-Schilde praͤſentiret ſich ein doppeltes Feld, in deren einem die Saͤchſiſchen Chur- Schwerdter, in dem andern aber der Saͤchſiſche Rauten-Krantz er- ſcheinen. Auf dem gantz offenen Helme ſtehet eine Krone, wor- uͤber ein ſilberner gecroͤnter Adler zu ſehen, und die Helm-Decken ſind ſilbern und roth. Pohlniſcher Adel, Jſt von groſſer Anzahl, daß offt in einer Provintz 30 bis 40000 Edelleute gezehlet werden. Jhre Freyheit und Anſehen iſt groß, maſſen ein ieder bey der Koͤnigli- chen Wahl ſeine Stimme hat, auch ſonſt auf den Reichs-Taͤgen erſcheinen, und bey allen Berath- ſchlagungen ſein Votum geben darf, wenn er auch nur 3 Acker Landes beſaͤſſe. Sie koͤnnen zu allen Ehren-Stellen der Republic gelangen, auch gar zur Koͤnigli- chen Wuͤrde. Uiber ihre Unter- thanen herrſchen ſie als uͤber ihre Sclaven, und wenn ſie einen der- ſelben ermorden, redimiren ſie die Strafe mit 50 Pohlniſchen Guͤl- den; dahingegen der Koͤnig uͤber ihre Ehre und Leben nicht erkennen kan, ſondern die Sache muß vor der gantzen Reichs-Verſammlung eroͤrtert werden. Pohlniſcher Tantz, v. Polo- noiſe. le Poids de Corps du Cavalier, Des Reuters Leibes-Gewicht, dieſes geſchiehet 1) vor ſich nei- gend, und wird eine Huͤlffe ge- nennet, wenn der Reuter der Groppa Lufft giebt, und die Lei- bes-Laſt von dem hintern Theil auf das vordere umlogiret; iſt allen denen Pferden noͤthig, wel- che aus allerhand Urſachen mit dem hintern Theil dem vordern nicht gnug folgen koͤnnen. 2) Hin- ter ſich neigend, dieſes iſt allen Pferden eine noͤthige Huͤlffe, wel- che vorwerts gewachſen, und hin- ten leichter als vorn ſind. 3) Jſt auf die rechte oder lincke Seite noͤthig zu verfahren, allwo der Reuter ein Pferd rechter Hand traverſiren will, ſo haͤnget er des Leibes Gewicht auf die lincke Sei- te, und machet damit dem Pferd ein Contre Poids; denn damit giebt er der rechten Seite Lufft und Erleichterung, daß es deſto lieber dahin dem Schenckel wei- chet, denn er ſchiebet gleichſam das Pferd mit ſeiner gantzen Lei- bes-Laſt von ſich. Poignet, ou Poing de la Bride, Jſt die lincke Fauſt des Reu- ters, mit der er den Zuͤgel haͤlt, die allezeit 2 oder 3 Qveer-Finger vom Leibe und uͤber den Sattel- Knopf ſoll gefuͤhret werden, ver- ſteht ſich, wenn das Pferd in be- hoͤriger Poſitur iſt; wenn aber das Pferd uͤberzaͤumt, und mit dem Maul unter die Bruſt kommt, muß die Fauſt hoch gefuͤhret wer- den. Auf einem Tuͤrckiſchen Pferde (ſo ein Sterngucker und mit geſtreckter Naſe gehet,) ſoll die Hand gantz tieff unter den Sattelknopf gehalten werden, damit es mit dem Kopfe, ſo viel immer moͤglich, herbey kommt. Poil du cheval, Dieſes Wort, ſo eigentlich das Haar bedeutet, womit die Haut des Pferdes bedecket, wird auch fuͤr die Farbe L l l 2

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/919>, abgerufen am 21.11.2024.