Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Not Bau oder Grube, so die jungenFüchse, welche von ihren Alten vertrieben worden, und sich selbst zu nehren nirgends hin wissen, zum öfftern in freyen ebenen Korn-Feldern machen. Noth-Stall, Jst ein starckes höltzernes mit Notirungs Kunst, Jst die Geschicklichkeit, vermö- Nou Nouance du Couleur, Schattirung der Haare. Die Nouer l' Eguilette, Heist Nestel-Knüpffen, und Novitii, Sind in den Deutschen Ritter- Nourriture des chevaux, Nahrung oder Fütterung der dage-
[Spaltenumbruch] Not Bau oder Grube, ſo die jungenFuͤchſe, welche von ihren Alten vertrieben worden, und ſich ſelbſt zu nehren nirgends hin wiſſen, zum oͤfftern in freyen ebenen Korn-Feldern machen. Noth-Stall, Jſt ein ſtarckes hoͤltzernes mit Notirungs Kunſt, Jſt die Geſchicklichkeit, vermoͤ- Nou Nouance du Couleur, Schattirung der Haare. Die Nouer l’ Eguilette, Heiſt Neſtel-Knuͤpffen, und Novitii, Sind in den Deutſchen Ritter- Nourriture des chevaux, Nahrung oder Fuͤtterung der dage-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0828"/><cb n="1615"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Not</hi></hi></fw><lb/> Bau oder Grube, ſo die jungen<lb/> Fuͤchſe, welche von ihren Alten<lb/> vertrieben worden, und ſich ſelbſt<lb/> zu nehren nirgends hin wiſſen,<lb/> zum oͤfftern in freyen ebenen<lb/> Korn-Feldern machen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Noth-Stall,</hi> </head><lb/> <p>Jſt ein ſtarckes hoͤltzernes mit<lb/> einem Obdach verſehenes Geruͤſte,<lb/> worein wilde und unbaͤndige Pfer-<lb/> de, welche ſich nicht gerne beſchla-<lb/> gen, Artzeneyen eingieſſen, oder<lb/> andere Operationen mit ihnen<lb/> vornehmen laſſen, dergeſtalt ge-<lb/> ſperret werden, daß ſie ſtille ſte-<lb/> hen, und gedultig aushalten<lb/> muͤſſen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Notirungs Kunſt,</hi> </head><lb/> <p>Jſt die Geſchicklichkeit, vermoͤ-<lb/> ge welcher man alle und iede Me-<lb/> lodien, ſie ſeyn von uns ſelbſt, oder<lb/> von andern erſonnen, aus freyer<lb/> Fauſt und ohne Vorſchrifft rich-<lb/> tig in die Feder faſſen kan. Sie<lb/> iſt gleichſam die muſicaliſche<lb/><hi rendition="#aq">Grammatic,</hi> und hat ihre ortho-<lb/> graphiſche Regeln und Schran-<lb/> cken, aber auch den Fehler, daß<lb/> man ſich noch nicht durchgehends<lb/> deswegen vergleichen kan. Sie<lb/> unterſucht in der <hi rendition="#aq">Etymologie</hi> die<lb/> Qvellen und Erfindungen, z. E.<lb/> der Griechiſchen Stimmzeichen,<lb/> davon <hi rendition="#aq">Alypius</hi> und andere han-<lb/> deln; die Aretiniſche <hi rendition="#aq">Solmiſation,</hi><lb/> das Belgiſche <hi rendition="#aq">Bocedigalomani,</hi><lb/> oder Bobiſation, die Deutſche<lb/> und Jtalieniſche Tabulatur, ſamt<lb/> deren Hiſtorien und Gruͤnden.<lb/> Sie hat ihre <hi rendition="#aq">Proſodie</hi> an den ge-<lb/> ſungenen und geſpielten kurtzen<lb/> oder langen Klaͤngen, und deren<lb/> beqvemen Abtheilung. Am aller-<lb/> wenigſten fehlet ihr die <hi rendition="#aq">Syntaxis.</hi></p><lb/> <cb n="1616"/> </div> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nou</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nouance du Couleur,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Schattirung der Haare. Die<lb/> lichtbraunen Pferde haben vor<lb/> andern ſolche Cadenz, unter wel-<lb/> chen die beſten, welche am nech-<lb/> ſten bey der dunckeln, oder bey<lb/> der roͤthlichen Farbe, die ſchoͤn-<lb/> ſten, welche wie die Tuͤrckiſche<lb/> Pferde alſo glaͤntzen, als ob ein<lb/> Gold-Grund unter denſelben her-<lb/> vor ſcheinet, und recht ſchattiret.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nouer l’ Eguilette,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Heiſt Neſtel-Knuͤpffen, und<lb/> wird dadurch das Bezeigen eines<lb/> Springers verglichen, welcher<lb/> Capriolen macht, und darbey<lb/> Sprung und Strich ſolcher Ge-<lb/> ſtalt verrichtet, daß die Nerven<lb/> an hintern Schenckeln recht kra-<lb/> chen, und gleichſam die Neſtel<lb/> knuͤpffen. Je hoͤher ſolche Spruͤn-<lb/> ge nun kommen, ie mehr ſie Lo-<lb/> benswerth ſind, doch der Natur<lb/> nach ſo hoch, als die Pferde ſeyn<lb/> koͤnnen, und ſollen. <hi rendition="#aq">Nouer l’<lb/> Eguilette</hi> heißt auch einem Sprin-<lb/> ger den Schweiff aufbinden, oder<lb/> mit Neſteln in die Hacken der<lb/> Schweiff-Scheide einſchnuͤren,<lb/> und mit Qvaſten zieren, welches<lb/> wohl laͤſſet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Novitii,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Sind in den Deutſchen Ritter-<lb/> Orden diejenigen, welche noch<lb/> weltliche Kleider tragen duͤrffen,<lb/> und werden auch die Moͤnche in<lb/> dem <hi rendition="#aq">Noviciat</hi> oder Probier-Jahr<lb/> alſo genennet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nourriture des chevaux,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Nahrung oder Fuͤtterung der<lb/> Pferde. Die groͤſte Kunſt in der Fuͤt-<lb/> terung iſt das fleißige Aufſehen,<lb/> welches Pferd wohl freſſe, und da-<lb/> durch am Leib zunehme, und andere<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dage-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0828]
Not
Nou
Bau oder Grube, ſo die jungen
Fuͤchſe, welche von ihren Alten
vertrieben worden, und ſich ſelbſt
zu nehren nirgends hin wiſſen,
zum oͤfftern in freyen ebenen
Korn-Feldern machen.
Noth-Stall,
Jſt ein ſtarckes hoͤltzernes mit
einem Obdach verſehenes Geruͤſte,
worein wilde und unbaͤndige Pfer-
de, welche ſich nicht gerne beſchla-
gen, Artzeneyen eingieſſen, oder
andere Operationen mit ihnen
vornehmen laſſen, dergeſtalt ge-
ſperret werden, daß ſie ſtille ſte-
hen, und gedultig aushalten
muͤſſen.
Notirungs Kunſt,
Jſt die Geſchicklichkeit, vermoͤ-
ge welcher man alle und iede Me-
lodien, ſie ſeyn von uns ſelbſt, oder
von andern erſonnen, aus freyer
Fauſt und ohne Vorſchrifft rich-
tig in die Feder faſſen kan. Sie
iſt gleichſam die muſicaliſche
Grammatic, und hat ihre ortho-
graphiſche Regeln und Schran-
cken, aber auch den Fehler, daß
man ſich noch nicht durchgehends
deswegen vergleichen kan. Sie
unterſucht in der Etymologie die
Qvellen und Erfindungen, z. E.
der Griechiſchen Stimmzeichen,
davon Alypius und andere han-
deln; die Aretiniſche Solmiſation,
das Belgiſche Bocedigalomani,
oder Bobiſation, die Deutſche
und Jtalieniſche Tabulatur, ſamt
deren Hiſtorien und Gruͤnden.
Sie hat ihre Proſodie an den ge-
ſungenen und geſpielten kurtzen
oder langen Klaͤngen, und deren
beqvemen Abtheilung. Am aller-
wenigſten fehlet ihr die Syntaxis.
Nouance du Couleur,
Schattirung der Haare. Die
lichtbraunen Pferde haben vor
andern ſolche Cadenz, unter wel-
chen die beſten, welche am nech-
ſten bey der dunckeln, oder bey
der roͤthlichen Farbe, die ſchoͤn-
ſten, welche wie die Tuͤrckiſche
Pferde alſo glaͤntzen, als ob ein
Gold-Grund unter denſelben her-
vor ſcheinet, und recht ſchattiret.
Nouer l’ Eguilette,
Heiſt Neſtel-Knuͤpffen, und
wird dadurch das Bezeigen eines
Springers verglichen, welcher
Capriolen macht, und darbey
Sprung und Strich ſolcher Ge-
ſtalt verrichtet, daß die Nerven
an hintern Schenckeln recht kra-
chen, und gleichſam die Neſtel
knuͤpffen. Je hoͤher ſolche Spruͤn-
ge nun kommen, ie mehr ſie Lo-
benswerth ſind, doch der Natur
nach ſo hoch, als die Pferde ſeyn
koͤnnen, und ſollen. Nouer l’
Eguilette heißt auch einem Sprin-
ger den Schweiff aufbinden, oder
mit Neſteln in die Hacken der
Schweiff-Scheide einſchnuͤren,
und mit Qvaſten zieren, welches
wohl laͤſſet.
Novitii,
Sind in den Deutſchen Ritter-
Orden diejenigen, welche noch
weltliche Kleider tragen duͤrffen,
und werden auch die Moͤnche in
dem Noviciat oder Probier-Jahr
alſo genennet.
Nourriture des chevaux,
Nahrung oder Fuͤtterung der
Pferde. Die groͤſte Kunſt in der Fuͤt-
terung iſt das fleißige Aufſehen,
welches Pferd wohl freſſe, und da-
durch am Leib zunehme, und andere
dage-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |