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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Erden nach: also schleiffen sie das
Netze schräg, und mit dem untern
Ende dicht an der Erden, und so
etwas unter dem Netze auffladdert,
legen sie dasselbe nieder, würgen
den darunter gefangenen Vogel,
heben ihn nebst dem Netze auf,
und gehen weiter. Jm lichten
Wetter ist es nicht zu practiciren,
und muß, woferne es geschiehet,
viel gerader und schleuniger, als
fast im dunckeln Wetter fort ge-
gangen werden. Diese Art Ne-
tze wird eigentlich nur auf die Ler-
chen gebraucht, weil aber auch
Wachteln, ja gantze Volck Reb-
hüner und junge Hasen damit be-
schlagen, und weggefangen, oder
zum wenigsten verjagt werden, ist
ausser dem Herrn des Wild-
Bahns, oder der niedern Jagd,
niemand befugt mit demselben zu
gehen.

Nacht-Jagd, Abend-Jagd,
Fackel-Jagd,

Wird genennet, wenn man zur
Winters-Zeit vor Mitternacht,
wenn kein Mondenschein, und
der Hase aus dem Holtze aufs
Feld gegangen, ein Netz vor das
Holtz stellet, auf iede Seite ei-
nen Flügel ziehet, hinter diese
aber Mannschafft ordnet, welche
die dahin gejagten Hasen erschla-
gen und fangen müssen. Das
Jagen selbst wird also vorgenom-
men. Es gehet der Jäger mit
seinen bey sich habenden Personen
in aller Stille vor dem aufgestell-
ten Netz eine gute Strecke in das
Feld hinein, bis er vermeinet, daß
es genug sey, alsdenn zündet er
seine bey sich habende Fackel an,
welches ein ieder, immassen er mit
eben dergleichen versehen seyn soll,
unverzüglich nachthun muß, und
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hierauf lauffen sie schreyend aus
einander zertheilet gegen das Netz
zurück. Wenn nun der Hase der-
gleichen Geschrey höret, und die
vielen Lichter zugleich gewahr
wird, will er zu Holtze gehen,
wird aber in den obgedacht davor
gestellten Netz gefangen und er-
schlagen.

Nachtigall,

Jst dem Gesang nach der edel-
ste Vogel, ohngefehr in der Grösse
eines Finckens, iedoch hochbei-
nigter und langhälsigter, derge-
stalt, daß eine Nachtigall, wenn
sie neben einem Fincken stehen sol-
te, über denselben hoch hinaus se-
hen würde: Sie hat einen läng-
lichten Kopff, einen dünnen und
spitzigen Schnabel, grosse und helle
Augen, damit sie die Würme von
ferne sehen kan, eine schmale
Brust und langen Schwantz.
So lange die Nachtigall in der
Wildniß bleibet, siehet sie gantz
licht-braun oder gantz graulicht
aus, und haben Kopff, Rücken
und Flügel durchgehends einerley
Farbe; wenn sie aber eine Zeit-
lang eingesperret sitzet, verändert
sie ihre Farbe, und wird recht Ca-
stanienbraun. An unterm Leib
hat sie ebenfalls nur einerley Far-
be, indem die Kehle, Brust und
Bauch bis gantz unten, wo mehr
weißlichte Federn kommen, dun-
ckelweiß sind, wie eines Fincken-
Weibleins, der Schwantz aber
ist Ziegel-roth. Diese Art füh-
ret den Nahmen Roth-Vogel,
zum Unterschied einer andern Art
Nachtigallen, welche man Spros-
ser oder Sproß-Vögel nennet.
Diese sind hiesiger Orten sehr wohl
bekannt, und sollen aus dem An-
haltischen daher gebracht werden,

allwo

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Nac
Erden nach: alſo ſchleiffen ſie das
Netze ſchraͤg, und mit dem untern
Ende dicht an der Erden, und ſo
etwas unter dem Netze auffladdert,
legen ſie daſſelbe nieder, wuͤrgen
den darunter gefangenen Vogel,
heben ihn nebſt dem Netze auf,
und gehen weiter. Jm lichten
Wetter iſt es nicht zu practiciren,
und muß, woferne es geſchiehet,
viel gerader und ſchleuniger, als
faſt im dunckeln Wetter fort ge-
gangen werden. Dieſe Art Ne-
tze wird eigentlich nur auf die Ler-
chen gebraucht, weil aber auch
Wachteln, ja gantze Volck Reb-
huͤner und junge Haſen damit be-
ſchlagen, und weggefangen, oder
zum wenigſten verjagt werden, iſt
auſſer dem Herrn des Wild-
Bahns, oder der niedern Jagd,
niemand befugt mit demſelben zu
gehen.

Nacht-Jagd, Abend-Jagd,
Fackel-Jagd,

Wird genennet, wenn man zur
Winters-Zeit vor Mitternacht,
wenn kein Mondenſchein, und
der Haſe aus dem Holtze aufs
Feld gegangen, ein Netz vor das
Holtz ſtellet, auf iede Seite ei-
nen Fluͤgel ziehet, hinter dieſe
aber Mannſchafft ordnet, welche
die dahin gejagten Haſen erſchla-
gen und fangen muͤſſen. Das
Jagen ſelbſt wird alſo vorgenom-
men. Es gehet der Jaͤger mit
ſeinen bey ſich habenden Perſonen
in aller Stille vor dem aufgeſtell-
ten Netz eine gute Strecke in das
Feld hinein, bis er vermeinet, daß
es genug ſey, alsdenn zuͤndet er
ſeine bey ſich habende Fackel an,
welches ein ieder, immaſſen er mit
eben dergleichen verſehen ſeyn ſoll,
unverzuͤglich nachthun muß, und
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hierauf lauffen ſie ſchreyend aus
einander zertheilet gegen das Netz
zuruͤck. Wenn nun der Haſe der-
gleichen Geſchrey hoͤret, und die
vielen Lichter zugleich gewahr
wird, will er zu Holtze gehen,
wird aber in den obgedacht davor
geſtellten Netz gefangen und er-
ſchlagen.

Nachtigall,

Jſt dem Geſang nach der edel-
ſte Vogel, ohngefehr in der Groͤſſe
eines Finckens, iedoch hochbei-
nigter und langhaͤlſigter, derge-
ſtalt, daß eine Nachtigall, wenn
ſie neben einem Fincken ſtehen ſol-
te, uͤber denſelben hoch hinaus ſe-
hen wuͤrde: Sie hat einen laͤng-
lichten Kopff, einen duͤnnen und
ſpitzigen Schnabel, groſſe und helle
Augen, damit ſie die Wuͤrme von
ferne ſehen kan, eine ſchmale
Bruſt und langen Schwantz.
So lange die Nachtigall in der
Wildniß bleibet, ſiehet ſie gantz
licht-braun oder gantz graulicht
aus, und haben Kopff, Ruͤcken
und Fluͤgel durchgehends einerley
Farbe; wenn ſie aber eine Zeit-
lang eingeſperret ſitzet, veraͤndert
ſie ihre Farbe, und wird recht Ca-
ſtanienbraun. An unterm Leib
hat ſie ebenfalls nur einerley Far-
be, indem die Kehle, Bruſt und
Bauch bis gantz unten, wo mehr
weißlichte Federn kommen, dun-
ckelweiß ſind, wie eines Fincken-
Weibleins, der Schwantz aber
iſt Ziegel-roth. Dieſe Art fuͤh-
ret den Nahmen Roth-Vogel,
zum Unterſchied einer andern Art
Nachtigallen, welche man Sproſ-
ſer oder Sproß-Voͤgel nennet.
Dieſe ſind hieſiger Orten ſehr wohl
bekannt, und ſollen aus dem An-
haltiſchen daher gebracht werden,

allwo
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[0800] Nac Nac Erden nach: alſo ſchleiffen ſie das Netze ſchraͤg, und mit dem untern Ende dicht an der Erden, und ſo etwas unter dem Netze auffladdert, legen ſie daſſelbe nieder, wuͤrgen den darunter gefangenen Vogel, heben ihn nebſt dem Netze auf, und gehen weiter. Jm lichten Wetter iſt es nicht zu practiciren, und muß, woferne es geſchiehet, viel gerader und ſchleuniger, als faſt im dunckeln Wetter fort ge- gangen werden. Dieſe Art Ne- tze wird eigentlich nur auf die Ler- chen gebraucht, weil aber auch Wachteln, ja gantze Volck Reb- huͤner und junge Haſen damit be- ſchlagen, und weggefangen, oder zum wenigſten verjagt werden, iſt auſſer dem Herrn des Wild- Bahns, oder der niedern Jagd, niemand befugt mit demſelben zu gehen. Nacht-Jagd, Abend-Jagd, Fackel-Jagd, Wird genennet, wenn man zur Winters-Zeit vor Mitternacht, wenn kein Mondenſchein, und der Haſe aus dem Holtze aufs Feld gegangen, ein Netz vor das Holtz ſtellet, auf iede Seite ei- nen Fluͤgel ziehet, hinter dieſe aber Mannſchafft ordnet, welche die dahin gejagten Haſen erſchla- gen und fangen muͤſſen. Das Jagen ſelbſt wird alſo vorgenom- men. Es gehet der Jaͤger mit ſeinen bey ſich habenden Perſonen in aller Stille vor dem aufgeſtell- ten Netz eine gute Strecke in das Feld hinein, bis er vermeinet, daß es genug ſey, alsdenn zuͤndet er ſeine bey ſich habende Fackel an, welches ein ieder, immaſſen er mit eben dergleichen verſehen ſeyn ſoll, unverzuͤglich nachthun muß, und hierauf lauffen ſie ſchreyend aus einander zertheilet gegen das Netz zuruͤck. Wenn nun der Haſe der- gleichen Geſchrey hoͤret, und die vielen Lichter zugleich gewahr wird, will er zu Holtze gehen, wird aber in den obgedacht davor geſtellten Netz gefangen und er- ſchlagen. Nachtigall, Jſt dem Geſang nach der edel- ſte Vogel, ohngefehr in der Groͤſſe eines Finckens, iedoch hochbei- nigter und langhaͤlſigter, derge- ſtalt, daß eine Nachtigall, wenn ſie neben einem Fincken ſtehen ſol- te, uͤber denſelben hoch hinaus ſe- hen wuͤrde: Sie hat einen laͤng- lichten Kopff, einen duͤnnen und ſpitzigen Schnabel, groſſe und helle Augen, damit ſie die Wuͤrme von ferne ſehen kan, eine ſchmale Bruſt und langen Schwantz. So lange die Nachtigall in der Wildniß bleibet, ſiehet ſie gantz licht-braun oder gantz graulicht aus, und haben Kopff, Ruͤcken und Fluͤgel durchgehends einerley Farbe; wenn ſie aber eine Zeit- lang eingeſperret ſitzet, veraͤndert ſie ihre Farbe, und wird recht Ca- ſtanienbraun. An unterm Leib hat ſie ebenfalls nur einerley Far- be, indem die Kehle, Bruſt und Bauch bis gantz unten, wo mehr weißlichte Federn kommen, dun- ckelweiß ſind, wie eines Fincken- Weibleins, der Schwantz aber iſt Ziegel-roth. Dieſe Art fuͤh- ret den Nahmen Roth-Vogel, zum Unterſchied einer andern Art Nachtigallen, welche man Sproſ- ſer oder Sproß-Voͤgel nennet. Dieſe ſind hieſiger Orten ſehr wohl bekannt, und ſollen aus dem An- haltiſchen daher gebracht werden, allwo

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/800>, abgerufen am 21.11.2024.