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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Lüt
Brunnen, über der Stadt liegt
der befestigte Kalckberg. Vor
ohngefehr 80 Jahren hat Hertzog
Christian Ludewig das Benedicti-
ner-Kloster in ein Fürstliches
Seminarium und Adeliche Ritter-
Schule verwandelt. Die golde-
ne Tafel 7 Fuß und 7 Zoll lang,
und 3 Fuß 81/2 Zoll hoch, so in der
Michaelis-Kirche befindlich war,
ward vor beynahe 100 Jahren,
und nachgehends 1698 von Nicol
Listen dergestalt bestohlen, daß
wenig mehr davon übrig ist.
Das gantze Corpus war von gol-
denem Blech geschlagen, worinn
Biblische Historien geschrieben,
und kostbare Steine gesetzt, wor-
unter ein ungemein grosser Onich
und eine besonders grosse Perle
gewesen. Von dieser Stadt
schreiben sich die Hertzoge von
Braunschweig und Lüneburg, wel-
che sich itzo in die Hannöverische
oder Chur- und Wolffenbütteli-
sche Linien theilen. Der Lüne-
burgische Antheil ist nach dem
Tode des letztern Hertzogs Geor-
gii
1705 an Hannover gefallen.
Das Wappen dieser Hertzoge kan
unter Braunschweig nachgesehen
werden.

Lüttich, Leodium, Liege,
Luyck,

Die Hauptstadt des Bißthums
dieses Nahmens an der Maaß,
ist groß reich, wohl befestiget und
hat eine wichtige Citadeile, 32
Pfarr-Kirchen, nebst viel Sift-
und Kloster-Kirchen, wie auch
der Bischöflichen Cathedral-Kir-
che. Das Dom-Capitel beste-
het aus 60 Dom-Herren. Das
Hochstift Lüttich ist eines der
reichsten in Deutschland; es be-
sitzet das Marquisat Franchimont,
[Spaltenumbruch]

Lun
die Grafschafft Loos, Hasban und
Hornes, 52 Abteyen, und nicht
wenig Baronien und Herrschaf-
ten, unter welchen letztern die
streitige Herrschaft Herstall von
dem Könige in Preussen 1740 an
das Stifft gegen eine Summe
Geldes überlassen ist. Der Bischoff
ist ein Reichs-Fürst, und 1716
wiederum zum Westphälischen
Kreise getreten, und hat einen
Matricular-Anschlag zu den
Reichs-Anlagen wieder über-
nommen. Das Stifft hat zum
Wappen eine silberne Seule auf
einem silbern Fuß im rothen Fel-
de; einen silbernen Qveer-Balcken
im rothen Felde wegen des Her-
tzogthums Bouillon; 3 grüne Lö-
wen im silbernen Felde wegen
Franchimont; und vier rothe Qver-
Balcken, im güldenen Felde wegen
der Grafschafft Loos.

Lützelburg, s. Luxembourg.
Lumiere,

Heißt an den blasenden Jnstru-
menten die Spalte oder Ritze,
wodurch man den Wind und
Odem hinein bläset. An den Or-
gel-Pfeiffen wird das untere
Loch, wodurch der Wind in selbi-
ge hinein kommt, also genennet.
Mersennus verstehet an den bla-
senden Pfeiffen darunter das Ori-
ficium
oder den Aufschnitt, wo-
durch das Licht hinein fället.

Lunatique, cheval lunatique,

Heißt mönisch, und wird ge-
sagt von einem Pferde, so nach
dem Lauff des Mondes sich am
Gesicht eine Blödigkeit zeiget, wel-
che ab- und zunimmt, also daß
bey vollem Mond die Augen trüb
sind, und bey dem neuen Mond sich
ausklären, das Pferd aber immer in

Gefahr
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Luͤt
Brunnen, uͤber der Stadt liegt
der befeſtigte Kalckberg. Vor
ohngefehr 80 Jahren hat Hertzog
Chriſtian Ludewig das Benedicti-
ner-Kloſter in ein Fuͤrſtliches
Seminarium und Adeliche Ritter-
Schule verwandelt. Die golde-
ne Tafel 7 Fuß und 7 Zoll lang,
und 3 Fuß 8½ Zoll hoch, ſo in der
Michaelis-Kirche befindlich war,
ward vor beynahe 100 Jahren,
und nachgehends 1698 von Nicol
Liſten dergeſtalt beſtohlen, daß
wenig mehr davon uͤbrig iſt.
Das gantze Corpus war von gol-
denem Blech geſchlagen, worinn
Bibliſche Hiſtorien geſchrieben,
und koſtbare Steine geſetzt, wor-
unter ein ungemein groſſer Onich
und eine beſonders groſſe Perle
geweſen. Von dieſer Stadt
ſchreiben ſich die Hertzoge von
Braunſchweig und Luͤneburg, wel-
che ſich itzo in die Hannoͤveriſche
oder Chur- und Wolffenbuͤtteli-
ſche Linien theilen. Der Luͤne-
burgiſche Antheil iſt nach dem
Tode des letztern Hertzogs Geor-
gii
1705 an Hannover gefallen.
Das Wappen dieſer Hertzoge kan
unter Braunſchweig nachgeſehen
werden.

Luͤttich, Leodium, Liege,
Luyck,

Die Hauptſtadt des Bißthums
dieſes Nahmens an der Maaß,
iſt groß reich, wohl befeſtiget und
hat eine wichtige Citadeile, 32
Pfarr-Kirchen, nebſt viel Sift-
und Kloſter-Kirchen, wie auch
der Biſchoͤflichen Cathedral-Kir-
che. Das Dom-Capitel beſte-
het aus 60 Dom-Herren. Das
Hochſtift Luͤttich iſt eines der
reichſten in Deutſchland; es be-
ſitzet das Marquiſat Franchimont,
[Spaltenumbruch]

Lun
die Grafſchafft Loos, Hasban und
Hornes, 52 Abteyen, und nicht
wenig Baronien und Herrſchaf-
ten, unter welchen letztern die
ſtreitige Herrſchaft Herſtall von
dem Koͤnige in Preuſſen 1740 an
das Stifft gegen eine Summe
Geldes uͤberlaſſen iſt. Der Biſchoff
iſt ein Reichs-Fuͤrſt, und 1716
wiederum zum Weſtphaͤliſchen
Kreiſe getreten, und hat einen
Matricular-Anſchlag zu den
Reichs-Anlagen wieder uͤber-
nommen. Das Stifft hat zum
Wappen eine ſilberne Seule auf
einem ſilbern Fuß im rothen Fel-
de; einen ſilbernen Qveer-Balcken
im rothen Felde wegen des Her-
tzogthums Bouillon; 3 gruͤne Loͤ-
wen im ſilbernen Felde wegen
Franchimont; und vier rothe Qver-
Balcken, im guͤldenen Felde wegen
der Grafſchafft Loos.

Luͤtzelburg, ſ. Luxembourg.
Lumiere,

Heißt an den blaſenden Jnſtru-
menten die Spalte oder Ritze,
wodurch man den Wind und
Odem hinein blaͤſet. An den Or-
gel-Pfeiffen wird das untere
Loch, wodurch der Wind in ſelbi-
ge hinein kommt, alſo genennet.
Merſennus verſtehet an den bla-
ſenden Pfeiffen darunter das Ori-
ficium
oder den Aufſchnitt, wo-
durch das Licht hinein faͤllet.

Lunatique, cheval lunatique,

Heißt moͤniſch, und wird ge-
ſagt von einem Pferde, ſo nach
dem Lauff des Mondes ſich am
Geſicht eine Bloͤdigkeit zeiget, wel-
che ab- und zunimmt, alſo daß
bey vollem Mond die Augen truͤb
ſind, und bey dem neuen Mond ſich
ausklaͤren, das Pferd aber im̃er in

Gefahr
X x 3
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[0713] Luͤt Lun Brunnen, uͤber der Stadt liegt der befeſtigte Kalckberg. Vor ohngefehr 80 Jahren hat Hertzog Chriſtian Ludewig das Benedicti- ner-Kloſter in ein Fuͤrſtliches Seminarium und Adeliche Ritter- Schule verwandelt. Die golde- ne Tafel 7 Fuß und 7 Zoll lang, und 3 Fuß 8½ Zoll hoch, ſo in der Michaelis-Kirche befindlich war, ward vor beynahe 100 Jahren, und nachgehends 1698 von Nicol Liſten dergeſtalt beſtohlen, daß wenig mehr davon uͤbrig iſt. Das gantze Corpus war von gol- denem Blech geſchlagen, worinn Bibliſche Hiſtorien geſchrieben, und koſtbare Steine geſetzt, wor- unter ein ungemein groſſer Onich und eine beſonders groſſe Perle geweſen. Von dieſer Stadt ſchreiben ſich die Hertzoge von Braunſchweig und Luͤneburg, wel- che ſich itzo in die Hannoͤveriſche oder Chur- und Wolffenbuͤtteli- ſche Linien theilen. Der Luͤne- burgiſche Antheil iſt nach dem Tode des letztern Hertzogs Geor- gii 1705 an Hannover gefallen. Das Wappen dieſer Hertzoge kan unter Braunſchweig nachgeſehen werden. Luͤttich, Leodium, Liege, Luyck, Die Hauptſtadt des Bißthums dieſes Nahmens an der Maaß, iſt groß reich, wohl befeſtiget und hat eine wichtige Citadeile, 32 Pfarr-Kirchen, nebſt viel Sift- und Kloſter-Kirchen, wie auch der Biſchoͤflichen Cathedral-Kir- che. Das Dom-Capitel beſte- het aus 60 Dom-Herren. Das Hochſtift Luͤttich iſt eines der reichſten in Deutſchland; es be- ſitzet das Marquiſat Franchimont, die Grafſchafft Loos, Hasban und Hornes, 52 Abteyen, und nicht wenig Baronien und Herrſchaf- ten, unter welchen letztern die ſtreitige Herrſchaft Herſtall von dem Koͤnige in Preuſſen 1740 an das Stifft gegen eine Summe Geldes uͤberlaſſen iſt. Der Biſchoff iſt ein Reichs-Fuͤrſt, und 1716 wiederum zum Weſtphaͤliſchen Kreiſe getreten, und hat einen Matricular-Anſchlag zu den Reichs-Anlagen wieder uͤber- nommen. Das Stifft hat zum Wappen eine ſilberne Seule auf einem ſilbern Fuß im rothen Fel- de; einen ſilbernen Qveer-Balcken im rothen Felde wegen des Her- tzogthums Bouillon; 3 gruͤne Loͤ- wen im ſilbernen Felde wegen Franchimont; und vier rothe Qver- Balcken, im guͤldenen Felde wegen der Grafſchafft Loos. Luͤtzelburg, ſ. Luxembourg. Lumiere, Heißt an den blaſenden Jnſtru- menten die Spalte oder Ritze, wodurch man den Wind und Odem hinein blaͤſet. An den Or- gel-Pfeiffen wird das untere Loch, wodurch der Wind in ſelbi- ge hinein kommt, alſo genennet. Merſennus verſtehet an den bla- ſenden Pfeiffen darunter das Ori- ficium oder den Aufſchnitt, wo- durch das Licht hinein faͤllet. Lunatique, cheval lunatique, Heißt moͤniſch, und wird ge- ſagt von einem Pferde, ſo nach dem Lauff des Mondes ſich am Geſicht eine Bloͤdigkeit zeiget, wel- che ab- und zunimmt, alſo daß bey vollem Mond die Augen truͤb ſind, und bey dem neuen Mond ſich ausklaͤren, das Pferd aber im̃er in Gefahr X x 3

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/713>, abgerufen am 21.11.2024.