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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Stellungen, als in den Schrit-
ten, Wendungen oder Sprüngen,
bestehet, wird dabey sehr zu kurtz
kommen; denn er muß mit seinen
Noten fast den ersten Anlaß ent-
weder zu poßierlichen oder zu ernst-
hafften Geberden geben.

Hyporchema,

Tantz-Lied. Die Täntze der Al-
ten unterscheiden sich hauptsäch-
lich in den poetischen oder Ge-
dicht-Tantz, und in den Gymna-
stischen oder Uibungs-Tantz. Jn
jenem suchte man allerhand
menschliche Begebenheiten aus-
zudrucken; daher solche Täntze
Hyporchemata, Tantz-Gesänge
oder Sing-Täntze genennet wor-
den. Jn dem Uibungs-Tantze ge-
schahe keine Nachahmung, son-
dern alleine eine Bewegung des
Leibes. Hyporchema hieß auch
das Reihen-Lied der alten Grie-
chen, welches von einem Hauf-
fen tantzender Personen um den
Altar abgesungen ward.

Hyporchematische Schreib-
Art,

Wird der hohen Tantz-Kunst
auf der Schaubühne in den
dazu geschickten Melodien und
Sätzen zugeeignet, und liefert die-
selbe die Chaconnen, Passagaglien,
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Hyp
Entreen und andere grosse Täntze,
welche sehr oft nicht nur gespielet
und getantzet, sondern auch in ge-
wisse Verse gebracht, und mit
vielen angenehmen Abwechselun-
gen zugleich gesungen werden.
Weil Franckreich die rechte Tantz-
Schule und dessen, was darzu
gehöret, ist; so thun einige ausge-
suchte Frantzösische Sachen mehr
Dienste zu Erkentniß dieser
Schreib-Art, als alle Jtalieni-
sche. Geschickte Täntzer, welche der
Schaubühne nutzen wollen, müs-
sen den Hyporchematischen Styl
eben sowol aus dem Grunde ken-
nen, als ein theatralischer Com-
ponist. Jnsonderheit ist es ein
nothwendiges Ding bey einem
Opern-Componisten, daß er sich
auf alle hohe Tantz-Arten wohl
verstehe, und die dazu beqvemen
Melodien ersinnen könne, ob er
gleich selber nicht tantzet. Dieser
Schreib-Art Kennzeichen sind eine
mehr als gemeine Einförmigkeit
in den ziemlich starcken Gliedern
der Melodie; eine genaue Ab-
theilung der Zeit-Maasse; ein
langsamer Rhythmus, in richti-
gem Verhalt; eine ebenträchtige,
ernsthafte, doch muntere Bewe-
gung; eine gehörige Länge, und
die möglichste Vereinigung oder
Gleichheit aller Theile.

J.
[Spaltenumbruch]
Jäger, Venator, le Chasseur,
il Cacciatore,

HEisset derjenige, der die Na-
tur, Eigenschafft und den
Unterschied der wilden Thiere und
Geflügel, vom grössesten bis zum
kleinesten weiß, und dieselbe auf
eine geschickte Art zu fangen oder
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zu fällen gelernet hat, auch alle
Arten der Jagd klüglich, tapfer
und vergnüglich zu regieren und
hinaus zu führen weiß. Es wird
aber zu einem vollkommenen Jä-
ger erfodert, daß er Gottsfürch-
tig sey, und sich vor allerhand ver-
botenen Künsten, Aberglauben,
Fluchen, Sauffen, Spielen, und

andern
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Stellungen, als in den Schrit-
ten, Wendungen oder Spruͤngen,
beſtehet, wird dabey ſehr zu kurtz
kommen; denn er muß mit ſeinen
Noten faſt den erſten Anlaß ent-
weder zu poßierlichen oder zu ernſt-
hafften Geberden geben.

Hyporchema,

Tantz-Lied. Die Taͤntze der Al-
ten unterſcheiden ſich hauptſaͤch-
lich in den poetiſchen oder Ge-
dicht-Tantz, und in den Gymna-
ſtiſchen oder Uibungs-Tantz. Jn
jenem ſuchte man allerhand
menſchliche Begebenheiten aus-
zudrucken; daher ſolche Taͤntze
Hyporchemata, Tantz-Geſaͤnge
oder Sing-Taͤntze genennet wor-
den. Jn dem Uibungs-Tantze ge-
ſchahe keine Nachahmung, ſon-
dern alleine eine Bewegung des
Leibes. Hyporchema hieß auch
das Reihen-Lied der alten Grie-
chen, welches von einem Hauf-
fen tantzender Perſonen um den
Altar abgeſungen ward.

Hyporchematiſche Schreib-
Art,

Wird der hohen Tantz-Kunſt
auf der Schaubuͤhne in den
dazu geſchickten Melodien und
Saͤtzen zugeeignet, und liefert die-
ſelbe die Chaconnen, Paſſagaglien,
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Hyp
Entreen und andere groſſe Taͤntze,
welche ſehr oft nicht nur geſpielet
und getantzet, ſondern auch in ge-
wiſſe Verſe gebracht, und mit
vielen angenehmen Abwechſelun-
gen zugleich geſungen werden.
Weil Franckreich die rechte Tantz-
Schule und deſſen, was darzu
gehoͤret, iſt; ſo thun einige ausge-
ſuchte Frantzoͤſiſche Sachen mehr
Dienſte zu Erkentniß dieſer
Schreib-Art, als alle Jtalieni-
ſche. Geſchickte Taͤntzer, welche der
Schaubuͤhne nutzen wollen, muͤſ-
ſen den Hyporchematiſchen Styl
eben ſowol aus dem Grunde ken-
nen, als ein theatraliſcher Com-
poniſt. Jnſonderheit iſt es ein
nothwendiges Ding bey einem
Opern-Componiſten, daß er ſich
auf alle hohe Tantz-Arten wohl
verſtehe, und die dazu beqvemen
Melodien erſinnen koͤnne, ob er
gleich ſelber nicht tantzet. Dieſer
Schreib-Art Kennzeichen ſind eine
mehr als gemeine Einfoͤrmigkeit
in den ziemlich ſtarcken Gliedern
der Melodie; eine genaue Ab-
theilung der Zeit-Maaſſe; ein
langſamer Rhythmus, in richti-
gem Verhalt; eine ebentraͤchtige,
ernſthafte, doch muntere Bewe-
gung; eine gehoͤrige Laͤnge, und
die moͤglichſte Vereinigung oder
Gleichheit aller Theile.

J.
[Spaltenumbruch]
Jaͤger, Venator, le Chaſſeur,
il Cacciatore,

HEiſſet derjenige, der die Na-
tur, Eigenſchafft und den
Unterſchied der wilden Thiere und
Gefluͤgel, vom groͤſſeſten bis zum
kleineſten weiß, und dieſelbe auf
eine geſchickte Art zu fangen oder
[Spaltenumbruch]
zu faͤllen gelernet hat, auch alle
Arten der Jagd kluͤglich, tapfer
und vergnuͤglich zu regieren und
hinaus zu fuͤhren weiß. Es wird
aber zu einem vollkommenen Jaͤ-
ger erfodert, daß er Gottsfuͤrch-
tig ſey, und ſich vor allerhand ver-
botenen Kuͤnſten, Aberglauben,
Fluchen, Sauffen, Spielen, und

andern
N n 3
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[0585] Hyp Hyp Stellungen, als in den Schrit- ten, Wendungen oder Spruͤngen, beſtehet, wird dabey ſehr zu kurtz kommen; denn er muß mit ſeinen Noten faſt den erſten Anlaß ent- weder zu poßierlichen oder zu ernſt- hafften Geberden geben. Hyporchema, Tantz-Lied. Die Taͤntze der Al- ten unterſcheiden ſich hauptſaͤch- lich in den poetiſchen oder Ge- dicht-Tantz, und in den Gymna- ſtiſchen oder Uibungs-Tantz. Jn jenem ſuchte man allerhand menſchliche Begebenheiten aus- zudrucken; daher ſolche Taͤntze Hyporchemata, Tantz-Geſaͤnge oder Sing-Taͤntze genennet wor- den. Jn dem Uibungs-Tantze ge- ſchahe keine Nachahmung, ſon- dern alleine eine Bewegung des Leibes. Hyporchema hieß auch das Reihen-Lied der alten Grie- chen, welches von einem Hauf- fen tantzender Perſonen um den Altar abgeſungen ward. Hyporchematiſche Schreib- Art, Wird der hohen Tantz-Kunſt auf der Schaubuͤhne in den dazu geſchickten Melodien und Saͤtzen zugeeignet, und liefert die- ſelbe die Chaconnen, Paſſagaglien, Entreen und andere groſſe Taͤntze, welche ſehr oft nicht nur geſpielet und getantzet, ſondern auch in ge- wiſſe Verſe gebracht, und mit vielen angenehmen Abwechſelun- gen zugleich geſungen werden. Weil Franckreich die rechte Tantz- Schule und deſſen, was darzu gehoͤret, iſt; ſo thun einige ausge- ſuchte Frantzoͤſiſche Sachen mehr Dienſte zu Erkentniß dieſer Schreib-Art, als alle Jtalieni- ſche. Geſchickte Taͤntzer, welche der Schaubuͤhne nutzen wollen, muͤſ- ſen den Hyporchematiſchen Styl eben ſowol aus dem Grunde ken- nen, als ein theatraliſcher Com- poniſt. Jnſonderheit iſt es ein nothwendiges Ding bey einem Opern-Componiſten, daß er ſich auf alle hohe Tantz-Arten wohl verſtehe, und die dazu beqvemen Melodien erſinnen koͤnne, ob er gleich ſelber nicht tantzet. Dieſer Schreib-Art Kennzeichen ſind eine mehr als gemeine Einfoͤrmigkeit in den ziemlich ſtarcken Gliedern der Melodie; eine genaue Ab- theilung der Zeit-Maaſſe; ein langſamer Rhythmus, in richti- gem Verhalt; eine ebentraͤchtige, ernſthafte, doch muntere Bewe- gung; eine gehoͤrige Laͤnge, und die moͤglichſte Vereinigung oder Gleichheit aller Theile. J. Jaͤger, Venator, le Chaſſeur, il Cacciatore, HEiſſet derjenige, der die Na- tur, Eigenſchafft und den Unterſchied der wilden Thiere und Gefluͤgel, vom groͤſſeſten bis zum kleineſten weiß, und dieſelbe auf eine geſchickte Art zu fangen oder zu faͤllen gelernet hat, auch alle Arten der Jagd kluͤglich, tapfer und vergnuͤglich zu regieren und hinaus zu fuͤhren weiß. Es wird aber zu einem vollkommenen Jaͤ- ger erfodert, daß er Gottsfuͤrch- tig ſey, und ſich vor allerhand ver- botenen Kuͤnſten, Aberglauben, Fluchen, Sauffen, Spielen, und andern N n 3

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/585>, abgerufen am 21.12.2024.