Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Her schröt schwitzet ihme, wenn esgleich ruhet. Darwider nehme man vier Untzen Honig, zwey Untzen Salniter, Wein und Eßig, zusammen ein Nössel, zwey Un- tzen Baum-Oel, eine Untzen Lor- beer, und eine Hand voll Thy- mian, stosse alles zusammen, men- ge es durch einander, und gebe es dem Pferde laulicht ein; oder, Entzian und Foenum graecum, (Bockshorn) in einem Ofen ge- dörret, zu Pulver gestossen, und dem Pferd aufs Futter gegeben. Die Leber von einem im Martio gefangenen Fuchsen gepülvert, und dem Pferde eingegeben, curiret gleichfalls das Hertz-Gespann. Das Pferd, so damit behafftet, muß man trocken füttern, dahero demselben kein Gras oder anderes feuchtes Futter geben, sondern solches mit warmen Kotzen um den Bauch und die Brust wohl bewahren, auch den Stall sauber halten, und darinne mit wohl- riechenden Kräutern, als Qven- del (Feld-Kümmel) Camillen, Lorbeer-Blättern und dergleichen, fleißig räuchern. Hertzschlächtigkeit, Jst eine Kranckheit der Pferde, Her es ihme vier Tage nach einander desTages einmal zu fressen. Oder man nehme lang Wegwart-Wurtzel, Alant-Wurtzel, Weitzen-Kleyen, menge es durch einander, und gebe es dem Roß unter dem Haber. Oder man thut einen Ameis-Hauffen mit allem, was darinne ist, in ei- nem Sack, leget Wacholder- Stauden mit grünen Beeren dar- zu, siedet es zusammen in einem Kessel mit Wasser, giesset es her- nach ab, lässet es kalt werden, und giebt dem Pferde alle Tage davon zu trincken. Jt. man neh- me Birnbaum-Mistel, Lungen- Mooß, von einem Eich-Baum, iedes gleich viel, büchene Mistel ein Viertel-Pfund, und gelbe Lilien-Wurtzel, hacke alles klein zu Pulver, und gebe es dem Pferde unter dem Futter, wenn der Mond fünff Tage alt ist. Oder man brennet einen lebendigen Jgel in einem wohlverkleibten Topff zu Pulver, nimmet dar- nach noch Beyfuß-Wurtz, Alant- Wurtz, Gehörne von einem Hir- schen, das zwischen den zweyen Frauen-Tagen, nemlich den funff- zehenden Augusti und achten Sep- tember, geschlagen, und ein we- nig Sadebaum, pulverisiret die- ses alles gleichfalls, mischet das Pulver unter einander, und zwar eines so viel als des andern, und giebet davon dem Pferde im Fut- ter, auf einmal iederzeit eine Handvoll, lässet auch demselben des Jahrs einmal die Kien-Ader schlagen. Hessen, Hassia, Landschafft im Ober-Rheini- Hessen-
[Spaltenumbruch] Her ſchroͤt ſchwitzet ihme, wenn esgleich ruhet. Darwider nehme man vier Untzen Honig, zwey Untzen Salniter, Wein und Eßig, zuſammen ein Noͤſſel, zwey Un- tzen Baum-Oel, eine Untzen Lor- beer, und eine Hand voll Thy- mian, ſtoſſe alles zuſammen, men- ge es durch einander, und gebe es dem Pferde laulicht ein; oder, Entzian und Fœnum græcum, (Bockshorn) in einem Ofen ge- doͤrret, zu Pulver geſtoſſen, und dem Pferd aufs Futter gegeben. Die Leber von einem im Martio gefangenen Fuchſen gepuͤlvert, und dem Pferde eingegeben, curiret gleichfalls das Hertz-Geſpann. Das Pferd, ſo damit behafftet, muß man trocken fuͤttern, dahero demſelben kein Gras oder anderes feuchtes Futter geben, ſondern ſolches mit warmen Kotzen um den Bauch und die Bruſt wohl bewahren, auch den Stall ſauber halten, und darinne mit wohl- riechenden Kraͤutern, als Qven- del (Feld-Kuͤmmel) Camillen, Lorbeer-Blaͤttern und dergleichen, fleißig raͤuchern. Hertzſchlaͤchtigkeit, Jſt eine Kranckheit der Pferde, Her es ihme vier Tage nach einander desTages einmal zu freſſen. Oder man nehme lang Wegwart-Wurtzel, Alant-Wurtzel, Weitzen-Kleyen, menge es durch einander, und gebe es dem Roß unter dem Haber. Oder man thut einen Ameis-Hauffen mit allem, was darinne iſt, in ei- nem Sack, leget Wacholder- Stauden mit gruͤnen Beeren dar- zu, ſiedet es zuſammen in einem Keſſel mit Waſſer, gieſſet es her- nach ab, laͤſſet es kalt werden, und giebt dem Pferde alle Tage davon zu trincken. Jt. man neh- me Birnbaum-Miſtel, Lungen- Mooß, von einem Eich-Baum, iedes gleich viel, buͤchene Miſtel ein Viertel-Pfund, und gelbe Lilien-Wurtzel, hacke alles klein zu Pulver, und gebe es dem Pferde unter dem Futter, wenn der Mond fuͤnff Tage alt iſt. Oder man brennet einen lebendigen Jgel in einem wohlverkleibten Topff zu Pulver, nimmet dar- nach noch Beyfuß-Wurtz, Alant- Wurtz, Gehoͤrne von einem Hir- ſchen, das zwiſchen den zweyen Frauen-Tagen, nemlich den funff- zehenden Auguſti und achten Sep- tember, geſchlagen, und ein we- nig Sadebaum, pulveriſiret die- ſes alles gleichfalls, miſchet das Pulver unter einander, und zwar eines ſo viel als des andern, und giebet davon dem Pferde im Fut- ter, auf einmal iederzeit eine Handvoll, laͤſſet auch demſelben des Jahrs einmal die Kien-Ader ſchlagen. Heſſen, Haſſia, Landſchafft im Ober-Rheini- Heſſen-
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Her
Her
ſchroͤt ſchwitzet ihme, wenn es
gleich ruhet. Darwider nehme
man vier Untzen Honig, zwey
Untzen Salniter, Wein und Eßig,
zuſammen ein Noͤſſel, zwey Un-
tzen Baum-Oel, eine Untzen Lor-
beer, und eine Hand voll Thy-
mian, ſtoſſe alles zuſammen, men-
ge es durch einander, und gebe
es dem Pferde laulicht ein; oder,
Entzian und Fœnum græcum,
(Bockshorn) in einem Ofen ge-
doͤrret, zu Pulver geſtoſſen, und
dem Pferd aufs Futter gegeben.
Die Leber von einem im Martio
gefangenen Fuchſen gepuͤlvert, und
dem Pferde eingegeben, curiret
gleichfalls das Hertz-Geſpann.
Das Pferd, ſo damit behafftet,
muß man trocken fuͤttern, dahero
demſelben kein Gras oder anderes
feuchtes Futter geben, ſondern
ſolches mit warmen Kotzen um
den Bauch und die Bruſt wohl
bewahren, auch den Stall ſauber
halten, und darinne mit wohl-
riechenden Kraͤutern, als Qven-
del (Feld-Kuͤmmel) Camillen,
Lorbeer-Blaͤttern und dergleichen,
fleißig raͤuchern.
Hertzſchlaͤchtigkeit,
Jſt eine Kranckheit der Pferde,
welche verurſachet, daß ſie ſich
ſehr aufblaſen, den Bauch immer
aus- und einziehen, und ſo man
ihnen mit den Fingern an die
Gurgel greifft, gar dumpffig hu-
ſten. Die Pferde werden davon
uͤberfallen, wenn ſie unreines
Futter, Wiſch-Tuͤcher, oder ſonſt
etwas haariges oder rauhes freſſen.
Dieſem Ubel abzuhelffẽ, doͤrre man
Lein-Saamen, mahle ihn, und gebe
dem Roſſe von ſolchem Mehle zwey
Theile im Trincken, den dritten Theil
menge man mit Haber, und gebe
es ihme vier Tage nach einander des
Tages einmal zu freſſen. Oder man
nehme lang Wegwart-Wurtzel,
Alant-Wurtzel, Weitzen-Kleyen,
menge es durch einander, und gebe
es dem Roß unter dem Haber. Oder
man thut einen Ameis-Hauffen
mit allem, was darinne iſt, in ei-
nem Sack, leget Wacholder-
Stauden mit gruͤnen Beeren dar-
zu, ſiedet es zuſammen in einem
Keſſel mit Waſſer, gieſſet es her-
nach ab, laͤſſet es kalt werden,
und giebt dem Pferde alle Tage
davon zu trincken. Jt. man neh-
me Birnbaum-Miſtel, Lungen-
Mooß, von einem Eich-Baum,
iedes gleich viel, buͤchene Miſtel
ein Viertel-Pfund, und gelbe
Lilien-Wurtzel, hacke alles klein
zu Pulver, und gebe es dem Pferde
unter dem Futter, wenn der
Mond fuͤnff Tage alt iſt. Oder
man brennet einen lebendigen
Jgel in einem wohlverkleibten
Topff zu Pulver, nimmet dar-
nach noch Beyfuß-Wurtz, Alant-
Wurtz, Gehoͤrne von einem Hir-
ſchen, das zwiſchen den zweyen
Frauen-Tagen, nemlich den funff-
zehenden Auguſti und achten Sep-
tember, geſchlagen, und ein we-
nig Sadebaum, pulveriſiret die-
ſes alles gleichfalls, miſchet das
Pulver unter einander, und zwar
eines ſo viel als des andern, und
giebet davon dem Pferde im Fut-
ter, auf einmal iederzeit eine
Handvoll, laͤſſet auch demſelben
des Jahrs einmal die Kien-Ader
ſchlagen.
Heſſen, Haſſia,
Landſchafft im Ober-Rheini-
ſchen Kreiſe, welche in Ober- und
Nieder-Heſſen getheilet wird, da-
von dieſes dem Land-Grafen von
Heſſen-
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