Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Hal Hals sey oder werde. Der Schopfmag dick oder dünn von Haaren seyn, wie es einem beliebt. Vor- nemlich ist Acht zu haben, daß sich Hals und Kopf wohl zur Zäu- mung bringen lasse. Denn etli- che Pferde sind wohl gewachsen, haben aber steiffe Hälse, so sich nicht wohl herbey geben, sondern dem Kappenzaum und Stangen widerstreben, ie mehr man sie her- bey zu bringen suchet, ie mehr wi- dersetzen sie sich, und sind schwer recht zu zäumen, oder fallen un- ter sich herbey: So bald man aber die Zügel etwas anziehet, wider- setzen sie sich der Faust, und gehen mit dem Kopfe ausser der Positur vor sich, legen die gantze Schwere des Leibes auf die Croupe; wes- wegen sie nicht wohl avanciren können, wo man die Zügel nicht gantz nachlässet. v. Cou. Hals-Kappe, s. Criniere. Hamster, Jst ein höchstschädliches Thier, Ham gräbet, und seinen Bau auf eineverwundernswürdige Art macht, auch in denselben allerhand Ge- treide-Körner, als Weitzen, Rog- gen, Dinckel, Gerste, Erbsen und dergleichen, in grosser Menge einträgt, und auf den Winter zu seiner Speise aufhebet. Solch Eintragen aber verrichtet er mit den im Maule an beyden Backen von der Natur ihme mitgetheil- ten Beuteln oder Säcken, welche er voller Körner sammlen kan, ohne daß man ein einiges in sei- nem Rachen siehet, und solche auch wieder dergestalt auszulee- ren weiß, daß keines darinne blei- bet. Diese Säcke oder Beutel kan man, wenn er todt ist, zum Maul heraus ziehen, und umkehren, wie die Schubsäcke. Sein Bau oder unterirdische Wohnung ist groß und weitläufftig, in verschiedene viereckigte nett und glattgebaute Zimmer abgetheilt, davon er ei- nes zu seiner Wohnung, und ei- in dem übrigen Gebäude aber findet man seinen Vorrath an Getreid- und Hülsen-Früchten, und zwar iede Sorte besonders so schön aufgeschüttet, daß es auf ei- nem wohleingerichteten Getraide- Boden nicht ordentlicher gefun- den werden kan: von iedem auch nicht wenig, so gar daß mancher Hamster-Fänger nur an dem von zehen bis zwantzig Hamstern ein- getragenen Vorrath sich und die Seinigen auf den Winter mit Brot und Hülsen-Früchten ver- sehen kan. Es bleibet aber der Hamster iederzeit gerne in dieser seiner künstlich erbauten Höhle, lässet sich auch nicht leichtlich dar- aus vertreiben, man giesse ihm denn Wasser, welches er gar übel ver- Ritter-Lexic. J i
[Spaltenumbruch] Hal Hals ſey oder werde. Der Schopfmag dick oder duͤnn von Haaren ſeyn, wie es einem beliebt. Vor- nemlich iſt Acht zu haben, daß ſich Hals und Kopf wohl zur Zaͤu- mung bringen laſſe. Denn etli- che Pferde ſind wohl gewachſen, haben aber ſteiffe Haͤlſe, ſo ſich nicht wohl herbey geben, ſondern dem Kappenzaum und Stangen widerſtreben, ie mehr man ſie her- bey zu bringen ſuchet, ie mehr wi- derſetzen ſie ſich, und ſind ſchwer recht zu zaͤumen, oder fallen un- ter ſich herbey: So bald man aber die Zuͤgel etwas anziehet, wider- ſetzen ſie ſich der Fauſt, und gehen mit dem Kopfe auſſer der Poſitur vor ſich, legen die gantze Schwere des Leibes auf die Croupe; wes- wegen ſie nicht wohl avanciren koͤnnen, wo man die Zuͤgel nicht gantz nachlaͤſſet. v. Cou. Hals-Kappe, ſ. Criniere. Hamſter, Jſt ein hoͤchſtſchaͤdliches Thier, Ham graͤbet, und ſeinen Bau auf eineverwundernswuͤrdige Art macht, auch in denſelben allerhand Ge- treide-Koͤrner, als Weitzen, Rog- gen, Dinckel, Gerſte, Erbſen und dergleichen, in groſſer Menge eintraͤgt, und auf den Winter zu ſeiner Speiſe aufhebet. Solch Eintragen aber verrichtet er mit den im Maule an beyden Backen von der Natur ihme mitgetheil- ten Beuteln oder Saͤcken, welche er voller Koͤrner ſammlen kan, ohne daß man ein einiges in ſei- nem Rachen ſiehet, und ſolche auch wieder dergeſtalt auszulee- ren weiß, daß keines darinne blei- bet. Dieſe Saͤcke oder Beutel kan man, wenn er todt iſt, zum Maul heraus ziehen, und umkehren, wie die Schubſaͤcke. Sein Bau oder unterirdiſche Wohnung iſt groß und weitlaͤufftig, in verſchiedene viereckigte nett und glattgebaute Zimmer abgetheilt, davon er ei- nes zu ſeiner Wohnung, und ei- in dem uͤbrigen Gebaͤude aber findet man ſeinen Vorrath an Getreid- und Huͤlſen-Fruͤchten, und zwar iede Sorte beſonders ſo ſchoͤn aufgeſchuͤttet, daß es auf ei- nem wohleingerichteten Getraide- Boden nicht ordentlicher gefun- den werden kan: von iedem auch nicht wenig, ſo gar daß mancher Hamſter-Faͤnger nur an dem von zehen bis zwantzig Hamſtern ein- getragenen Vorrath ſich und die Seinigen auf den Winter mit Brot und Huͤlſen-Fruͤchten ver- ſehen kan. Es bleibet aber der Hamſter iederzeit gerne in dieſer ſeiner kuͤnſtlich erbauten Hoͤhle, laͤſſet ſich auch nicht leichtlich dar- aus vertreiben, man gieſſe ihm denn Waſſer, welches er gar uͤbel ver- Ritter-Lexic. J i
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Hal
Ham
Hals ſey oder werde. Der Schopf
mag dick oder duͤnn von Haaren
ſeyn, wie es einem beliebt. Vor-
nemlich iſt Acht zu haben, daß
ſich Hals und Kopf wohl zur Zaͤu-
mung bringen laſſe. Denn etli-
che Pferde ſind wohl gewachſen,
haben aber ſteiffe Haͤlſe, ſo ſich
nicht wohl herbey geben, ſondern
dem Kappenzaum und Stangen
widerſtreben, ie mehr man ſie her-
bey zu bringen ſuchet, ie mehr wi-
derſetzen ſie ſich, und ſind ſchwer
recht zu zaͤumen, oder fallen un-
ter ſich herbey: So bald man aber
die Zuͤgel etwas anziehet, wider-
ſetzen ſie ſich der Fauſt, und gehen
mit dem Kopfe auſſer der Poſitur
vor ſich, legen die gantze Schwere
des Leibes auf die Croupe; wes-
wegen ſie nicht wohl avanciren
koͤnnen, wo man die Zuͤgel nicht
gantz nachlaͤſſet. v. Cou.
Hals-Kappe, ſ. Criniere.
Hamſter,
Jſt ein hoͤchſtſchaͤdliches Thier,
welches den groͤſſeſten Ratten an
Groͤſſe nichts nachgiebet, und fuͤr
eine Art groſſer Feld-Maͤuſe ge-
halten wird, ob es gleich mit den-
ſelben wenig Gleichheit hat: Denn
die Farbe des Ruͤckens kommt
ſchier den Haſen bey, am Bau-
che ſiehet er ſchwartz, auf beyden
Seiten hellroth, und hat auf ieg-
licher Seite noch drey weiſſe Fle-
cken; die Schlaͤfe ſind roͤthlicht,
der Hals weiß, die Fuͤſſe kurtz,
und nach der Dicke des Leibes pro-
portioniret. Die Haare ſtehen
ſo feſte auf der Haut, daß ſich
eher die Haut von dem Fleiſch,
als die Haare von der Haut ab-
ſondern laſſen. Er wohnet in der
Erde, darein er ein tieffes Loch
graͤbet, und ſeinen Bau auf eine
verwundernswuͤrdige Art macht,
auch in denſelben allerhand Ge-
treide-Koͤrner, als Weitzen, Rog-
gen, Dinckel, Gerſte, Erbſen und
dergleichen, in groſſer Menge
eintraͤgt, und auf den Winter zu
ſeiner Speiſe aufhebet. Solch
Eintragen aber verrichtet er mit
den im Maule an beyden Backen
von der Natur ihme mitgetheil-
ten Beuteln oder Saͤcken, welche
er voller Koͤrner ſammlen kan,
ohne daß man ein einiges in ſei-
nem Rachen ſiehet, und ſolche
auch wieder dergeſtalt auszulee-
ren weiß, daß keines darinne blei-
bet. Dieſe Saͤcke oder Beutel kan
man, wenn er todt iſt, zum Maul
heraus ziehen, und umkehren, wie
die Schubſaͤcke. Sein Bau oder
unterirdiſche Wohnung iſt groß
und weitlaͤufftig, in verſchiedene
viereckigte nett und glattgebaute
Zimmer abgetheilt, davon er ei-
nes zu ſeiner Wohnung, und ei-
in dem uͤbrigen Gebaͤude aber
findet man ſeinen Vorrath an
Getreid- und Huͤlſen-Fruͤchten,
und zwar iede Sorte beſonders ſo
ſchoͤn aufgeſchuͤttet, daß es auf ei-
nem wohleingerichteten Getraide-
Boden nicht ordentlicher gefun-
den werden kan: von iedem auch
nicht wenig, ſo gar daß mancher
Hamſter-Faͤnger nur an dem von
zehen bis zwantzig Hamſtern ein-
getragenen Vorrath ſich und die
Seinigen auf den Winter mit
Brot und Huͤlſen-Fruͤchten ver-
ſehen kan. Es bleibet aber der
Hamſter iederzeit gerne in dieſer
ſeiner kuͤnſtlich erbauten Hoͤhle,
laͤſſet ſich auch nicht leichtlich dar-
aus vertreiben, man gieſſe ihm
denn Waſſer, welches er gar uͤbel
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