Viertes Kapitel. Associationsvermögen des Nervensy- stems.
Ausser den consensuellen Nervenwirkungen giebt es noch eine andere, von äussern Eindrücken ab- hängige Thätigkeit der Nerven, die ebenfalls ohne den Einfluss des Willens vor sich geht, nehm- lich die, welche in dem Associationsvermö- gen derselben ihren Grund hat.
Nervenwirkungen, die in einer gewissen Fol- ge vor sich gegangen und entweder ursprünglich durch einen heftigen Reitz erregt, oder oft in der nehmlichen Ordnung wiederholt sind, werden so mit einander verbunden, dass bey jedem zufäl- ligen Eindruck, der die eine veranlasst, auch die übrigen in der ursprünglichen Folge wieder eintreten.
Dieses Vermögen ist blos der thierischen Na- tur eigen. Bey den Pflanzen giebt es keine Er- scheinung, die sich nicht ohne Voraussetzung des- selben erklären liesse.
Die Thiere besitzen das Associationsvermögen in desto höherm Grade, je mehr ihr Gehirn ge-
gen
Viertes Kapitel. Associationsvermögen des Nervensy- stems.
Auſser den consensuellen Nervenwirkungen giebt es noch eine andere, von äuſsern Eindrücken ab- hängige Thätigkeit der Nerven, die ebenfalls ohne den Einfluſs des Willens vor sich geht, nehm- lich die, welche in dem Associationsvermö- gen derselben ihren Grund hat.
Nervenwirkungen, die in einer gewissen Fol- ge vor sich gegangen und entweder ursprünglich durch einen heftigen Reitz erregt, oder oft in der nehmlichen Ordnung wiederholt sind, werden so mit einander verbunden, daſs bey jedem zufäl- ligen Eindruck, der die eine veranlaſst, auch die übrigen in der ursprünglichen Folge wieder eintreten.
Dieses Vermögen ist blos der thierischen Na- tur eigen. Bey den Pflanzen giebt es keine Er- scheinung, die sich nicht ohne Voraussetzung des- selben erklären lieſse.
Die Thiere besitzen das Associationsvermögen in desto höherm Grade, je mehr ihr Gehirn ge-
gen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0380"n="368"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head>Viertes Kapitel.<lb/><hirendition="#g">Associationsvermögen des Nervensy-<lb/>
stems</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">A</hi>uſser den consensuellen Nervenwirkungen giebt<lb/>
es noch eine andere, von äuſsern Eindrücken ab-<lb/>
hängige Thätigkeit der Nerven, die ebenfalls ohne<lb/>
den Einfluſs des Willens vor sich geht, nehm-<lb/>
lich die, welche in dem <hirendition="#g">Associationsvermö-<lb/>
gen</hi> derselben ihren Grund hat.</p><lb/><p>Nervenwirkungen, die in einer gewissen Fol-<lb/>
ge vor sich gegangen und entweder ursprünglich<lb/>
durch einen heftigen Reitz erregt, oder oft in der<lb/>
nehmlichen Ordnung wiederholt sind, werden so<lb/>
mit einander verbunden, daſs bey jedem zufäl-<lb/>
ligen Eindruck, der die eine veranlaſst, auch<lb/>
die übrigen in der ursprünglichen Folge wieder<lb/>
eintreten.</p><lb/><p>Dieses Vermögen ist blos der thierischen Na-<lb/>
tur eigen. Bey den Pflanzen giebt es keine Er-<lb/>
scheinung, die sich nicht ohne Voraussetzung des-<lb/>
selben erklären lieſse.</p><lb/><p>Die Thiere besitzen das Associationsvermögen<lb/>
in desto höherm Grade, je mehr ihr Gehirn ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[368/0380]
Viertes Kapitel.
Associationsvermögen des Nervensy-
stems.
Auſser den consensuellen Nervenwirkungen giebt
es noch eine andere, von äuſsern Eindrücken ab-
hängige Thätigkeit der Nerven, die ebenfalls ohne
den Einfluſs des Willens vor sich geht, nehm-
lich die, welche in dem Associationsvermö-
gen derselben ihren Grund hat.
Nervenwirkungen, die in einer gewissen Fol-
ge vor sich gegangen und entweder ursprünglich
durch einen heftigen Reitz erregt, oder oft in der
nehmlichen Ordnung wiederholt sind, werden so
mit einander verbunden, daſs bey jedem zufäl-
ligen Eindruck, der die eine veranlaſst, auch
die übrigen in der ursprünglichen Folge wieder
eintreten.
Dieses Vermögen ist blos der thierischen Na-
tur eigen. Bey den Pflanzen giebt es keine Er-
scheinung, die sich nicht ohne Voraussetzung des-
selben erklären lieſse.
Die Thiere besitzen das Associationsvermögen
in desto höherm Grade, je mehr ihr Gehirn ge-
gen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/380>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.