§. 3. Aufnahme der Nahrungsmittel. Stadien der Ernährung.
Ausser vegetabilischen und animalischen Stof- fen nimmt jeder thierische Körper auch Wasser als Nahrungsmittel auf, und zwar, wie schon im zweyten Buche dieses Werks a) bemerkt ist, desto mehr, je niedriger die Stufe der Animalität ist, worauf er sich befindet. Das Organ, wodurch diese Aufnahme vorzüglich geschieht, ist die gan- ze äussere Fläche des Körpers. Unaufhörlich ab- sorbirt die äussere Haut nicht nur den Sauerstoff und einen Theil des Stickstoffs der Atmosphäre, sondern auch den in der Luft enthaltenen Was- serdunst. Bey dem Menschen erhellet diese Ein- saugung daraus, weil manche blos äusserlich angewandte Arzneymittel in die Masse der Säfte übergehen, und mit dem Harn, Schweiss, oder Speichel wieder ausgeleert werden, und weil in der Harnruhr oft eine lange Zeit hindurch täglich mehr Urin abgeht, als der Kranke an Speisen und Getränken zu sich nimmt, und als die ganze Quantität seiner Säfte ausmacht b).
Deutlicher und auffallender aber zeigt sich diese Inhalation bey den Thieren der niedern Classen.
Die
a) Biol. Bd. 2. S. 456.
b)Haller El. Phys. T. V. L. 12. S. 2. §. 20. p. 85.
§. 3. Aufnahme der Nahrungsmittel. Stadien der Ernährung.
Ausser vegetabilischen und animalischen Stof- fen nimmt jeder thierische Körper auch Wasser als Nahrungsmittel auf, und zwar, wie schon im zweyten Buche dieses Werks a) bemerkt ist, desto mehr, je niedriger die Stufe der Animalität ist, worauf er sich befindet. Das Organ, wodurch diese Aufnahme vorzüglich geschieht, ist die gan- ze äussere Fläche des Körpers. Unaufhörlich ab- sorbirt die äussere Haut nicht nur den Sauerstoff und einen Theil des Stickstoffs der Atmosphäre, sondern auch den in der Luft enthaltenen Was- serdunst. Bey dem Menschen erhellet diese Ein- saugung daraus, weil manche blos äusserlich angewandte Arzneymittel in die Masse der Säfte übergehen, und mit dem Harn, Schweiſs, oder Speichel wieder ausgeleert werden, und weil in der Harnruhr oft eine lange Zeit hindurch täglich mehr Urin abgeht, als der Kranke an Speisen und Getränken zu sich nimmt, und als die ganze Quantität seiner Säfte ausmacht b).
Deutlicher und auffallender aber zeigt sich diese Inhalation bey den Thieren der niedern Classen.
Die
a) Biol. Bd. 2. S. 456.
b)Haller El. Phys. T. V. L. 12. S. 2. §. 20. p. 85.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0304"n="288"/><divn="5"><head>§. 3.<lb/>
Aufnahme der Nahrungsmittel. Stadien der Ernährung.</head><lb/><p>Ausser vegetabilischen und animalischen Stof-<lb/>
fen nimmt jeder thierische Körper auch Wasser als<lb/>
Nahrungsmittel auf, und zwar, wie schon im<lb/>
zweyten Buche dieses Werks <noteplace="foot"n="a)">Biol. Bd. 2. S. 456.</note> bemerkt ist, desto<lb/>
mehr, je niedriger die Stufe der Animalität ist,<lb/>
worauf er sich befindet. Das Organ, wodurch<lb/>
diese Aufnahme vorzüglich geschieht, ist die gan-<lb/>
ze äussere Fläche des Körpers. Unaufhörlich ab-<lb/>
sorbirt die äussere Haut nicht nur den Sauerstoff<lb/>
und einen Theil des Stickstoffs der Atmosphäre,<lb/>
sondern auch den in der Luft enthaltenen Was-<lb/>
serdunst. Bey dem Menschen erhellet diese Ein-<lb/>
saugung daraus, weil manche blos äusserlich<lb/>
angewandte Arzneymittel in die Masse der Säfte<lb/>
übergehen, und mit dem Harn, Schweiſs, oder<lb/>
Speichel wieder ausgeleert werden, und weil in<lb/>
der Harnruhr oft eine lange Zeit hindurch täglich<lb/>
mehr Urin abgeht, als der Kranke an Speisen und<lb/>
Getränken zu sich nimmt, und als die ganze<lb/>
Quantität seiner Säfte ausmacht <noteplace="foot"n="b)"><hirendition="#k">Haller</hi> El. Phys. T. V. L. 12. S. 2. §. 20. p. 85.</note>.</p><lb/><p>Deutlicher und auffallender aber zeigt sich<lb/>
diese Inhalation bey den Thieren der niedern<lb/>
Classen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[288/0304]
§. 3.
Aufnahme der Nahrungsmittel. Stadien der Ernährung.
Ausser vegetabilischen und animalischen Stof-
fen nimmt jeder thierische Körper auch Wasser als
Nahrungsmittel auf, und zwar, wie schon im
zweyten Buche dieses Werks a) bemerkt ist, desto
mehr, je niedriger die Stufe der Animalität ist,
worauf er sich befindet. Das Organ, wodurch
diese Aufnahme vorzüglich geschieht, ist die gan-
ze äussere Fläche des Körpers. Unaufhörlich ab-
sorbirt die äussere Haut nicht nur den Sauerstoff
und einen Theil des Stickstoffs der Atmosphäre,
sondern auch den in der Luft enthaltenen Was-
serdunst. Bey dem Menschen erhellet diese Ein-
saugung daraus, weil manche blos äusserlich
angewandte Arzneymittel in die Masse der Säfte
übergehen, und mit dem Harn, Schweiſs, oder
Speichel wieder ausgeleert werden, und weil in
der Harnruhr oft eine lange Zeit hindurch täglich
mehr Urin abgeht, als der Kranke an Speisen und
Getränken zu sich nimmt, und als die ganze
Quantität seiner Säfte ausmacht b).
Deutlicher und auffallender aber zeigt sich
diese Inhalation bey den Thieren der niedern
Classen.
Die
a) Biol. Bd. 2. S. 456.
b) Haller El. Phys. T. V. L. 12. S. 2. §. 20. p. 85.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/304>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.