Geist Gottes! würke du in mir; Jch habe kein Vermögen, Die Sünd und alles, Gott! was dir Verhaßt ist, abzulegen. Hier ist mein Herz, nimm ganz mich hin, Und gib mir einen neuen Sinn, Damit ich dir gefalle.
Wie of, wie oft habe ich die Würkungen des heiligen Gestes durch meine Sünden vereitelt! Beim Gebrauch des Wortes Gottes, beim Genuß des heiligen Abendmals, bei Gebet und argestelltem Nachdenken, klopfte er mächtig an mein Herz, warnt[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt], strafte, lockte, tröstete mich. Gedanken, die sich unter einander verklagten; frohe Aussichten in die Ewigkeit; redliche Entschliesungen, rechtschaffen und christlich zu wandeln; unverhofte Gelegnheiten und Versuchungen zum Guten: das alles, heiliger Gor! waren deine Veranstaltungen zu meinem Heile! Kan ich sie le[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]gnen? War mein Herz nicht beklommen? mein Gemüth nicht mdergeschlagen und sehnsuchtsvoll?
Aber ich glitt, ich strauchelte, ich fiel: mir aufzuhelfen warst du nah; ich stand an dener Hand auf, wolte allein gehen, ent- zog mich deiner Führung, und fiel wieder. Mein ganzes Leben war ein Fallen und Aufstchen. Jch armes wankendes Geschöpf! Warum halte ich mich doch nicht fester an dir! Warum matte ich mich selbst durch meinen Eigensinn ab, und will durchaus
Wege
U 3
Der 29te Mai.
Geiſt Gottes! wuͤrke du in mir; Jch habe kein Vermoͤgen, Die Suͤnd und alles, Gott! was dir Verhaßt iſt, abzulegen. Hier iſt mein Herz, nimm ganz mich hin, Und gib mir einen neuen Sinn, Damit ich dir gefalle.
Wie of, wie oft habe ich die Wuͤrkungen des heiligen Geſtes durch meine Suͤnden vereitelt! Beim Gebrauch des Wortes Gottes, beim Genuß des heiligen Abendmals, bei Gebet und argeſtelltem Nachdenken, klopfte er maͤchtig an mein Herz, warnt[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt], ſtrafte, lockte, troͤſtete mich. Gedanken, die ſich unter einander verklagten; frohe Ausſichten in die Ewigkeit; redliche Entſchlieſungen, rechtſchaffen und chriſtlich zu wandeln; unverhofte Gelegnheiten und Verſuchungen zum Guten: das alles, heiliger Gor! waren deine Veranſtaltungen zu meinem Heile! Kan ich ſie le[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]gnen? War mein Herz nicht beklommen? mein Gemuͤth nicht mdergeſchlagen und ſehnſuchtsvoll?
Aber ich glitt, ich ſtrauchelte, ich fiel: mir aufzuhelfen warſt du nah; ich ſtand an dener Hand auf, wolte allein gehen, ent- zog mich deiner Fuͤhrung, und fiel wieder. Mein ganzes Leben war ein Fallen und Aufſtchen. Jch armes wankendes Geſchoͤpf! Warum halte ich mich doch nicht feſter an dir! Warum matte ich mich ſelbſt durch meinen Eigenſinn ab, und will durchaus
Wege
U 3
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[309[339]/0346]
Der 29te Mai.
Geiſt Gottes! wuͤrke du in mir;
Jch habe kein Vermoͤgen,
Die Suͤnd und alles, Gott! was dir
Verhaßt iſt, abzulegen.
Hier iſt mein Herz, nimm ganz mich hin,
Und gib mir einen neuen Sinn,
Damit ich dir gefalle.
Wie of, wie oft habe ich die Wuͤrkungen des heiligen
Geſtes durch meine Suͤnden vereitelt! Beim Gebrauch
des Wortes Gottes, beim Genuß des heiligen Abendmals, bei
Gebet und argeſtelltem Nachdenken, klopfte er maͤchtig an mein
Herz, warnt_, ſtrafte, lockte, troͤſtete mich. Gedanken, die
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Aber ich glitt, ich ſtrauchelte, ich fiel: mir aufzuhelfen warſt
du nah; ich ſtand an dener Hand auf, wolte allein gehen, ent-
zog mich deiner Fuͤhrung, und fiel wieder. Mein ganzes Leben
war ein Fallen und Aufſtchen. Jch armes wankendes Geſchoͤpf!
Warum halte ich mich doch nicht feſter an dir! Warum matte
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 309[339]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/346>, abgerufen am 21.11.2024.
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