So weit nur Menschen deine Welt bewohnen, Bist du die Hofnung aller Nationen, Die Zuflucht aller, die an fernen Meeren Dein Heil begehren.
Es ist eine traurige Jdee, wenn ich bedenke, daß jetzt die Sonne solche Länder bescheinet, wo der Name meines Erlöser we- [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ig oder gar nicht genannt wird. Wann das volkreiche Europa seine Gottesdienste beschließt, dann fängt sich der Gottesdienst dummer Barbaren an; dann erschallen wenig Danklieder für die größte Gabe Gottes, nemlich für seinen uns geschenkten einge- bornen Sohn. Wie ist es möglich, daß die Verehrer Jesu nur einen so kleinen Theil des Erdbodens bewohnen! Solte denn die Freude, einen Erlöser zu haben, nicht allem Volke wiederfahren?
Jedoch das Räzel löset sich allgemach auf; ich sehe die wür- [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ende Hand Gottes und bete an. Die allgemeiner wer- dende christliche Religion, und mit ihr Weisheit und Wohl- stand, verbreitet sich von Jahr zu Jahr mehr über den Erdboden. Ein immer redender Beweis ihrer Göttlicheit! Wären vor tau- send Jahren schon alle Nationen Christen geworden, so würde mancher Eifer für unsre Religion erkaltet seyn. Wir würden die mitleidenswürdige Gestalt des Heidenthums wenig kennen, und die Feinde Jesu würden eine so plötzliche allgemeine Ausbreitung allen andern Ursachen, nur nicht der Ueberzeugung und der ein- leuchtenden Göttlichkeit des Christenthums zugeschrieben haben. So aber ist kein Stillestand, der Christ so wol als der Unchrist werden gereizet über die Religion nachzudenken, und wir sind Zu- schauer von der zunehmenden Macht des Reiches Christi.
Beant-
Q 2
Der 27te April.
So weit nur Menſchen deine Welt bewohnen, Biſt du die Hofnung aller Nationen, Die Zuflucht aller, die an fernen Meeren Dein Heil begehren.
Es iſt eine traurige Jdee, wenn ich bedenke, daß jetzt die Sonne ſolche Laͤnder beſcheinet, wo der Name meines Erloͤſer we- [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ig oder gar nicht genannt wird. Wann das volkreiche Europa ſeine Gottesdienſte beſchließt, dann faͤngt ſich der Gottesdienſt dummer Barbaren an; dann erſchallen wenig Danklieder fuͤr die groͤßte Gabe Gottes, nemlich fuͤr ſeinen uns geſchenkten einge- bornen Sohn. Wie iſt es moͤglich, daß die Verehrer Jeſu nur einen ſo kleinen Theil des Erdbodens bewohnen! Solte denn die Freude, einen Erloͤſer zu haben, nicht allem Volke wiederfahren?
Jedoch das Raͤzel loͤſet ſich allgemach auf; ich ſehe die wuͤr- [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ende Hand Gottes und bete an. Die allgemeiner wer- dende chriſtliche Religion, und mit ihr Weisheit und Wohl- ſtand, verbreitet ſich von Jahr zu Jahr mehr uͤber den Erdboden. Ein immer redender Beweis ihrer Goͤttlicheit! Waͤren vor tau- ſend Jahren ſchon alle Nationen Chriſten geworden, ſo wuͤrde mancher Eifer fuͤr unſre Religion erkaltet ſeyn. Wir wuͤrden die mitleidenswuͤrdige Geſtalt des Heidenthums wenig kennen, und die Feinde Jeſu wuͤrden eine ſo ploͤtzliche allgemeine Ausbreitung allen andern Urſachen, nur nicht der Ueberzeugung und der ein- leuchtenden Goͤttlichkeit des Chriſtenthums zugeſchrieben haben. So aber iſt kein Stilleſtand, der Chriſt ſo wol als der Unchriſt werden gereizet uͤber die Religion nachzudenken, und wir ſind Zu- ſchauer von der zunehmenden Macht des Reiches Chriſti.
Beant-
Q 2
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[243[273]/0280]
Der 27te April.
So weit nur Menſchen deine Welt bewohnen,
Biſt du die Hofnung aller Nationen,
Die Zuflucht aller, die an fernen Meeren
Dein Heil begehren.
Es iſt eine traurige Jdee, wenn ich bedenke, daß jetzt die Sonne
ſolche Laͤnder beſcheinet, wo der Name meines Erloͤſer we-
_ig oder gar nicht genannt wird. Wann das volkreiche Europa
ſeine Gottesdienſte beſchließt, dann faͤngt ſich der Gottesdienſt
dummer Barbaren an; dann erſchallen wenig Danklieder fuͤr die
groͤßte Gabe Gottes, nemlich fuͤr ſeinen uns geſchenkten einge-
bornen Sohn. Wie iſt es moͤglich, daß die Verehrer Jeſu nur
einen ſo kleinen Theil des Erdbodens bewohnen! Solte denn die
Freude, einen Erloͤſer zu haben, nicht allem Volke wiederfahren?
Jedoch das Raͤzel loͤſet ſich allgemach auf; ich ſehe die wuͤr-
_ende Hand Gottes und bete an. Die allgemeiner wer-
dende chriſtliche Religion, und mit ihr Weisheit und Wohl-
ſtand, verbreitet ſich von Jahr zu Jahr mehr uͤber den Erdboden.
Ein immer redender Beweis ihrer Goͤttlicheit! Waͤren vor tau-
ſend Jahren ſchon alle Nationen Chriſten geworden, ſo wuͤrde
mancher Eifer fuͤr unſre Religion erkaltet ſeyn. Wir wuͤrden die
mitleidenswuͤrdige Geſtalt des Heidenthums wenig kennen, und
die Feinde Jeſu wuͤrden eine ſo ploͤtzliche allgemeine Ausbreitung
allen andern Urſachen, nur nicht der Ueberzeugung und der ein-
leuchtenden Goͤttlichkeit des Chriſtenthums zugeſchrieben haben.
So aber iſt kein Stilleſtand, der Chriſt ſo wol als der Unchriſt
werden gereizet uͤber die Religion nachzudenken, und wir ſind Zu-
ſchauer von der zunehmenden Macht des Reiches Chriſti.
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Q 2
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 243[273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/280>, abgerufen am 21.11.2024.
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