Castellani's Begriffe von der Kunst wa¬ ren so erhaben, daß er keinen der lebenden oder gestorbenen Künstler für ein Musterbild, für vollendet wollte gelten lassen. Er belä¬ chelte oft Sternbald's Heftigkeit, der ihm Rafael, Buonarotti, oder gar Albrecht Dü¬ rer nannte, der sich ungern in Vergleichun¬ gen einließ, und meinte, jeder sey für sich der Höchste und Trefflichste. Ihr seyd noch jung, sagte dann sein älterer Freund, wenn Ihr weiter kommt, werdet Ihr statt der Künstler die Kunst verehren, und ein¬ sehn, wie viel noch einem jeden gebricht.
Sternbald gewöhnte sich mit einiger Über¬ windung an seine Art zu denken, er zwang sich, nicht heftig zu seyn, nicht seine Ge¬ fühle sprechen zu lassen, wenn sein Verstand und Urtheil in Anspruch genommen wurden.
nichts, was er dort lernte, wieder zu ver¬ lieren
Caſtellani's Begriffe von der Kunſt wa¬ ren ſo erhaben, daß er keinen der lebenden oder geſtorbenen Künſtler für ein Muſterbild, für vollendet wollte gelten laſſen. Er belä¬ chelte oft Sternbald's Heftigkeit, der ihm Rafael, Buonarotti, oder gar Albrecht Dü¬ rer nannte, der ſich ungern in Vergleichun¬ gen einließ, und meinte, jeder ſey für ſich der Höchſte und Trefflichſte. Ihr ſeyd noch jung, ſagte dann ſein älterer Freund, wenn Ihr weiter kommt, werdet Ihr ſtatt der Künſtler die Kunſt verehren, und ein¬ ſehn, wie viel noch einem jeden gebricht.
Sternbald gewöhnte ſich mit einiger Über¬ windung an ſeine Art zu denken, er zwang ſich, nicht heftig zu ſeyn, nicht ſeine Ge¬ fühle ſprechen zu laſſen, wenn ſein Verſtand und Urtheil in Anſpruch genommen wurden.
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nichts, was er dort lernte, wieder zu ver¬
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Caſtellani's Begriffe von der Kunſt wa¬
ren ſo erhaben, daß er keinen der lebenden
oder geſtorbenen Künſtler für ein Muſterbild,
für vollendet wollte gelten laſſen. Er belä¬
chelte oft Sternbald's Heftigkeit, der ihm
Rafael, Buonarotti, oder gar Albrecht Dü¬
rer nannte, der ſich ungern in Vergleichun¬
gen einließ, und meinte, jeder ſey für
ſich der Höchſte und Trefflichſte. Ihr ſeyd
noch jung, ſagte dann ſein älterer Freund,
wenn Ihr weiter kommt, werdet Ihr ſtatt
der Künſtler die Kunſt verehren, und ein¬
ſehn, wie viel noch einem jeden gebricht.
Sternbald gewöhnte ſich mit einiger Über¬
windung an ſeine Art zu denken, er zwang
ſich, nicht heftig zu ſeyn, nicht ſeine Ge¬
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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