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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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bis Ihr völlig in Sicherheit seid; aber fürch¬
tet nichts, er ist vielleicht todt, wenigstens
sehr schwer verwundet. Aber kehrt zur
Straße zurück, denn auf diesem Wege gehn
wir nur in der Irre.

Indem kam ein Gewitter heraufgezogen,
und ein Hagelschauer fiel nieder. Die bei¬
den Wandrer retteten sich vor dem Platzre¬
gen in eine kleine Kapelle, die dicht vor ei¬
nem Walde stand. die Pilgerinn war sehr
ängstlich, wenn die Donnerschläge in den
Bergen wiederhallten, und Ferdinand
suchte sie zu beruhigen; sie schien sehr
mit ihren Gedanken beschäftigt. Endlich
hörte das Gewitter auf, und ein lieblicher
Regenbogen stand am Himmel, der Wald
war frisch und grün, und alle Blätter fun¬
kelten von Tropfen, die Schwüle des Tages
war vorüber, die ganze Natur durchwehte
ein kühler Athem, alle Bäume, alle Blu¬

bis Ihr völlig in Sicherheit ſeid; aber fürch¬
tet nichts, er iſt vielleicht todt, wenigſtens
ſehr ſchwer verwundet. Aber kehrt zur
Straße zurück, denn auf dieſem Wege gehn
wir nur in der Irre.

Indem kam ein Gewitter heraufgezogen,
und ein Hagelſchauer fiel nieder. Die bei¬
den Wandrer retteten ſich vor dem Platzre¬
gen in eine kleine Kapelle, die dicht vor ei¬
nem Walde ſtand. die Pilgerinn war ſehr
ängſtlich, wenn die Donnerſchläge in den
Bergen wiederhallten, und Ferdinand
ſuchte ſie zu beruhigen; ſie ſchien ſehr
mit ihren Gedanken beſchäftigt. Endlich
hörte das Gewitter auf, und ein lieblicher
Regenbogen ſtand am Himmel, der Wald
war friſch und grün, und alle Blätter fun¬
kelten von Tropfen, die Schwüle des Tages
war vorüber, die ganze Natur durchwehte
ein kühler Athem, alle Bäume, alle Blu¬

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[300/0311] bis Ihr völlig in Sicherheit ſeid; aber fürch¬ tet nichts, er iſt vielleicht todt, wenigſtens ſehr ſchwer verwundet. Aber kehrt zur Straße zurück, denn auf dieſem Wege gehn wir nur in der Irre. Indem kam ein Gewitter heraufgezogen, und ein Hagelſchauer fiel nieder. Die bei¬ den Wandrer retteten ſich vor dem Platzre¬ gen in eine kleine Kapelle, die dicht vor ei¬ nem Walde ſtand. die Pilgerinn war ſehr ängſtlich, wenn die Donnerſchläge in den Bergen wiederhallten, und Ferdinand ſuchte ſie zu beruhigen; ſie ſchien ſehr mit ihren Gedanken beſchäftigt. Endlich hörte das Gewitter auf, und ein lieblicher Regenbogen ſtand am Himmel, der Wald war friſch und grün, und alle Blätter fun¬ kelten von Tropfen, die Schwüle des Tages war vorüber, die ganze Natur durchwehte ein kühler Athem, alle Bäume, alle Blu¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/311>, abgerufen am 25.11.2024.