Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Neunte Scene. (Kloster. Sprachzimmer.) Aebtissinn, Nonnen. Aebtissinn. Ja, meine Kinder, immer dringender Wird unsre Noth und Hülfe seh ich nicht, Wenn sie der Herr uns nicht in Gnaden sendet: Des Landes Theurung und des Jahres Mißwachs, Der Brand der unsre Speicher aufgezehrt Und schnell vernichtete den schmalen Vorrath; Kein Reisender der hieher Opfer brächte; Die Felsen trennen uns von aller Welt, Die wüste Einsamkeit verscheucht die Menschen; Der Bischof ist, Ihr wißt es, selbst bedrängt: -- So weiß ich denn nicht Hülfe, Rath, noch Rettung. Die Pförtnerinn tritt herein. Pförtnerinn. Ein fremder Herr will Euer Gnaden sprechen. Aebtissinn. Entfernt Euch, meine Kinder. -- Laß ihn ein. Die Nonnen gehn ab, Andalosia kömmt. Andalosia. Hochwürdge Frau, verzeiht dem Weltlichen, Ders wagt, die fromme Einsamkeit zu stören, Im Namen einer Armen tret' ich ein, Die Euren Trost begehrt und eine Zelle, Um abgeschieden sich und Gott zu leben. Aebtissinn. Mein edler Herr, Ihr seht ein armes Kloster, Zweite Abtheilung. Neunte Scene. (Kloſter. Sprachzimmer.) Aebtiſſinn, Nonnen. Aebtiſſinn. Ja, meine Kinder, immer dringender Wird unſre Noth und Huͤlfe ſeh ich nicht, Wenn ſie der Herr uns nicht in Gnaden ſendet: Des Landes Theurung und des Jahres Mißwachs, Der Brand der unſre Speicher aufgezehrt Und ſchnell vernichtete den ſchmalen Vorrath; Kein Reiſender der hieher Opfer braͤchte; Die Felſen trennen uns von aller Welt, Die wuͤſte Einſamkeit verſcheucht die Menſchen; Der Biſchof iſt, Ihr wißt es, ſelbſt bedraͤngt: — So weiß ich denn nicht Huͤlfe, Rath, noch Rettung. Die Pfoͤrtnerinn tritt herein. Pfoͤrtnerinn. Ein fremder Herr will Euer Gnaden ſprechen. Aebtiſſinn. Entfernt Euch, meine Kinder. — Laß ihn ein. Die Nonnen gehn ab, Andaloſia koͤmmt. Andaloſia. Hochwuͤrdge Frau, verzeiht dem Weltlichen, Ders wagt, die fromme Einſamkeit zu ſtoͤren, Im Namen einer Armen tret' ich ein, Die Euren Troſt begehrt und eine Zelle, Um abgeſchieden ſich und Gott zu leben. Aebtiſſinn. Mein edler Herr, Ihr ſeht ein armes Kloſter, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0456" n="446"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Neunte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Kloſter. Sprachzimmer</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Aebtiſſinn, Nonnen</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Aebtiſſinn"> <speaker><hi rendition="#g">Aebtiſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, meine Kinder, immer dringender<lb/> Wird unſre Noth und Huͤlfe ſeh ich nicht,<lb/> Wenn ſie der Herr uns nicht in Gnaden ſendet:<lb/> Des Landes Theurung und des Jahres Mißwachs,<lb/> Der Brand der unſre Speicher aufgezehrt<lb/> Und ſchnell vernichtete den ſchmalen Vorrath;<lb/> Kein Reiſender der hieher Opfer braͤchte;<lb/> Die Felſen trennen uns von aller Welt,<lb/> Die wuͤſte Einſamkeit verſcheucht die Menſchen;<lb/> Der Biſchof iſt, Ihr wißt es, ſelbſt bedraͤngt: —<lb/> So weiß ich denn nicht Huͤlfe, Rath, noch Rettung.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Pfoͤrtnerinn</hi> tritt herein.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Pfoͤrtnerinn"> <speaker><hi rendition="#g">Pfoͤrtnerinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein fremder Herr will Euer Gnaden ſprechen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Aebtiſſinn"> <speaker><hi rendition="#g">Aebtiſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Entfernt Euch, meine Kinder. — Laß ihn ein.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Nonnen</hi> gehn ab, <hi rendition="#g">Andaloſia</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Hochwuͤrdge Frau, verzeiht dem Weltlichen,<lb/> Ders wagt, die fromme Einſamkeit zu ſtoͤren,<lb/> Im Namen einer Armen tret' ich ein,<lb/> Die Euren Troſt begehrt und eine Zelle,<lb/> Um abgeſchieden ſich und Gott zu leben.</p> </sp><lb/> <sp who="#Aebtiſſinn"> <speaker><hi rendition="#g">Aebtiſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein edler Herr, Ihr ſeht ein armes Kloſter,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [446/0456]
Zweite Abtheilung.
Neunte Scene.
(Kloſter. Sprachzimmer.)
Aebtiſſinn, Nonnen.
Aebtiſſinn.
Ja, meine Kinder, immer dringender
Wird unſre Noth und Huͤlfe ſeh ich nicht,
Wenn ſie der Herr uns nicht in Gnaden ſendet:
Des Landes Theurung und des Jahres Mißwachs,
Der Brand der unſre Speicher aufgezehrt
Und ſchnell vernichtete den ſchmalen Vorrath;
Kein Reiſender der hieher Opfer braͤchte;
Die Felſen trennen uns von aller Welt,
Die wuͤſte Einſamkeit verſcheucht die Menſchen;
Der Biſchof iſt, Ihr wißt es, ſelbſt bedraͤngt: —
So weiß ich denn nicht Huͤlfe, Rath, noch Rettung.
Die Pfoͤrtnerinn tritt herein.
Pfoͤrtnerinn.
Ein fremder Herr will Euer Gnaden ſprechen.
Aebtiſſinn.
Entfernt Euch, meine Kinder. — Laß ihn ein.
Die Nonnen gehn ab, Andaloſia koͤmmt.
Andaloſia.
Hochwuͤrdge Frau, verzeiht dem Weltlichen,
Ders wagt, die fromme Einſamkeit zu ſtoͤren,
Im Namen einer Armen tret' ich ein,
Die Euren Troſt begehrt und eine Zelle,
Um abgeſchieden ſich und Gott zu leben.
Aebtiſſinn.
Mein edler Herr, Ihr ſeht ein armes Kloſter,
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/456>, abgerufen am 23.02.2025. |