Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Achte Scene. (Pallast.) Die Königinn, Agrippina. Königinn. Aber Du wagst doch nicht zu viel, meine Tochter? Du hast doch den Säckel ge- nau betrachtet, und dieser, den Du bestellt hast, ist genau eben so, mit denselben Schnüren, den- selben Bändern? Agrippina. Traut mir nur zu, liebe Mut- ter, daß ich ihn nicht bloß obenhin angesehn habe. Ich habe ihn auch zerrieben, und im Grase liegen lassen, damit er ganz das Ansehn von einem solchen bekäme, den man schon viele Jahre ge- braucht hat. Königinn. Nur vorsichtig, liebes Kind, ich zittre für Dich. Agrippina. Seyd unbesorgt, Mutter; Agrip- pina hat den Schlaftrunk schon bereit, dem er nicht widerstehn kann. Königinn. Ich höre kommen. Agrippina. Entfernt euch, er ist es ge- wiß. -- Margarethe! nimm den Herrn in Em- pfang. (sie gehn.) Margarethe tritt auf. Margarethe. Das ist doch bei alle dem ein sonderbarer Auftrag, wenn mir nicht so sehr viel versprochen wäre, so möchte ich dem gnädigen Herrn wohl die ganze Sache verrathen, denn er ist der freigebigste Mensch von der Welt; indessen, wes Brod ich esse, des Lied ich singe: scheint's Fortunat. Achte Scene. (Pallaſt.) Die Koͤniginn, Agrippina. Koͤniginn. Aber Du wagſt doch nicht zu viel, meine Tochter? Du haſt doch den Saͤckel ge- nau betrachtet, und dieſer, den Du beſtellt haſt, iſt genau eben ſo, mit denſelben Schnuͤren, den- ſelben Baͤndern? Agrippina. Traut mir nur zu, liebe Mut- ter, daß ich ihn nicht bloß obenhin angeſehn habe. Ich habe ihn auch zerrieben, und im Graſe liegen laſſen, damit er ganz das Anſehn von einem ſolchen bekaͤme, den man ſchon viele Jahre ge- braucht hat. Koͤniginn. Nur vorſichtig, liebes Kind, ich zittre fuͤr Dich. Agrippina. Seyd unbeſorgt, Mutter; Agrip- pina hat den Schlaftrunk ſchon bereit, dem er nicht widerſtehn kann. Koͤniginn. Ich hoͤre kommen. Agrippina. Entfernt euch, er iſt es ge- wiß. — Margarethe! nimm den Herrn in Em- pfang. (ſie gehn.) Margarethe tritt auf. Margarethe. Das iſt doch bei alle dem ein ſonderbarer Auftrag, wenn mir nicht ſo ſehr viel verſprochen waͤre, ſo moͤchte ich dem gnaͤdigen Herrn wohl die ganze Sache verrathen, denn er iſt der freigebigſte Menſch von der Welt; indeſſen, wes Brod ich eſſe, des Lied ich ſinge: ſcheint's <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0323" n="313"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Achte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Pallaſt</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Koͤniginn, Agrippina</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Koͤniginn"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤniginn</hi>.</speaker> <p>Aber Du wagſt doch nicht zu<lb/> viel, meine Tochter? Du haſt doch den Saͤckel ge-<lb/> nau betrachtet, und dieſer, den Du beſtellt haſt,<lb/> iſt genau eben ſo, mit denſelben Schnuͤren, den-<lb/> ſelben Baͤndern?</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker> <p>Traut mir nur zu, liebe Mut-<lb/> ter, daß ich ihn nicht bloß obenhin angeſehn habe.<lb/> Ich habe ihn auch zerrieben, und im Graſe liegen<lb/> laſſen, damit er ganz das Anſehn von einem<lb/> ſolchen bekaͤme, den man ſchon viele Jahre ge-<lb/> braucht hat.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤniginn"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤniginn</hi>.</speaker> <p>Nur vorſichtig, liebes Kind, ich<lb/> zittre fuͤr Dich.</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker> <p>Seyd unbeſorgt, Mutter; Agrip-<lb/> pina hat den Schlaftrunk ſchon bereit, dem er<lb/> nicht widerſtehn kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤniginn"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤniginn</hi>.</speaker> <p>Ich hoͤre kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker> <p>Entfernt euch, er iſt es ge-<lb/> wiß. — Margarethe! nimm den Herrn in Em-<lb/> pfang.</p> <stage>(ſie gehn.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Margarethe</hi> tritt auf.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Margarethe"> <speaker><hi rendition="#g">Margarethe</hi>.</speaker> <p>Das iſt doch bei alle dem<lb/> ein ſonderbarer Auftrag, wenn mir nicht ſo ſehr<lb/> viel verſprochen waͤre, ſo moͤchte ich dem gnaͤdigen<lb/> Herrn wohl die ganze Sache verrathen, denn er<lb/> iſt der freigebigſte Menſch von der Welt; indeſſen,<lb/> wes Brod ich eſſe, des Lied ich ſinge: ſcheint's<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [313/0323]
Fortunat.
Achte Scene.
(Pallaſt.)
Die Koͤniginn, Agrippina.
Koͤniginn. Aber Du wagſt doch nicht zu
viel, meine Tochter? Du haſt doch den Saͤckel ge-
nau betrachtet, und dieſer, den Du beſtellt haſt,
iſt genau eben ſo, mit denſelben Schnuͤren, den-
ſelben Baͤndern?
Agrippina. Traut mir nur zu, liebe Mut-
ter, daß ich ihn nicht bloß obenhin angeſehn habe.
Ich habe ihn auch zerrieben, und im Graſe liegen
laſſen, damit er ganz das Anſehn von einem
ſolchen bekaͤme, den man ſchon viele Jahre ge-
braucht hat.
Koͤniginn. Nur vorſichtig, liebes Kind, ich
zittre fuͤr Dich.
Agrippina. Seyd unbeſorgt, Mutter; Agrip-
pina hat den Schlaftrunk ſchon bereit, dem er
nicht widerſtehn kann.
Koͤniginn. Ich hoͤre kommen.
Agrippina. Entfernt euch, er iſt es ge-
wiß. — Margarethe! nimm den Herrn in Em-
pfang. (ſie gehn.)
Margarethe tritt auf.
Margarethe. Das iſt doch bei alle dem
ein ſonderbarer Auftrag, wenn mir nicht ſo ſehr
viel verſprochen waͤre, ſo moͤchte ich dem gnaͤdigen
Herrn wohl die ganze Sache verrathen, denn er
iſt der freigebigſte Menſch von der Welt; indeſſen,
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