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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Dritte Scene.
(Zimmer.)


Gräfinn von Cleve. Juliane.
Juliane.
Und nichts kann, theure Gräfinn, Euch erhei-
tern?
Gräfinn.
Ich bin nicht traurig, doch bekümmert sehr,
Es war so nah mein Glück, befreit zu seyn
Von dem verhaßten Zwang der Vormundschaft,
Da reist der Graf in ferne Welt hinein,
Verschiebt die Hochzeit, giebt zu Land und Meer
Sich vielerlei Gefahren Preis und zögert
Zurück zu kommen; -- nein, er liebt mich nicht.
Juliane.
Er liebt Euch, seht die herrlichen Geschenke,
Die er Euch von der Reise schickt, den Purpur
Aus Syrien, Perlen, goldne Spangen, seht
Die Seidenzeuge, laßt das Aug' sich freuen.
Ihr hört, daß er nur nach Venedig ging,
Zur Hochzeit einzukaufen Gold, Juwelen;
Seyd nicht betrübt, bald kommt er froh zurück.
Gräfinn.
Doch dieser Trieb, so fern von mir zu seyn,
Als schon der Hochzeittag bestimmt, als alles --
O nein, ich zürn' ihm, werd' ihm ewig zürnen!
Was ist es in den Männern, daß die Heimath,
Zweite Abtheilung.
Dritte Scene.
(Zimmer.)


Graͤfinn von Cleve. Juliane.
Juliane.
Und nichts kann, theure Graͤfinn, Euch erhei-
tern?
Graͤfinn.
Ich bin nicht traurig, doch bekuͤmmert ſehr,
Es war ſo nah mein Gluͤck, befreit zu ſeyn
Von dem verhaßten Zwang der Vormundſchaft,
Da reiſt der Graf in ferne Welt hinein,
Verſchiebt die Hochzeit, giebt zu Land und Meer
Sich vielerlei Gefahren Preis und zoͤgert
Zuruͤck zu kommen; — nein, er liebt mich nicht.
Juliane.
Er liebt Euch, ſeht die herrlichen Geſchenke,
Die er Euch von der Reiſe ſchickt, den Purpur
Aus Syrien, Perlen, goldne Spangen, ſeht
Die Seidenzeuge, laßt das Aug' ſich freuen.
Ihr hoͤrt, daß er nur nach Venedig ging,
Zur Hochzeit einzukaufen Gold, Juwelen;
Seyd nicht betruͤbt, bald kommt er froh zuruͤck.
Graͤfinn.
Doch dieſer Trieb, ſo fern von mir zu ſeyn,
Als ſchon der Hochzeittag beſtimmt, als alles —
O nein, ich zuͤrn' ihm, werd' ihm ewig zuͤrnen!
Was iſt es in den Maͤnnern, daß die Heimath,
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[22/0032] Zweite Abtheilung. Dritte Scene. (Zimmer.) Graͤfinn von Cleve. Juliane. Juliane. Und nichts kann, theure Graͤfinn, Euch erhei- tern? Graͤfinn. Ich bin nicht traurig, doch bekuͤmmert ſehr, Es war ſo nah mein Gluͤck, befreit zu ſeyn Von dem verhaßten Zwang der Vormundſchaft, Da reiſt der Graf in ferne Welt hinein, Verſchiebt die Hochzeit, giebt zu Land und Meer Sich vielerlei Gefahren Preis und zoͤgert Zuruͤck zu kommen; — nein, er liebt mich nicht. Juliane. Er liebt Euch, ſeht die herrlichen Geſchenke, Die er Euch von der Reiſe ſchickt, den Purpur Aus Syrien, Perlen, goldne Spangen, ſeht Die Seidenzeuge, laßt das Aug' ſich freuen. Ihr hoͤrt, daß er nur nach Venedig ging, Zur Hochzeit einzukaufen Gold, Juwelen; Seyd nicht betruͤbt, bald kommt er froh zuruͤck. Graͤfinn. Doch dieſer Trieb, ſo fern von mir zu ſeyn, Als ſchon der Hochzeittag beſtimmt, als alles — O nein, ich zuͤrn' ihm, werd' ihm ewig zuͤrnen! Was iſt es in den Maͤnnern, daß die Heimath,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/32>, abgerufen am 21.12.2024.