Fortunat. Wo blieb sie? War es Traum? War's Wirk- lichkeit? Der Säckel ist in meiner Hand, und gleich Greif' ich hinein. -- Zehn Goldstück find' ich hier -- Und wieder, -- wiederum! ei, wie so schnell Münzt mir das Beutelchen von Leder dies! Doch halt, da seine Wirkung so erprobt, Will ich mich ohne Noth mit Gold nicht schleppen. Es fällt vom Geist wie eine Binde mir, Ich fühle mich um zwanzig Jahre älter, Die Thorheit, Unbesonnenheit der Jugend Weit hinter mir. -- Auch hebt sich nun vom Auge Der Schleier, reiche Landschaft liegt vor mir, Ich sehe Burgen, Städte in der Ferne, Klöster, Kapellen in der Morgensonne, Da breitet sich ein Weg hin durch den Wald, Erneuten Muths betret' ich diese Straße. (geht ab.)
Zweite Scene.
(Zimmer im Wirthshause.)
Wirth, Daniel.
Wirth. Das sag' ich Dir, Bursche, was Du dem alten Matthis nur an den Augen absehn kannst, daß Du das flink verrichtest, denn er bezahlt besser als Grafen und Herrn.
Daniel.
Zweite Abtheilung.
Fortunat. Wo blieb ſie? War es Traum? War's Wirk- lichkeit? Der Saͤckel iſt in meiner Hand, und gleich Greif' ich hinein. — Zehn Goldſtuͤck find' ich hier — Und wieder, — wiederum! ei, wie ſo ſchnell Muͤnzt mir das Beutelchen von Leder dies! Doch halt, da ſeine Wirkung ſo erprobt, Will ich mich ohne Noth mit Gold nicht ſchleppen. Es faͤllt vom Geiſt wie eine Binde mir, Ich fuͤhle mich um zwanzig Jahre aͤlter, Die Thorheit, Unbeſonnenheit der Jugend Weit hinter mir. — Auch hebt ſich nun vom Auge Der Schleier, reiche Landſchaft liegt vor mir, Ich ſehe Burgen, Staͤdte in der Ferne, Kloͤſter, Kapellen in der Morgenſonne, Da breitet ſich ein Weg hin durch den Wald, Erneuten Muths betret' ich dieſe Straße. (geht ab.)
Zweite Scene.
(Zimmer im Wirthshauſe.)
Wirth, Daniel.
Wirth. Das ſag' ich Dir, Burſche, was Du dem alten Matthis nur an den Augen abſehn kannſt, daß Du das flink verrichteſt, denn er bezahlt beſſer als Grafen und Herrn.
Daniel.
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Zweite Abtheilung.
Fortunat.
Wo blieb ſie? War es Traum? War's Wirk-
lichkeit?
Der Saͤckel iſt in meiner Hand, und gleich
Greif' ich hinein. — Zehn Goldſtuͤck find' ich hier —
Und wieder, — wiederum! ei, wie ſo ſchnell
Muͤnzt mir das Beutelchen von Leder dies!
Doch halt, da ſeine Wirkung ſo erprobt,
Will ich mich ohne Noth mit Gold nicht ſchleppen.
Es faͤllt vom Geiſt wie eine Binde mir,
Ich fuͤhle mich um zwanzig Jahre aͤlter,
Die Thorheit, Unbeſonnenheit der Jugend
Weit hinter mir. — Auch hebt ſich nun vom Auge
Der Schleier, reiche Landſchaft liegt vor mir,
Ich ſehe Burgen, Staͤdte in der Ferne,
Kloͤſter, Kapellen in der Morgenſonne,
Da breitet ſich ein Weg hin durch den Wald,
Erneuten Muths betret' ich dieſe Straße.
(geht ab.)
Zweite Scene.
(Zimmer im Wirthshauſe.)
Wirth, Daniel.
Wirth. Das ſag' ich Dir, Burſche, was Du
dem alten Matthis nur an den Augen abſehn
kannſt, daß Du das flink verrichteſt, denn er bezahlt
beſſer als Grafen und Herrn.
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/122>, abgerufen am 23.02.2025.
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