Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Dritter Akt. Erste Scene. (Feld.) Apollo, der Poet. Poet. Aufs freie Feld muß ich zu Dir mich flüchten, Um ungestört ein frohes Lied zu dichten, Ich will mich auf den Rasen zu Dir setzen, Nach langer Zeit poetisch mich ergötzen. Apoll. Was fehlt Dir denn mein allertreuster Freund? Man hat auch dich vertrieben, wie es scheint. Poet. Vertrieben nicht, doch mocht' ich dort nicht bleiben, Das wilde Volk hat Deinen Dienst zerstört, Nichts darf ich mehr im kühnen Schwunge schreiben, Und wenn der holde Wahnsinn mich bethört, Wenn durch die Adern sich Dein Feuer gießet, Und hoher Klang von meiner Lippe tönt, Durch alle Worte lautre Gottheit fließet, Und selber das Gemeinste sich verschönt, So stehn sie da und ihre Augen starren, Und kurz: sie halten mich für einen Narren. Zweite Abtheilung. Dritter Akt. Erſte Scene. (Feld.) Apollo, der Poet. Poet. Aufs freie Feld muß ich zu Dir mich fluͤchten, Um ungeſtoͤrt ein frohes Lied zu dichten, Ich will mich auf den Raſen zu Dir ſetzen, Nach langer Zeit poetiſch mich ergoͤtzen. Apoll. Was fehlt Dir denn mein allertreuſter Freund? Man hat auch dich vertrieben, wie es ſcheint. Poet. Vertrieben nicht, doch mocht' ich dort nicht bleiben, Das wilde Volk hat Deinen Dienſt zerſtoͤrt, Nichts darf ich mehr im kuͤhnen Schwunge ſchreiben, Und wenn der holde Wahnſinn mich bethoͤrt, Wenn durch die Adern ſich Dein Feuer gießet, Und hoher Klang von meiner Lippe toͤnt, Durch alle Worte lautre Gottheit fließet, Und ſelber das Gemeinſte ſich verſchoͤnt, So ſtehn ſie da und ihre Augen ſtarren, Und kurz: ſie halten mich fuͤr einen Narren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0311" n="302"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Dritter Akt</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Erſte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Feld</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Apollo, der Poet</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#POE"> <speaker><hi rendition="#g">Poet</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>ufs freie Feld muß ich zu Dir mich fluͤchten,<lb/> Um ungeſtoͤrt ein frohes Lied zu dichten,<lb/> Ich will mich auf den Raſen zu Dir ſetzen,<lb/> Nach langer Zeit poetiſch mich ergoͤtzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#APO"> <speaker><hi rendition="#g">Apoll</hi>.</speaker><lb/> <p>Was fehlt Dir denn mein allertreuſter Freund?<lb/> Man hat auch dich vertrieben, wie es ſcheint.</p> </sp><lb/> <sp who="#POE"> <speaker><hi rendition="#g">Poet</hi>.</speaker><lb/> <p>Vertrieben nicht, doch mocht' ich dort nicht bleiben,<lb/> Das wilde Volk hat Deinen Dienſt zerſtoͤrt,<lb/> Nichts darf ich mehr im kuͤhnen Schwunge ſchreiben,<lb/> Und wenn der holde Wahnſinn mich bethoͤrt,<lb/> Wenn durch die Adern ſich Dein Feuer gießet,<lb/> Und hoher Klang von meiner Lippe toͤnt,<lb/> Durch alle Worte lautre Gottheit fließet,<lb/> Und ſelber das Gemeinſte ſich verſchoͤnt,<lb/> So ſtehn ſie da und ihre Augen ſtarren,<lb/> Und kurz: ſie halten mich fuͤr einen Narren.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [302/0311]
Zweite Abtheilung.
Dritter Akt.
Erſte Scene.
(Feld.)
Apollo, der Poet.
Poet.
Aufs freie Feld muß ich zu Dir mich fluͤchten,
Um ungeſtoͤrt ein frohes Lied zu dichten,
Ich will mich auf den Raſen zu Dir ſetzen,
Nach langer Zeit poetiſch mich ergoͤtzen.
Apoll.
Was fehlt Dir denn mein allertreuſter Freund?
Man hat auch dich vertrieben, wie es ſcheint.
Poet.
Vertrieben nicht, doch mocht' ich dort nicht bleiben,
Das wilde Volk hat Deinen Dienſt zerſtoͤrt,
Nichts darf ich mehr im kuͤhnen Schwunge ſchreiben,
Und wenn der holde Wahnſinn mich bethoͤrt,
Wenn durch die Adern ſich Dein Feuer gießet,
Und hoher Klang von meiner Lippe toͤnt,
Durch alle Worte lautre Gottheit fließet,
Und ſelber das Gemeinſte ſich verſchoͤnt,
So ſtehn ſie da und ihre Augen ſtarren,
Und kurz: ſie halten mich fuͤr einen Narren.
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