Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der gestiefelte Kater König. Bitt' ich Dich ums Himmelswillen, Tochter! -- daraus wird Brodt gebacken! -- Wer sollte wohl auf solche Streiche kommen? -- Die Natur ist doch etwas Wunderbares. -- Hier, gu- ter Freund, habt Ihr ein klein Trinkgeld, es ist heute warm. -- (Er steigt mit der Prinzessin wieder ein, der Wagen fährt fort.) Kunz. Kennt kein Getraide! Alle Tage er- fährt man doch mehr Neues. -- Wenn er mir nicht ein blankes Goldstück gegeben hätte, und wenn er kein König wäre, so sollte man denken, er wäre ein ganz einfältiger Mensch. -- Ich will mir nur gleich eine Kanne gutes Bier holen. Kennt kein Getraide! (geht ab.) Sechste Scene. (Eine andere Gegend an einem Flusse.) Gottlieb. Da steh ich nun hier schon seit zwei Stunden und warte auf meinen Freund Hinze. -- Er kömmt immer noch nicht. -- Da ist er! Aber wie er läuft! Er scheint ganz außer Athem. Hinze (kömmt gelaufen.) Hinze. Nun, Freund Gottlieb, zieh Dir ge- schwind die Kleider aus. Der geſtiefelte Kater Koͤnig. Bitt' ich Dich ums Himmelswillen, Tochter! — daraus wird Brodt gebacken! — Wer ſollte wohl auf ſolche Streiche kommen? — Die Natur iſt doch etwas Wunderbares. — Hier, gu- ter Freund, habt Ihr ein klein Trinkgeld, es iſt heute warm. — (Er ſteigt mit der Prinzeſſin wieder ein, der Wagen faͤhrt fort.) Kunz. Kennt kein Getraide! Alle Tage er- faͤhrt man doch mehr Neues. — Wenn er mir nicht ein blankes Goldſtuͤck gegeben haͤtte, und wenn er kein Koͤnig waͤre, ſo ſollte man denken, er waͤre ein ganz einfaͤltiger Menſch. — Ich will mir nur gleich eine Kanne gutes Bier holen. Kennt kein Getraide! (geht ab.) Sechſte Scene. (Eine andere Gegend an einem Fluſſe.) Gottlieb. Da ſteh ich nun hier ſchon ſeit zwei Stunden und warte auf meinen Freund Hinze. — Er koͤmmt immer noch nicht. — Da iſt er! Aber wie er laͤuft! Er ſcheint ganz außer Athem. Hinze (koͤmmt gelaufen.) Hinze. Nun, Freund Gottlieb, zieh Dir ge- ſchwind die Kleider aus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0242" n="233"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Der geſtiefelte Kater</hi> </fw><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Bitt' ich Dich ums Himmelswillen,<lb/> Tochter! — daraus wird Brodt gebacken! — Wer<lb/> ſollte wohl auf ſolche Streiche kommen? — Die<lb/> Natur iſt doch etwas Wunderbares. — Hier, gu-<lb/> ter Freund, habt Ihr ein klein Trinkgeld, es iſt<lb/> heute warm. —</p> <stage>(Er ſteigt mit der Prinzeſſin wieder ein,<lb/> der Wagen faͤhrt fort.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunz</hi>.</speaker> <p>Kennt kein Getraide! Alle Tage er-<lb/> faͤhrt man doch mehr Neues. — Wenn er mir<lb/> nicht ein blankes Goldſtuͤck gegeben haͤtte, und<lb/> wenn er kein Koͤnig waͤre, ſo ſollte man denken,<lb/> er waͤre ein ganz einfaͤltiger Menſch. — Ich will<lb/> mir nur gleich eine Kanne gutes Bier holen.<lb/> Kennt kein Getraide!</p> <stage>(geht ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sechſte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Eine andere Gegend an einem Fluſſe</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <sp who="#GOT"> <speaker><hi rendition="#g">Gottlieb</hi>.</speaker><lb/> <p>Da ſteh ich nun hier ſchon ſeit zwei Stunden<lb/> und warte auf meinen Freund Hinze. — Er koͤmmt<lb/> immer noch nicht. — Da iſt er! Aber wie er laͤuft!<lb/> Er ſcheint ganz außer Athem.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Hinze</hi> (koͤmmt gelaufen.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HINZE"> <speaker><hi rendition="#g">Hinze</hi>.</speaker> <p>Nun, Freund Gottlieb, zieh Dir ge-<lb/> ſchwind die Kleider aus.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0242]
Der geſtiefelte Kater
Koͤnig. Bitt' ich Dich ums Himmelswillen,
Tochter! — daraus wird Brodt gebacken! — Wer
ſollte wohl auf ſolche Streiche kommen? — Die
Natur iſt doch etwas Wunderbares. — Hier, gu-
ter Freund, habt Ihr ein klein Trinkgeld, es iſt
heute warm. — (Er ſteigt mit der Prinzeſſin wieder ein,
der Wagen faͤhrt fort.)
Kunz. Kennt kein Getraide! Alle Tage er-
faͤhrt man doch mehr Neues. — Wenn er mir
nicht ein blankes Goldſtuͤck gegeben haͤtte, und
wenn er kein Koͤnig waͤre, ſo ſollte man denken,
er waͤre ein ganz einfaͤltiger Menſch. — Ich will
mir nur gleich eine Kanne gutes Bier holen.
Kennt kein Getraide! (geht ab.)
Sechſte Scene.
(Eine andere Gegend an einem Fluſſe.)
Gottlieb.
Da ſteh ich nun hier ſchon ſeit zwei Stunden
und warte auf meinen Freund Hinze. — Er koͤmmt
immer noch nicht. — Da iſt er! Aber wie er laͤuft!
Er ſcheint ganz außer Athem.
Hinze (koͤmmt gelaufen.)
Hinze. Nun, Freund Gottlieb, zieh Dir ge-
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