Nun kann jeder zu mir den Hof hinauf; Sie bleibt so wild wie sie nur war Und kömmt doch in die erwachsene Jahr: Doch hat es eben nichts zu bedeuten, Es kömmt ja keiner zu mir heute. Es ist wahr, nichts über das Mädchen geht, Und wie ihr das rothe Mützchen steht!
Zweite Scene.
(Der Wald.)
Der Jäger tritt auf.
Jäger. Immer und ewig ein Jäger zu seyn, Das will mir gar nicht den Kopf hinein; Bei Tag und Nacht den Wald durchrennen, Wenn andre zu Hause sitzen können, Im Schnee, in der Kält' und Hitze, Ist dem gesundesten Körper nicht nütze. Heut ist im Dorfe kein so armer Flegel, Der nicht seine etliche Stämme kegelt, Am Abend sitzet bei den Wenzeln, Und ich muß mich hier im Wald rum hänseln, Einem Wolf auf die Spur zu gerathen, Was noch am Ende dient zu meinem Schaden. --
Zweite Abtheilung.
Nun kann jeder zu mir den Hof hinauf; Sie bleibt ſo wild wie ſie nur war Und koͤmmt doch in die erwachſene Jahr: Doch hat es eben nichts zu bedeuten, Es koͤmmt ja keiner zu mir heute. Es iſt wahr, nichts uͤber das Maͤdchen geht, Und wie ihr das rothe Muͤtzchen ſteht!
Zweite Scene.
(Der Wald.)
Der Jaͤger tritt auf.
Jaͤger. Immer und ewig ein Jaͤger zu ſeyn, Das will mir gar nicht den Kopf hinein; Bei Tag und Nacht den Wald durchrennen, Wenn andre zu Hauſe ſitzen koͤnnen, Im Schnee, in der Kaͤlt' und Hitze, Iſt dem geſundeſten Koͤrper nicht nuͤtze. Heut iſt im Dorfe kein ſo armer Flegel, Der nicht ſeine etliche Staͤmme kegelt, Am Abend ſitzet bei den Wenzeln, Und ich muß mich hier im Wald rum haͤnſeln, Einem Wolf auf die Spur zu gerathen, Was noch am Ende dient zu meinem Schaden. —
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Zweite Abtheilung.
Nun kann jeder zu mir den Hof hinauf;
Sie bleibt ſo wild wie ſie nur war
Und koͤmmt doch in die erwachſene Jahr:
Doch hat es eben nichts zu bedeuten,
Es koͤmmt ja keiner zu mir heute.
Es iſt wahr, nichts uͤber das Maͤdchen geht,
Und wie ihr das rothe Muͤtzchen ſteht!
Zweite Scene.
(Der Wald.)
Der Jaͤger tritt auf.
Jaͤger.
Immer und ewig ein Jaͤger zu ſeyn,
Das will mir gar nicht den Kopf hinein;
Bei Tag und Nacht den Wald durchrennen,
Wenn andre zu Hauſe ſitzen koͤnnen,
Im Schnee, in der Kaͤlt' und Hitze,
Iſt dem geſundeſten Koͤrper nicht nuͤtze.
Heut iſt im Dorfe kein ſo armer Flegel,
Der nicht ſeine etliche Staͤmme kegelt,
Am Abend ſitzet bei den Wenzeln,
Und ich muß mich hier im Wald rum haͤnſeln,
Einem Wolf auf die Spur zu gerathen,
Was noch am Ende dient zu meinem Schaden. —
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/499>, abgerufen am 23.02.2025.
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