Ich kann Ihnen immer nichts schreiben, lie- ber Freund, als daß ich noch glücklich bin und so glücklich zu bleiben hoffe; es er- eignen sich keine Veränderungen hier, außer einigen unbedeutenden im Dorfe, die Sie unmöglich interessiren können. Von unserm Gar- ten giebt Ihnen mein Schwiegervater Nachricht, so daß ich durchaus nicht weiß, was ich Ihnen schreiben soll. Das Leben fließt uns vorüber, ohne daß wir daran weiter denken, daß dies das sogenannte Leben sey, und da wir so un- aufmerksam sind, kommen wir auch gar nicht darauf, Bemerkungen über uns selbst zu machen. Es ist auch eine üble Sache um diese Bemer- kungen, wir tragen oft erst nachher das in uns hinein, was wir gerne bemerkt haben möchten, und glauben dann selbst daran, um uns nur zu beruhigen.
Die Gesundheit besteht darin, daß man
16. Eduard Burton an Mortimer.
Bonſtreet.
Ich kann Ihnen immer nichts ſchreiben, lie- ber Freund, als daß ich noch gluͤcklich bin und ſo gluͤcklich zu bleiben hoffe; es er- eignen ſich keine Veraͤnderungen hier, außer einigen unbedeutenden im Dorfe, die Sie unmoͤglich intereſſiren koͤnnen. Von unſerm Gar- ten giebt Ihnen mein Schwiegervater Nachricht, ſo daß ich durchaus nicht weiß, was ich Ihnen ſchreiben ſoll. Das Leben fließt uns voruͤber, ohne daß wir daran weiter denken, daß dies das ſogenannte Leben ſey, und da wir ſo un- aufmerkſam ſind, kommen wir auch gar nicht darauf, Bemerkungen uͤber uns ſelbſt zu machen. Es iſt auch eine uͤble Sache um dieſe Bemer- kungen, wir tragen oft erſt nachher das in uns hinein, was wir gerne bemerkt haben moͤchten, und glauben dann ſelbſt daran, um uns nur zu beruhigen.
Die Geſundheit beſteht darin, daß man
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0379"n="372"/><divn="2"><head>16.<lb/><hirendition="#g">Eduard Burton</hi> an <hirendition="#g">Mortimer</hi>.</head><lb/><dateline><hirendition="#et"><hirendition="#g">Bonſtreet</hi>.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">I</hi>ch kann Ihnen immer nichts ſchreiben, lie-<lb/>
ber Freund, als daß ich noch gluͤcklich bin<lb/>
und ſo gluͤcklich zu bleiben hoffe; es er-<lb/>
eignen ſich keine Veraͤnderungen hier, außer<lb/>
einigen unbedeutenden im Dorfe, die Sie<lb/>
unmoͤglich intereſſiren koͤnnen. Von unſerm Gar-<lb/>
ten giebt Ihnen mein Schwiegervater Nachricht,<lb/>ſo daß ich durchaus nicht weiß, was ich Ihnen<lb/>ſchreiben ſoll. Das Leben fließt uns voruͤber,<lb/>
ohne daß wir daran weiter denken, daß dies<lb/>
das ſogenannte Leben ſey, und da wir ſo un-<lb/>
aufmerkſam ſind, kommen wir auch gar nicht<lb/>
darauf, Bemerkungen uͤber uns ſelbſt zu machen.<lb/>
Es iſt auch eine uͤble Sache um dieſe Bemer-<lb/>
kungen, wir tragen oft erſt nachher das in uns<lb/>
hinein, was wir gerne bemerkt haben moͤchten,<lb/>
und glauben dann ſelbſt daran, um uns nur zu<lb/>
beruhigen.</p><lb/><p>Die Geſundheit beſteht darin, daß man<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[372/0379]
16.
Eduard Burton an Mortimer.
Bonſtreet.
Ich kann Ihnen immer nichts ſchreiben, lie-
ber Freund, als daß ich noch gluͤcklich bin
und ſo gluͤcklich zu bleiben hoffe; es er-
eignen ſich keine Veraͤnderungen hier, außer
einigen unbedeutenden im Dorfe, die Sie
unmoͤglich intereſſiren koͤnnen. Von unſerm Gar-
ten giebt Ihnen mein Schwiegervater Nachricht,
ſo daß ich durchaus nicht weiß, was ich Ihnen
ſchreiben ſoll. Das Leben fließt uns voruͤber,
ohne daß wir daran weiter denken, daß dies
das ſogenannte Leben ſey, und da wir ſo un-
aufmerkſam ſind, kommen wir auch gar nicht
darauf, Bemerkungen uͤber uns ſelbſt zu machen.
Es iſt auch eine uͤble Sache um dieſe Bemer-
kungen, wir tragen oft erſt nachher das in uns
hinein, was wir gerne bemerkt haben moͤchten,
und glauben dann ſelbſt daran, um uns nur zu
beruhigen.
Die Geſundheit beſteht darin, daß man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/379>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.