Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.15. Rom.William Lovell an Rosa. Ich kann Ihnen kaum schreiben. -- Warum Ich habe Andrea gesprochen. Mit Zittern Ich trat in Andrea's Zimmer. Er lag es
15. Rom.William Lovell an Roſa. Ich kann Ihnen kaum ſchreiben. — Warum Ich habe Andrea geſprochen. Mit Zittern Ich trat in Andrea's Zimmer. Er lag es
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0375" n="368"/> <div n="2"> <head>15.<lb/><hi rendition="#g">William Lovell</hi> an <hi rendition="#g">Roſa</hi>.</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Rom</hi>.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">I</hi>ch kann Ihnen kaum ſchreiben. — Warum<lb/> ſind Sie nicht gekommen, oder warum haben<lb/> Sie mir wenigſtens nicht geantwortet? — Ach,<lb/> ich weiß auch ſelbſt nicht, was ich alles frage.</p><lb/> <p>Ich habe Andrea geſprochen. Mit Zittern<lb/> ging ich geſtern wieder hin; man ſagte mir, ich<lb/> koͤnnte hineintreten. Nur in wenigen Momen-<lb/> ten meines Lebens bin ich von einer Freude<lb/> ſo ganz und gar durchdrungen geweſen, ſo ſehr<lb/> durch ein ploͤtzliches, unerwartetes Entzuͤcken<lb/> uͤberraſcht. — O wie theuer, wie unausſprech-<lb/> lich theuer hab' ich dieſe kurze Freude bezahlen<lb/> muͤſſen!</p><lb/> <p>Ich trat in Andrea's Zimmer. Er lag<lb/> auf einem kleinen Ruhebette und ſchrieb; er<lb/> hob die Augen bey meinem Eintritte nicht em-<lb/> por. Er war ſehr eingefallen, ſein ganzes Ge-<lb/> ſicht war nur ein Skelet von ſeinem ehemaligen,<lb/> die Augen brannten heftiger als je. Ich wagte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [368/0375]
15.
William Lovell an Roſa.
Rom.
Ich kann Ihnen kaum ſchreiben. — Warum
ſind Sie nicht gekommen, oder warum haben
Sie mir wenigſtens nicht geantwortet? — Ach,
ich weiß auch ſelbſt nicht, was ich alles frage.
Ich habe Andrea geſprochen. Mit Zittern
ging ich geſtern wieder hin; man ſagte mir, ich
koͤnnte hineintreten. Nur in wenigen Momen-
ten meines Lebens bin ich von einer Freude
ſo ganz und gar durchdrungen geweſen, ſo ſehr
durch ein ploͤtzliches, unerwartetes Entzuͤcken
uͤberraſcht. — O wie theuer, wie unausſprech-
lich theuer hab' ich dieſe kurze Freude bezahlen
muͤſſen!
Ich trat in Andrea's Zimmer. Er lag
auf einem kleinen Ruhebette und ſchrieb; er
hob die Augen bey meinem Eintritte nicht em-
por. Er war ſehr eingefallen, ſein ganzes Ge-
ſicht war nur ein Skelet von ſeinem ehemaligen,
die Augen brannten heftiger als je. Ich wagte
es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/375 |
Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/375>, abgerufen am 22.02.2025. |