Es ist nicht anders, ich stehe wirklich hier, und sehe nach den weißen, schroffen Klippen hinauf, die mich so entzückten, als ich damals von England Abschied nahm. Ich bin endlich wieder zurückgekommen, und alles Vorige liegt hinter mir; es ist nicht anders, und konnte vielleicht nicht anders werden.
Ich glaubte daß mich eine frohe Rührung ergreifen würde, wenn ich den Boden meines Vaterlandes wieder beträte, aber dürr und ver- drüßlich bin ich noch immer, noch immer füh- le ich dieselbe widrige Empfindung in mir, mit der ich landete.
Ich danke dem Andrea unaufhörlich, daß ich jetzt in den widerwärtigsten Situationen mit einer großen Kälte in das Leben sehen kann, denn ein Gefühl das er mir gegeben hat, be-
1. William Lovell an Roſa.
Dover.
Es iſt nicht anders, ich ſtehe wirklich hier, und ſehe nach den weißen, ſchroffen Klippen hinauf, die mich ſo entzuͤckten, als ich damals von England Abſchied nahm. Ich bin endlich wieder zuruͤckgekommen, und alles Vorige liegt hinter mir; es iſt nicht anders, und konnte vielleicht nicht anders werden.
Ich glaubte daß mich eine frohe Ruͤhrung ergreifen wuͤrde, wenn ich den Boden meines Vaterlandes wieder betraͤte, aber duͤrr und ver- druͤßlich bin ich noch immer, noch immer fuͤh- le ich dieſelbe widrige Empfindung in mir, mit der ich landete.
Ich danke dem Andrea unaufhoͤrlich, daß ich jetzt in den widerwaͤrtigſten Situationen mit einer großen Kaͤlte in das Leben ſehen kann, denn ein Gefuͤhl das er mir gegeben hat, be-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0012"n="[5]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>1.<lb/><hirendition="#g">William Lovell</hi> an <hirendition="#g">Roſa</hi>.</head><lb/><dateline><hirendition="#et"><hirendition="#g">Dover</hi>.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s iſt nicht anders, ich ſtehe wirklich hier,<lb/>
und ſehe nach den weißen, ſchroffen Klippen<lb/>
hinauf, die mich ſo entzuͤckten, als ich damals<lb/>
von England Abſchied nahm. Ich bin endlich<lb/>
wieder zuruͤckgekommen, und alles Vorige liegt<lb/>
hinter mir; es iſt nicht anders, und konnte<lb/>
vielleicht nicht anders werden.</p><lb/><p>Ich glaubte daß mich eine frohe Ruͤhrung<lb/>
ergreifen wuͤrde, wenn ich den Boden meines<lb/>
Vaterlandes wieder betraͤte, aber duͤrr und ver-<lb/>
druͤßlich bin ich noch immer, noch immer fuͤh-<lb/>
le ich dieſelbe widrige Empfindung in mir, mit<lb/>
der ich landete.</p><lb/><p>Ich danke dem Andrea unaufhoͤrlich, daß<lb/>
ich jetzt in den widerwaͤrtigſten Situationen mit<lb/>
einer großen Kaͤlte in das Leben ſehen kann,<lb/>
denn ein Gefuͤhl das er mir gegeben hat, be-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[5]/0012]
1.
William Lovell an Roſa.
Dover.
Es iſt nicht anders, ich ſtehe wirklich hier,
und ſehe nach den weißen, ſchroffen Klippen
hinauf, die mich ſo entzuͤckten, als ich damals
von England Abſchied nahm. Ich bin endlich
wieder zuruͤckgekommen, und alles Vorige liegt
hinter mir; es iſt nicht anders, und konnte
vielleicht nicht anders werden.
Ich glaubte daß mich eine frohe Ruͤhrung
ergreifen wuͤrde, wenn ich den Boden meines
Vaterlandes wieder betraͤte, aber duͤrr und ver-
druͤßlich bin ich noch immer, noch immer fuͤh-
le ich dieſelbe widrige Empfindung in mir, mit
der ich landete.
Ich danke dem Andrea unaufhoͤrlich, daß
ich jetzt in den widerwaͤrtigſten Situationen mit
einer großen Kaͤlte in das Leben ſehen kann,
denn ein Gefuͤhl das er mir gegeben hat, be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/12>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.