Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
11.
William Lovell an Rosa.

Paris.

Ich bin nun wieder in Paris, das zuerst die
Bühne meiner Irrthümer war. Ich weiß nicht
wie ich das Gefühl nennen soll, mit welchem
ich hier herumstreife. Ich kenne noch die Häu-
ser bey denen ich es damals vorzüglich bereuete
bey denen mich eine besonders schmerzhafte Em-
pfindung darüber anfiel, daß ich Amalien wäh-
rend einiger Tage vergessen hatte.

Ob sie noch lebt und wie sie leben mag! --
Mir kömmt alles frisch und neu in die Erinne-
rung, was ich ehemals für sie empfand.

Die Blainville ist mit einem Chevalier de
Valois von hier fortgegangen, der sich nach ei-
nigen Erzählungen in England erschossen hat.
Was aus ihr geworden ist, weiß man nicht.

In wenigen Tagen reise ich von hier ab.
-- Alle Straßen und alle Gesellschaften sind
mir zuwider.


11.
William Lovell an Roſa.

Paris.

Ich bin nun wieder in Paris, das zuerſt die
Buͤhne meiner Irrthuͤmer war. Ich weiß nicht
wie ich das Gefuͤhl nennen ſoll, mit welchem
ich hier herumſtreife. Ich kenne noch die Haͤu-
ſer bey denen ich es damals vorzuͤglich bereuete
bey denen mich eine beſonders ſchmerzhafte Em-
pfindung daruͤber anfiel, daß ich Amalien waͤh-
rend einiger Tage vergeſſen hatte.

Ob ſie noch lebt und wie ſie leben mag! —
Mir koͤmmt alles friſch und neu in die Erinne-
rung, was ich ehemals fuͤr ſie empfand.

Die Blainville iſt mit einem Chevalier de
Valois von hier fortgegangen, der ſich nach ei-
nigen Erzaͤhlungen in England erſchoſſen hat.
Was aus ihr geworden iſt, weiß man nicht.

In wenigen Tagen reiſe ich von hier ab.
— Alle Straßen und alle Geſellſchaften ſind
mir zuwider.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0434" n="428"/>
        <div n="2">
          <head>11.<lb/><hi rendition="#g">William Lovell</hi> an <hi rendition="#g">Ro&#x017F;a</hi>.</head><lb/>
          <dateline>
            <placeName> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Paris</hi>.</hi> </placeName>
          </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">I</hi>ch bin nun wieder in Paris, das zuer&#x017F;t die<lb/>
Bu&#x0364;hne meiner Irrthu&#x0364;mer war. Ich weiß nicht<lb/>
wie ich das Gefu&#x0364;hl nennen &#x017F;oll, mit welchem<lb/>
ich hier herum&#x017F;treife. Ich kenne noch die Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;er bey denen ich es damals vorzu&#x0364;glich bereuete<lb/>
bey denen mich eine be&#x017F;onders &#x017F;chmerzhafte Em-<lb/>
pfindung daru&#x0364;ber anfiel, daß ich Amalien wa&#x0364;h-<lb/>
rend einiger Tage verge&#x017F;&#x017F;en hatte.</p><lb/>
          <p>Ob &#x017F;ie noch lebt und wie &#x017F;ie leben mag! &#x2014;<lb/>
Mir ko&#x0364;mmt alles fri&#x017F;ch und neu in die Erinne-<lb/>
rung, was ich ehemals fu&#x0364;r &#x017F;ie empfand.</p><lb/>
          <p>Die Blainville i&#x017F;t mit einem Chevalier de<lb/>
Valois von hier fortgegangen, der &#x017F;ich nach ei-<lb/>
nigen Erza&#x0364;hlungen in <choice><sic>Englanb</sic><corr>England</corr></choice> er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en hat.<lb/>
Was aus ihr geworden i&#x017F;t, weiß man nicht.</p><lb/>
          <p>In wenigen Tagen rei&#x017F;e ich von hier ab.<lb/>
&#x2014; Alle Straßen und alle Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften &#x017F;ind<lb/>
mir zuwider.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0434] 11. William Lovell an Roſa. Paris. Ich bin nun wieder in Paris, das zuerſt die Buͤhne meiner Irrthuͤmer war. Ich weiß nicht wie ich das Gefuͤhl nennen ſoll, mit welchem ich hier herumſtreife. Ich kenne noch die Haͤu- ſer bey denen ich es damals vorzuͤglich bereuete bey denen mich eine beſonders ſchmerzhafte Em- pfindung daruͤber anfiel, daß ich Amalien waͤh- rend einiger Tage vergeſſen hatte. Ob ſie noch lebt und wie ſie leben mag! — Mir koͤmmt alles friſch und neu in die Erinne- rung, was ich ehemals fuͤr ſie empfand. Die Blainville iſt mit einem Chevalier de Valois von hier fortgegangen, der ſich nach ei- nigen Erzaͤhlungen in England erſchoſſen hat. Was aus ihr geworden iſt, weiß man nicht. In wenigen Tagen reiſe ich von hier ab. — Alle Straßen und alle Geſellſchaften ſind mir zuwider.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/434
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/434>, abgerufen am 21.11.2024.