Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
14.
Willy an den Herrn Walter Lovell.


Daß Sie noch auf Ihre alten Tage Krank-
heiten auszustehn haben, hat mich wahrlich
herzlich gejammert; doch freilich kommen sie
dann am liebsten, denn dann hat der Mensch
nicht mehr so viele Kräfte sich gesund zu ma-
chen. Ich möchte Sie gar gerne trösten und Ih-
nen noch viel lieber helfen; aber wenn Gott bei
solchen Gelegenheiten nicht das Beste thut, so
will die menschliche Hülfe wenig sagen. Es ist
aber Schade, daß ein so guter christlicher Herr,
wie Ihre Gnaden doch in dem vollsten Maaße
sind, was auch Ihre Feinde nicht von Ihnen
abläugnen können, so viel Unglück und Leiden
in dieser Welt erdulden soll; wenn das nicht
nachher, wenn das Leben hier ausgegangen ist,
wieder gut gemacht wird, so ist das nicht ganz
recht und billig. Ich wollte, ich könnte Ihnen
nur etwas von meiner überflüssigen Gesundheit
abgeben, denn ich bin hier immer, seit ich auf
die Reisen gehe, ganz frisch und gesund, und
das ist mein Herr William, Ihren Sohn

14.
Willy an den Herrn Walter Lovell.


Daß Sie noch auf Ihre alten Tage Krank-
heiten auszuſtehn haben, hat mich wahrlich
herzlich gejammert; doch freilich kommen ſie
dann am liebſten, denn dann hat der Menſch
nicht mehr ſo viele Kraͤfte ſich geſund zu ma-
chen. Ich moͤchte Sie gar gerne troͤſten und Ih-
nen noch viel lieber helfen; aber wenn Gott bei
ſolchen Gelegenheiten nicht das Beſte thut, ſo
will die menſchliche Huͤlfe wenig ſagen. Es iſt
aber Schade, daß ein ſo guter chriſtlicher Herr,
wie Ihre Gnaden doch in dem vollſten Maaße
ſind, was auch Ihre Feinde nicht von Ihnen
ablaͤugnen koͤnnen, ſo viel Ungluͤck und Leiden
in dieſer Welt erdulden ſoll; wenn das nicht
nachher, wenn das Leben hier ausgegangen iſt,
wieder gut gemacht wird, ſo iſt das nicht ganz
recht und billig. Ich wollte, ich koͤnnte Ihnen
nur etwas von meiner uͤberfluͤſſigen Geſundheit
abgeben, denn ich bin hier immer, ſeit ich auf
die Reiſen gehe, ganz friſch und geſund, und
das iſt mein Herr William, Ihren Sohn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0145" n="137[135]"/>
        <div n="2">
          <head>14.<lb/>
Willy an den Herrn Walter Lovell.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Paris.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>aß Sie noch auf Ihre alten Tage Krank-<lb/>
heiten auszu&#x017F;tehn haben, hat mich wahrlich<lb/>
herzlich gejammert; doch freilich kommen &#x017F;ie<lb/>
dann am lieb&#x017F;ten, denn dann hat der Men&#x017F;ch<lb/>
nicht mehr &#x017F;o viele Kra&#x0364;fte &#x017F;ich ge&#x017F;und zu ma-<lb/>
chen. Ich mo&#x0364;chte Sie gar gerne tro&#x0364;&#x017F;ten und Ih-<lb/>
nen noch viel lieber helfen; aber wenn Gott bei<lb/>
&#x017F;olchen Gelegenheiten nicht das Be&#x017F;te thut, &#x017F;o<lb/>
will die men&#x017F;chliche Hu&#x0364;lfe wenig &#x017F;agen. Es i&#x017F;t<lb/>
aber Schade, daß ein &#x017F;o guter chri&#x017F;tlicher Herr,<lb/>
wie Ihre Gnaden doch in dem voll&#x017F;ten Maaße<lb/>
&#x017F;ind, was auch Ihre Feinde nicht von Ihnen<lb/>
abla&#x0364;ugnen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o viel Unglu&#x0364;ck und Leiden<lb/>
in die&#x017F;er Welt erdulden &#x017F;oll; wenn das nicht<lb/>
nachher, wenn das Leben hier ausgegangen i&#x017F;t,<lb/>
wieder gut gemacht wird, &#x017F;o i&#x017F;t das nicht ganz<lb/>
recht und billig. Ich wollte, ich ko&#x0364;nnte Ihnen<lb/>
nur etwas von meiner u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Ge&#x017F;undheit<lb/>
abgeben, denn ich bin hier immer, &#x017F;eit ich auf<lb/>
die Rei&#x017F;en gehe, ganz fri&#x017F;ch und ge&#x017F;und, und<lb/>
das i&#x017F;t mein Herr <hi rendition="#g">William</hi>, Ihren Sohn<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137[135]/0145] 14. Willy an den Herrn Walter Lovell. Paris. Daß Sie noch auf Ihre alten Tage Krank- heiten auszuſtehn haben, hat mich wahrlich herzlich gejammert; doch freilich kommen ſie dann am liebſten, denn dann hat der Menſch nicht mehr ſo viele Kraͤfte ſich geſund zu ma- chen. Ich moͤchte Sie gar gerne troͤſten und Ih- nen noch viel lieber helfen; aber wenn Gott bei ſolchen Gelegenheiten nicht das Beſte thut, ſo will die menſchliche Huͤlfe wenig ſagen. Es iſt aber Schade, daß ein ſo guter chriſtlicher Herr, wie Ihre Gnaden doch in dem vollſten Maaße ſind, was auch Ihre Feinde nicht von Ihnen ablaͤugnen koͤnnen, ſo viel Ungluͤck und Leiden in dieſer Welt erdulden ſoll; wenn das nicht nachher, wenn das Leben hier ausgegangen iſt, wieder gut gemacht wird, ſo iſt das nicht ganz recht und billig. Ich wollte, ich koͤnnte Ihnen nur etwas von meiner uͤberfluͤſſigen Geſundheit abgeben, denn ich bin hier immer, ſeit ich auf die Reiſen gehe, ganz friſch und geſund, und das iſt mein Herr William, Ihren Sohn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/145
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 137[135]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/145>, abgerufen am 21.11.2024.