Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Summe aus der Schrifft gezogen, verfertiget, und hernach dem von Geitz. ersten Buch seiner Gedichte und dessen ersten Theil fol. 68. selbige beygefüget.

[Spaltenumbruch] Christus im Evangelio. Matthaei sexto spricht also: Ihr sollet euch nit samlen Schätz, Die ihr verlieren möcht zuletz Durch Dieb, die sie möchten ausgraben, Sondern ihr solt mehr Achtung haben, Daß ihr Schätz samlet in dem Himmel; Da sie frist weder Rost noch Schimmel. Dann wo eur Schatz, ist eur Hertz, Den ihr verwahrt mit Angst u. Schmertz Niemand kan GOtt dien und dem Mamon, Niemand zwey Herren dienen kon. Eim thut er lieb, dem andern leyds, Darum so hüt euch vor dem Geitz, Wenn niemand darin leben kan, Daß er volle Genüg mag han All sein Gut dünckt ihn viel zu dünn. Was hülfs, daß er die Welt gewünn, Und litt doch Schaden an der Seel Das bracht den reichen Mann in Quel, Der in der Hölle ward vergraben, Der arm Lazarus ward erhaben. Besser ist weng mit GOttes Forcht, Denn grosse Schätz und viel versorgt. Weh dem, der samlet allezeit Der böß verfluchten Geitzigkeit. Nichts üblers, denn wer nach Geitz stelt, Nichts bösers, denn liebhaben Geld; Wann derselbig sein Seel hat feil, Die dadurch verliehrt ewig Heil Wie auch dem reichen Mann geschach, Der da zu seiner Seelen sprach: Iß und trinck, dann du hast genug, Den GOtt dieselbe Nacht noch schlug. [Spaltenumbruch] Drum soll wir uns genügen lan, Wenn wir Futter und Decke han Dann die da wollen werden reich, Die fallen in Versuchung gleich. Geitz ist ein Wurtzel aller Sünd, Als viel Laster bezeugen thünd Als Wucher / Triegen und Finantzen, Mit hinterlisten Alefantzen Mit Lügen, Kriegen, hadren, Fechten / Mit schweren / verkehren des Rechten, Mit verkauffen und Auffschläg machen Mit Wechsel, stechen, listing Sachen Mit falcher Wahr, Zahl / Maß / Gewicht, Das alles durch den Geitz geschicht. Auch folgt daraus Spielen und Prassen Rauben und Morden auf der Strassen, Zürnen, Gottslästren, rauffen, schlagen, Dieberey und heimlich abtragen Nachreden, Neid und Ehr abschneiden, Der Geitz auch manche Eh thut scheiden, Verrathen, und auch Jungfrau schwächen Kuplen, Hurerey und Ehbrechen, Falscher Gottsdienst und Simoney, Bannen und geistlich Schinderey. Diß alles aus dem Geitz entspringet, Der hat die gantze Welt umringet In allen Ständen hoch und nieder, Durch alle Lande hin und wieder. Als Esaias hat geseit: All gehn sie nach der Geitzigkeit Von dem Minsten biß zu dem Meisten
Der Beschluß.
JEsu Christe thu uns eingeisten,

Summe aus der Schrifft gezogen, verfertiget, und hernach dem von Geitz. ersten Buch seiner Gedichte und dessen ersten Theil fol. 68. selbige beygefüget.

[Spaltenumbruch] Christus im Evangelio. Matthaei sexto spricht also: Ihr sollet euch nit samlen Schätz, Die ihr verlieren möcht zuletz Durch Dieb, die sie möchten ausgraben, Sondern ihr solt mehr Achtung haben, Daß ihr Schätz samlet in dem Himmel; Da sie frist weder Rost noch Schimmel. Dann wo eur Schatz, ist eur Hertz, Den ihr verwahrt mit Angst u. Schmertz Niemand kan GOtt dien und dem Mamon, Niemand zwey Herren dienen kon. Eim thut er lieb, dem andern leyds, Darum so hüt euch vor dem Geitz, Wenn niemand darin leben kan, Daß er volle Genüg mag han All sein Gut dünckt ihn viel zu dünn. Was hülfs, daß er die Welt gewünn, Und litt doch Schaden an der Seel Das bracht den reichen Mann in Quel, Der in der Hölle ward vergraben, Der arm Lazarus ward erhaben. Besser ist weng mit GOttes Forcht, Denn grosse Schätz und viel versorgt. Weh dem, der samlet allezeit Der böß verfluchten Geitzigkeit. Nichts üblers, denn wer nach Geitz stelt, Nichts bösers, denn liebhaben Geld; Wann derselbig sein Seel hat feil, Die dadurch verliehrt ewig Heil Wie auch dem reichen Mann geschach, Der da zu seiner Seelen sprach: Iß und trinck, dann du hast genug, Den GOtt dieselbe Nacht noch schlug. [Spaltenumbruch] Drum soll wir uns genügen lan, Wenn wir Futter und Decke han Dann die da wollen werden reich, Die fallen in Versuchung gleich. Geitz ist ein Wurtzel aller Sünd, Als viel Laster bezeugen thünd Als Wucher / Triegen und Finantzen, Mit hinterlisten Alefantzen Mit Lügen, Kriegen, hadren, Fechten / Mit schweren / verkehren des Rechten, Mit verkauffen und Auffschläg machen Mit Wechsel, stechen, listing Sachen Mit falcher Wahr, Zahl / Maß / Gewicht, Das alles durch den Geitz geschicht. Auch folgt daraus Spielen und Prassen Rauben und Morden auf der Strassen, Zürnen, Gottslästren, rauffen, schlagen, Dieberey und heimlich abtragen Nachreden, Neid und Ehr abschneiden, Der Geitz auch manche Eh thut scheiden, Verrathen, und auch Jungfrau schwächen Kuplen, Hurerey und Ehbrechen, Falscher Gottsdienst und Simoney, Bannen und geistlich Schinderey. Diß alles aus dem Geitz entspringet, Der hat die gantze Welt umringet In allen Ständen hoch und nieder, Durch alle Lande hin und wieder. Als Esaias hat geseit: All gehn sie nach der Geitzigkeit Von dem Minsten biß zu dem Meisten
Der Beschluß.
JEsu Christe thu uns eingeisten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0359" n="343"/>
Summe aus der Schrifft gezogen, verfertiget, und hernach dem von                      Geitz. ersten Buch seiner Gedichte und dessen ersten Theil fol. 68. selbige                      beygefüget.</p>
        <cb n="1"/>
        <l>Christus im Evangelio. Matthaei sexto spricht also: Ihr sollet euch nit samlen                      Schätz, Die ihr verlieren möcht zuletz Durch Dieb, die sie möchten ausgraben,                      Sondern ihr solt mehr Achtung haben, Daß ihr Schätz samlet in dem Himmel; Da sie                      frist weder Rost noch Schimmel. Dann wo eur Schatz, ist eur Hertz, Den ihr                      verwahrt mit Angst u. Schmertz Niemand kan GOtt dien und dem Mamon, Niemand zwey                      Herren dienen kon. Eim thut er lieb, dem andern leyds, Darum so hüt euch vor dem                      Geitz, Wenn niemand darin leben kan, Daß er volle Genüg mag han All sein Gut                      dünckt ihn viel zu dünn. Was hülfs, daß er die Welt gewünn, Und litt doch                      Schaden an der Seel Das bracht den reichen Mann in Quel, Der in der Hölle ward                      vergraben, Der arm Lazarus ward erhaben. Besser ist weng mit GOttes Forcht, Denn                      grosse Schätz und viel versorgt. Weh dem, der samlet allezeit Der böß                      verfluchten Geitzigkeit. Nichts üblers, denn wer nach Geitz stelt, Nichts                      bösers, denn liebhaben Geld; Wann derselbig sein Seel hat feil, Die dadurch                      verliehrt ewig Heil Wie auch dem reichen Mann geschach, Der da zu seiner Seelen                      sprach: Iß und trinck, dann du hast genug, Den GOtt dieselbe Nacht noch schlug.                          <cb n="2"/>
Drum soll wir uns genügen lan, Wenn wir Futter und Decke han                      Dann die da wollen werden reich, Die fallen in Versuchung gleich. Geitz ist ein                      Wurtzel aller Sünd, Als viel Laster bezeugen thünd Als Wucher / Triegen und                      Finantzen, Mit hinterlisten Alefantzen Mit Lügen, Kriegen, hadren, Fechten / Mit                      schweren / verkehren des Rechten, Mit verkauffen und Auffschläg machen Mit                      Wechsel, stechen, listing Sachen Mit falcher Wahr, Zahl / Maß / Gewicht, Das                      alles durch den Geitz geschicht. Auch folgt daraus Spielen und Prassen Rauben                      und Morden auf der Strassen, Zürnen, Gottslästren, rauffen, schlagen, Dieberey                      und heimlich abtragen Nachreden, Neid und Ehr abschneiden, Der Geitz auch manche                      Eh thut scheiden, Verrathen, und auch Jungfrau schwächen Kuplen, Hurerey und                      Ehbrechen, Falscher Gottsdienst und Simoney, Bannen und geistlich Schinderey.                      Diß alles aus dem Geitz entspringet, Der hat die gantze Welt umringet In allen                      Ständen hoch und nieder, Durch alle Lande hin und wieder. Als Esaias hat geseit:                      All gehn sie nach der Geitzigkeit Von dem Minsten biß zu dem Meisten</l>
      </div>
      <div>
        <head>Der Beschluß.</head><lb/>
        <l>JEsu Christe thu uns eingeisten,
</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0359] Summe aus der Schrifft gezogen, verfertiget, und hernach dem von Geitz. ersten Buch seiner Gedichte und dessen ersten Theil fol. 68. selbige beygefüget. Christus im Evangelio. Matthaei sexto spricht also: Ihr sollet euch nit samlen Schätz, Die ihr verlieren möcht zuletz Durch Dieb, die sie möchten ausgraben, Sondern ihr solt mehr Achtung haben, Daß ihr Schätz samlet in dem Himmel; Da sie frist weder Rost noch Schimmel. Dann wo eur Schatz, ist eur Hertz, Den ihr verwahrt mit Angst u. Schmertz Niemand kan GOtt dien und dem Mamon, Niemand zwey Herren dienen kon. Eim thut er lieb, dem andern leyds, Darum so hüt euch vor dem Geitz, Wenn niemand darin leben kan, Daß er volle Genüg mag han All sein Gut dünckt ihn viel zu dünn. Was hülfs, daß er die Welt gewünn, Und litt doch Schaden an der Seel Das bracht den reichen Mann in Quel, Der in der Hölle ward vergraben, Der arm Lazarus ward erhaben. Besser ist weng mit GOttes Forcht, Denn grosse Schätz und viel versorgt. Weh dem, der samlet allezeit Der böß verfluchten Geitzigkeit. Nichts üblers, denn wer nach Geitz stelt, Nichts bösers, denn liebhaben Geld; Wann derselbig sein Seel hat feil, Die dadurch verliehrt ewig Heil Wie auch dem reichen Mann geschach, Der da zu seiner Seelen sprach: Iß und trinck, dann du hast genug, Den GOtt dieselbe Nacht noch schlug. Drum soll wir uns genügen lan, Wenn wir Futter und Decke han Dann die da wollen werden reich, Die fallen in Versuchung gleich. Geitz ist ein Wurtzel aller Sünd, Als viel Laster bezeugen thünd Als Wucher / Triegen und Finantzen, Mit hinterlisten Alefantzen Mit Lügen, Kriegen, hadren, Fechten / Mit schweren / verkehren des Rechten, Mit verkauffen und Auffschläg machen Mit Wechsel, stechen, listing Sachen Mit falcher Wahr, Zahl / Maß / Gewicht, Das alles durch den Geitz geschicht. Auch folgt daraus Spielen und Prassen Rauben und Morden auf der Strassen, Zürnen, Gottslästren, rauffen, schlagen, Dieberey und heimlich abtragen Nachreden, Neid und Ehr abschneiden, Der Geitz auch manche Eh thut scheiden, Verrathen, und auch Jungfrau schwächen Kuplen, Hurerey und Ehbrechen, Falscher Gottsdienst und Simoney, Bannen und geistlich Schinderey. Diß alles aus dem Geitz entspringet, Der hat die gantze Welt umringet In allen Ständen hoch und nieder, Durch alle Lande hin und wieder. Als Esaias hat geseit: All gehn sie nach der Geitzigkeit Von dem Minsten biß zu dem Meisten Der Beschluß. JEsu Christe thu uns eingeisten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in TEI. (2012-11-23T14:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-23T14:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/359
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/359>, abgerufen am 22.12.2024.