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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 1. Hauptst. von der Gelahrheit
49.

Alles was von aussen den Menschen be-
rühret/ das berühret unmittelbahr die äußerli-
chen Sinnligkeiten/
und dannenhero weil diese
Würckung am allergegenwärtigsten ist/ wird
auch das Gute und Böse derselben von denen
unvernünfftigen Menschen empfunden/ und in
Ansehen der gegenwärtigen Belustigung oder
Verletzung für gut und böse gehalten.

50.

Wenn die äuserlichen Dinge durch die
äußerlichen Sinnligkeiten den Leib des Men-
schen gerühret/ so entstehet hernach auch durch die
Fortsetzung dieser Bewegung eine Berührung
des Geblüts und der andern innerlichen
Säffte/
wiewohl das Gute und Böse/ so durch
diese Berührung verursachet wird/ wehrentheils
nicht so handgreifflich zu spären ist/ sondern die
Vermehrung und Verringerung der menschli-
chen Kräffte disfalls offte sehr entfernet und zu-
künfftig
zu seyn pflegen; dannenhero auch nicht
ein jeder unvernünfftiger und in denen Vorur-
theilen annoch steckender Mensch capabel ist da-
von zu urtheilen/ sondern hierzu eine sonderliche
Attention und Weißheit erfordert wird/ und
zwar desto mehr Weißheit/ je weiter die Wür-
ckung dieser Berührung der äußerlichen Dinge
von deren Anfang entfernet ist.

51.

Endlich weil auch die Gedancken des
Menschen mit dem Leibe genau verknüpfft seyn/
und dasjenige nicht alleine Was die Sinnligkei-
ten
scharff berühret/ auch zugleich die Gedancken

mit
Das 1. Hauptſt. von der Gelahrheit
49.

Alles was von auſſen den Menſchen be-
ruͤhret/ das beruͤhret unmittelbahr die aͤußerli-
chen Sinnligkeiten/
und dannenhero weil dieſe
Wuͤrckung am allergegenwaͤrtigſten iſt/ wird
auch das Gute und Boͤſe derſelben von denen
unvernuͤnfftigen Menſchen empfunden/ und in
Anſehen der gegenwaͤrtigen Beluſtigung oder
Verletzung fuͤr gut und boͤſe gehalten.

50.

Wenn die aͤuſerlichen Dinge durch die
aͤußerlichen Sinnligkeiten den Leib des Men-
ſchen geruͤhret/ ſo entſtehet hernach auch durch die
Fortſetzung dieſer Bewegung eine Beruͤhrung
des Gebluͤts und der andern innerlichen
Saͤffte/
wiewohl das Gute und Boͤſe/ ſo durch
dieſe Beruͤhrung verurſachet wird/ wehrentheils
nicht ſo handgreifflich zu ſpaͤren iſt/ ſondern die
Vermehrung und Verringerung der menſchli-
chen Kraͤffte disfalls offte ſehr entfernet und zu-
kuͤnfftig
zu ſeyn pflegen; dannenhero auch nicht
ein jeder unvernuͤnfftiger und in denen Vorur-
theilen annoch ſteckender Menſch capabel iſt da-
von zu urtheilen/ ſondern hierzu eine ſonderliche
Attention und Weißheit erfordert wird/ und
zwar deſto mehr Weißheit/ je weiter die Wuͤr-
ckung dieſer Beruͤhrung der aͤußerlichen Dinge
von deren Anfang entfernet iſt.

51.

Endlich weil auch die Gedancken des
Menſchen mit dem Leibe genau verknuͤpfft ſeyn/
und dasjenige nicht alleine Was die Sinnligkei-
ten
ſcharff beruͤhret/ auch zugleich die Gedancken

mit
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[20/0052] Das 1. Hauptſt. von der Gelahrheit 49. Alles was von auſſen den Menſchen be- ruͤhret/ das beruͤhret unmittelbahr die aͤußerli- chen Sinnligkeiten/ und dannenhero weil dieſe Wuͤrckung am allergegenwaͤrtigſten iſt/ wird auch das Gute und Boͤſe derſelben von denen unvernuͤnfftigen Menſchen empfunden/ und in Anſehen der gegenwaͤrtigen Beluſtigung oder Verletzung fuͤr gut und boͤſe gehalten. 50. Wenn die aͤuſerlichen Dinge durch die aͤußerlichen Sinnligkeiten den Leib des Men- ſchen geruͤhret/ ſo entſtehet hernach auch durch die Fortſetzung dieſer Bewegung eine Beruͤhrung des Gebluͤts und der andern innerlichen Saͤffte/ wiewohl das Gute und Boͤſe/ ſo durch dieſe Beruͤhrung verurſachet wird/ wehrentheils nicht ſo handgreifflich zu ſpaͤren iſt/ ſondern die Vermehrung und Verringerung der menſchli- chen Kraͤffte disfalls offte ſehr entfernet und zu- kuͤnfftig zu ſeyn pflegen; dannenhero auch nicht ein jeder unvernuͤnfftiger und in denen Vorur- theilen annoch ſteckender Menſch capabel iſt da- von zu urtheilen/ ſondern hierzu eine ſonderliche Attention und Weißheit erfordert wird/ und zwar deſto mehr Weißheit/ je weiter die Wuͤr- ckung dieſer Beruͤhrung der aͤußerlichen Dinge von deren Anfang entfernet iſt. 51. Endlich weil auch die Gedancken des Menſchen mit dem Leibe genau verknuͤpfft ſeyn/ und dasjenige nicht alleine Was die Sinnligkei- ten ſcharff beruͤhret/ auch zugleich die Gedancken mit

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/52>, abgerufen am 13.11.2024.