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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 6. Hauptst. von der absonderlichen
und lassens bestehe/ und von der Gutthätigkeit ent
schieden sey. n. 98. 99. Einwurff daß die vollkommene
Liebe wieder abnehmen müsse/ und also nicht ruhig
seyn könne. n. 100. Beantwortung desselben. n. 101.
102.
1.

DEr Anfang des vorigen Capitels wird dir
zeigen/ daß die Sitten-Lehre höchst un-
vollkommen seyn würde/ wenn wir es
bey der allgemeinen Liebe bewenden liessen/ und
keine Lehr-Sätze von der absonderlichen Liebe
gäben/ weil dieses eben die rechte Liebe und also
das wahre Mittel ist zur Gemüths-Ruhe zuge-
langen. Gleichwohl wirst du aus gegenwärti-
gen Capitel sehen/ daß wir bey den meisten so da-
rinnen abgehandelt wird/ die Bahne selbst bre-
chen müssen/ indem wir unter den Sitten-Leh-
rern niemand gefunden/ der uns darinnen vorge-
gangen wäre: weshalben wir auch Vergebung
hoffen/ wenn wir nicht alles auff das genaueste
darinnen übervermuthen solten erörtert haben.

2.

So haben wir auch in Anfang des vorigen
Capitels allbereit etwas ausführlich von dem Un-
terscheid unter der allgemeinen und absonderli-
chen Liebe gehandelt/ welches wir dannenhero
nicht allhier wiederhohlen/ sondern aus dem/ was
eben daselbst von dem Unterscheid der Schein-
und wahrhafftigen/ oder unvernünfftigen und
vernünfftigen Liebe gesagt worden/ die vernünff-
tige absonderliche Liebe
beschrieben/ daß es sey

die
Das 6. Hauptſt. von der abſonderlichen
und laſſens beſtehe/ und von der Gutthaͤtigkeit ent
ſchieden ſey. n. 98. 99. Einwurff daß die vollkommene
Liebe wieder abnehmen muͤſſe/ und alſo nicht ruhig
ſeyn koͤnne. n. 100. Beantwortung deſſelben. n. 101.
102.
1.

DEr Anfang des vorigen Capitels wird dir
zeigen/ daß die Sitten-Lehre hoͤchſt un-
vollkommen ſeyn wuͤrde/ wenn wir es
bey der allgemeinen Liebe bewenden lieſſen/ und
keine Lehr-Saͤtze von der abſonderlichen Liebe
gaͤben/ weil dieſes eben die rechte Liebe und alſo
das wahre Mittel iſt zur Gemuͤths-Ruhe zuge-
langen. Gleichwohl wirſt du aus gegenwaͤrti-
gen Capitel ſehen/ daß wir bey den meiſten ſo da-
rinnen abgehandelt wird/ die Bahne ſelbſt bre-
chen muͤſſen/ indem wir unter den Sitten-Leh-
rern niemand gefunden/ der uns darinnen vorge-
gangen waͤre: weshalben wir auch Vergebung
hoffen/ wenn wir nicht alles auff das genaueſte
darinnen uͤbervermuthen ſolten eroͤrtert haben.

2.

So haben wir auch in Anfang des vorigen
Capitels allbereit etwas ausfuͤhrlich von dem Un-
terſcheid unter der allgemeinen und abſonderli-
chen Liebe gehandelt/ welches wir dannenhero
nicht allhier wiederhohlen/ ſondern aus dem/ was
eben daſelbſt von dem Unterſcheid der Schein-
und wahrhafftigen/ oder unvernuͤnfftigen und
vernuͤnfftigen Liebe geſagt worden/ die vernuͤnff-
tige abſonderliche Liebe
beſchrieben/ daß es ſey

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[258[254]/0286] Das 6. Hauptſt. von der abſonderlichen und laſſens beſtehe/ und von der Gutthaͤtigkeit ent ſchieden ſey. n. 98. 99. Einwurff daß die vollkommene Liebe wieder abnehmen muͤſſe/ und alſo nicht ruhig ſeyn koͤnne. n. 100. Beantwortung deſſelben. n. 101. 102. 1. DEr Anfang des vorigen Capitels wird dir zeigen/ daß die Sitten-Lehre hoͤchſt un- vollkommen ſeyn wuͤrde/ wenn wir es bey der allgemeinen Liebe bewenden lieſſen/ und keine Lehr-Saͤtze von der abſonderlichen Liebe gaͤben/ weil dieſes eben die rechte Liebe und alſo das wahre Mittel iſt zur Gemuͤths-Ruhe zuge- langen. Gleichwohl wirſt du aus gegenwaͤrti- gen Capitel ſehen/ daß wir bey den meiſten ſo da- rinnen abgehandelt wird/ die Bahne ſelbſt bre- chen muͤſſen/ indem wir unter den Sitten-Leh- rern niemand gefunden/ der uns darinnen vorge- gangen waͤre: weshalben wir auch Vergebung hoffen/ wenn wir nicht alles auff das genaueſte darinnen uͤbervermuthen ſolten eroͤrtert haben. 2. So haben wir auch in Anfang des vorigen Capitels allbereit etwas ausfuͤhrlich von dem Un- terſcheid unter der allgemeinen und abſonderli- chen Liebe gehandelt/ welches wir dannenhero nicht allhier wiederhohlen/ ſondern aus dem/ was eben daſelbſt von dem Unterſcheid der Schein- und wahrhafftigen/ oder unvernuͤnfftigen und vernuͤnfftigen Liebe geſagt worden/ die vernuͤnff- tige abſonderliche Liebe beſchrieben/ daß es ſey die

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 258[254]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/286>, abgerufen am 13.11.2024.