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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 3. Hauptst. von Gott als dem
dens-Art dir nicht auffbürden/ oder wenn etwan
über verhoffen sonsten eine Inconvenientz daraus
zu befahren wäre/ dieselbe hartnäckigt verthey-
digen wollen. Denn ein weiser Mann zanckt
niemahlen wegen der Worte oder Redens-Ar-
ten.

23.

Solte dir auch deine Vernunfft bey
dieser Erkäntniß noch diesen Scrupel machen/
daß nach derselben folgen würde/ daß GOtt
auff diese Weise seinen Geschöpffen allezeit
ein neues Seyn und Wesen gäbe/
solcherge-
stalt aber schiene es der menschlichen Ver-
nunfft zuwieder zu seyn/ daß dieses nichts
und etwas/ dieses alte und unzehlich mahl darzu
gesetzte neue nur stetswehrend ein Ding seyn/
und bleiben solle; so laß dich doch diesen schlech-
ten und von einem Kinde zubeantworten
Einwürff nicht irre machen.

24.

Wir wollen dich nicht eben auff die
Exempel von Mantel/ Schiffe u. s. w. wieder
zurücke weisen/ sondern wir wollen dir die Nicht-
tigkeit dieses Einwurffs auff eine andere Art
zu erkennen geben. Ey lieber nimm Feder und
Dinte/ und mache dir doch eine Linie auff
das Papier. Nun continuire dieselbe. Was
wilt du machen? Du must die Feder nicht wei-
ter ansetzen. Laß die Linie sich selbst continui-
ren/ oder continuire sie solchergestalt/ daß du kein
nen Stück
daran setzest. Du sprichst es ge-
he nicht anders an. Nunwohl: continuire sie

denn

Das 3. Hauptſt. von Gott als dem
dens-Art dir nicht auffbuͤrden/ oder wenn etwan
uͤber verhoffẽ ſonſten eine Inconvenientz daraus
zu befahren waͤre/ dieſelbe hartnaͤckigt verthey-
digen wollen. Denn ein weiſer Mann zanckt
niemahlen wegen der Worte oder Redens-Ar-
ten.

23.

Solte dir auch deine Vernunfft bey
dieſer Erkaͤntniß noch dieſen Scrupel machen/
daß nach derſelben folgen wuͤrde/ daß GOtt
auff dieſe Weiſe ſeinen Geſchoͤpffen allezeit
ein neues Seyn und Weſen gaͤbe/
ſolcherge-
ſtalt aber ſchiene es der menſchlichen Ver-
nunfft zuwieder zu ſeyn/ daß dieſes nichts
und etwas/ dieſes alte und unzehlich mahl darzu
geſetzte neue nur ſtetswehrend ein Ding ſeyn/
und bleiben ſolle; ſo laß dich doch dieſen ſchlech-
ten und von einem Kinde zubeantworten
Einwuͤrff nicht irre machen.

24.

Wir wollen dich nicht eben auff die
Exempel von Mantel/ Schiffe u. ſ. w. wieder
zuruͤcke weiſen/ ſondern wir wollen dir die Nicht-
tigkeit dieſes Einwurffs auff eine andere Art
zu erkennen geben. Ey lieber nimm Feder und
Dinte/ und mache dir doch eine Linie auff
das Papier. Nun continuire dieſelbe. Was
wilt du machen? Du muſt die Feder nicht wei-
ter anſetzen. Laß die Linie ſich ſelbſt continui-
ren/ oder continuire ſie ſolchergeſtalt/ daß du kein
nen Stuͤck
daran ſetzeſt. Du ſprichſt es ge-
he nicht anders an. Nunwohl: continuire ſie

denn
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[130/0162] Das 3. Hauptſt. von Gott als dem dens-Art dir nicht auffbuͤrden/ oder wenn etwan uͤber verhoffẽ ſonſten eine Inconvenientz daraus zu befahren waͤre/ dieſelbe hartnaͤckigt verthey- digen wollen. Denn ein weiſer Mann zanckt niemahlen wegen der Worte oder Redens-Ar- ten. 23. Solte dir auch deine Vernunfft bey dieſer Erkaͤntniß noch dieſen Scrupel machen/ daß nach derſelben folgen wuͤrde/ daß GOtt auff dieſe Weiſe ſeinen Geſchoͤpffen allezeit ein neues Seyn und Weſen gaͤbe/ ſolcherge- ſtalt aber ſchiene es der menſchlichen Ver- nunfft zuwieder zu ſeyn/ daß dieſes nichts und etwas/ dieſes alte und unzehlich mahl darzu geſetzte neue nur ſtetswehrend ein Ding ſeyn/ und bleiben ſolle; ſo laß dich doch dieſen ſchlech- ten und von einem Kinde zubeantworten Einwuͤrff nicht irre machen. 24. Wir wollen dich nicht eben auff die Exempel von Mantel/ Schiffe u. ſ. w. wieder zuruͤcke weiſen/ ſondern wir wollen dir die Nicht- tigkeit dieſes Einwurffs auff eine andere Art zu erkennen geben. Ey lieber nimm Feder und Dinte/ und mache dir doch eine Linie auff das Papier. Nun continuire dieſelbe. Was wilt du machen? Du muſt die Feder nicht wei- ter anſetzen. Laß die Linie ſich ſelbſt continui- ren/ oder continuire ſie ſolchergeſtalt/ daß du kein nen Stuͤck daran ſetzeſt. Du ſprichſt es ge- he nicht anders an. Nunwohl: continuire ſie denn

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/162>, abgerufen am 21.11.2024.