Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 2. Hauptst. von der grösten unrechtes sagen/ daß die Unehre/ die der Ehre/von der wir jetzo handeln entgegen gesetzt wird/ gantz kein Ubel/ sondern ein nichts/ und eine ei- tele Einbildung unruhiger Gemüther sey/ es möge dir dieses nun gleich noch so seltsam vor- kommen. 102. Zwar wenn die Unehre zum Grunde 103. Die Juristen pflegen unter sich zu sa- nes
Das 2. Hauptſt. von der groͤſten unrechtes ſagen/ daß die Unehre/ die der Ehre/von der wir jetzo handeln entgegen geſetzt wird/ gantz kein Ubel/ ſondern ein nichts/ und eine ei- tele Einbildung unruhiger Gemuͤther ſey/ es moͤge dir dieſes nun gleich noch ſo ſeltſam vor- kommen. 102. Zwar wenn die Unehre zum Grunde 103. Die Juriſten pflegen unter ſich zu ſa- nes
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Das 2. Hauptſt. von der groͤſten
unrechtes ſagen/ daß die Unehre/ die der Ehre/
von der wir jetzo handeln entgegen geſetzt wird/
gantz kein Ubel/ ſondern ein nichts/ und eine ei-
tele Einbildung unruhiger Gemuͤther ſey/ es
moͤge dir dieſes nun gleich noch ſo ſeltſam vor-
kommen.
102. Zwar wenn die Unehre zum Grunde
innerlich ein untugendhafftes Leben hat/ muͤſ-
ſen wir freylich anders ſagen/ und uns nicht un-
ter die Zahl derer rechnen/ die weder Schande
noch Ehre achten; aber wir haben nur kurtz zu-
vor erinnert/ daß wir die Tugend-Ehre anjetzo
nicht betrachten/ ſondern es gehoͤret hieher nur
die aͤuſſerliche Unruhe/ wenn ein Menſch ohne
vernuͤnfftige Urſache in der buͤrgerlichen Geſell-
ſchafft unehrlich erklaͤret/ zu keinen Ehren-Aemp-
tern gelaſſen/ ſeine Schrifften oder ſein Schild
durch dem Hencker verbrand oder zerbrochen/
oder ſein Nahmen an den Galgen geſchlagen/
oder er wohl gar im Bildniſſe auffgehencket wird.
103. Die Juriſten pflegen unter ſich zu ſa-
gen/ daß der Staupen-Schlag nicht unehr-
lich mache/ ſondern die Urſache. Dieſe Ur-
ſache aber muß nicht in der ungegruͤndeten Mei-
nung anderer Menſchen/ ſondern in der Wahr-
heit gegruͤndet ſeyn. Verdammet dich dein Ge-
muͤthe nicht/ ſo koͤnnen auch alle dieſe erzehlte
Beſchimpffungen dein Gemuͤthe nicht verun-
ruhigen/ ſondern du wuͤrdeſt recht elende ſeyn/
venn deine wahrhafftige Ehre der Gewalt ei-
nes
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