Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

der drey Haupt-Laster.
scheinen: 60. Grad Ehr-Geitz/ 40. Grad Geld-
Geitz und 30. Grad Wohllust/ oder nach der an-
dern Computation: 12. Untzen Ehr-Geitz/ 8. Un-
tzen Geld-Geitz und 6. Untzen Wohllust. Hält
man aber dieser Personen ihr temperament ge-
nau gegen einander/ wird man gewiß aus ih-
rem Thun und Lassen befinden/ daß unter ihnen
doch eine merckliche Differenz sey/ und daß z. e.
der eine etwan 43. Grad Geldgeitz/ der andere 39.
Grad Geldgeitz/ und der dritte etwan 32. Grad
Wollust habe; Welches ich in dem andern Modo
durch die gantze Zahlen nicht wohl würde expri-
ren können/ sondern würde mich gebrochener/
und bey dem ersten 8 3/5 Untzen Geldgeitz/ bey dem
andern 7 4/5 Untzen Geld-Geitz/ und bey dem dritten
6 2/5 Untzen Wohllust u. s. w. bedienen müssen/ wel-
ches etwas unförmlich heraus kommen würde.
Wiewol auch nicht zu leugnen ist/ daß dieser Nu-
tzen in praxi sehr selten vorkommen/ und mehr in
speculationen bestehen/ als in der That grossen
Nutzen haben möchte.

48. Denn der Nutzen dieser Käntnüß der
Ordnung und
proportion der drey Haupt-La-
ster
bey denen Menschen bestehet darinnen/ daß/
so viel meine selbst-Erkäntnüß betrifft/ ich vor
allen Dingen die herrschende Passion suche/ und
selbe zu dämpffen trachte/ und wenn ich finde/ daß
die andern beyden nachfolgenden/ oder eine da-

von

der drey Haupt-Laſter.
ſcheinen: 60. Grad Ehr-Geitz/ 40. Grad Geld-
Geitz und 30. Grad Wohlluſt/ oder nach der an-
dern Computation: 12. Untzen Ehr-Geitz/ 8. Un-
tzen Geld-Geitz und 6. Untzen Wohlluſt. Haͤlt
man aber dieſer Perſonen ihr temperament ge-
nau gegen einander/ wird man gewiß aus ih-
rem Thun und Laſſen befinden/ daß unter ihnen
doch eine merckliche Differenz ſey/ und daß z. e.
der eine etwan 43. Grad Geldgeitz/ der andere 39.
Grad Geldgeitz/ und der dritte etwan 32. Grad
Wolluſt habe; Welches ich in dem andern Modo
durch die gantze Zahlen nicht wohl wuͤrde expri-
ren koͤnnen/ ſondern wuͤrde mich gebrochener/
und bey dem erſten 8⅗ Untzen Geldgeitz/ bey dem
andern 7⅘ Untzen Geld-Geitz/ und bey dem dritten
6⅖ Untzen Wohlluſt u. ſ. w. bedienen muͤſſen/ wel-
ches etwas unfoͤrmlich heraus kommen wuͤrde.
Wiewol auch nicht zu leugnen iſt/ daß dieſer Nu-
tzen in praxi ſehr ſelten vorkommen/ und mehr in
ſpeculationen beſtehen/ als in der That groſſen
Nutzen haben moͤchte.

48. Denn der Nutzen dieſer Kaͤntnuͤß der
Ordnung und
proportion der dꝛey Haupt-La-
ſter
bey denen Menſchen beſtehet darinnen/ daß/
ſo viel meine ſelbſt-Erkaͤntnuͤß betrifft/ ich vor
allen Dingen die herrſchende Paſſion ſuche/ und
ſelbe zu daͤmpffen trachte/ und wenn ich finde/ daß
die andern beyden nachfolgenden/ oder eine da-

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0379" n="367"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der drey Haupt-La&#x017F;ter.</hi></fw><lb/>
&#x017F;cheinen: 60. Grad Ehr-Geitz/ 40. Grad Geld-<lb/>
Geitz und 30. Grad Wohllu&#x017F;t/ oder nach der an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">Computation</hi>: 12. Untzen Ehr-Geitz/ 8. Un-<lb/>
tzen Geld-Geitz und 6. Untzen Wohllu&#x017F;t. Ha&#x0364;lt<lb/>
man aber die&#x017F;er Per&#x017F;onen ihr <hi rendition="#aq">temperament</hi> ge-<lb/>
nau gegen einander/ wird man gewiß aus ih-<lb/>
rem Thun und La&#x017F;&#x017F;en befinden/ daß unter ihnen<lb/>
doch eine merckliche <hi rendition="#aq">Differenz</hi> &#x017F;ey/ und daß z. e.<lb/>
der eine etwan 43. Grad Geldgeitz/ der andere 39.<lb/>
Grad Geldgeitz/ und der dritte etwan 32. Grad<lb/>
Wollu&#x017F;t habe; Welches ich in dem andern <hi rendition="#aq">Modo</hi><lb/>
durch die gantze Zahlen nicht wohl wu&#x0364;rde <hi rendition="#aq">expri-</hi><lb/>
ren ko&#x0364;nnen/ &#x017F;ondern wu&#x0364;rde mich gebrochener/<lb/>
und bey dem er&#x017F;ten 8&#x2157; Untzen Geldgeitz/ bey dem<lb/>
andern 7&#x2158; Untzen Geld-Geitz/ und bey dem dritten<lb/>
6&#x2156; Untzen Wohllu&#x017F;t u. &#x017F;. w. bedienen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wel-<lb/>
ches etwas unfo&#x0364;rmlich heraus kommen wu&#x0364;rde.<lb/>
Wiewol auch nicht zu leugnen i&#x017F;t/ daß die&#x017F;er Nu-<lb/>
tzen <hi rendition="#aq">in praxi</hi> &#x017F;ehr &#x017F;elten vorkommen/ und mehr in<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;peculation</hi>en be&#x017F;tehen/ als in der That gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Nutzen haben mo&#x0364;chte.</p><lb/>
        <p>48. Denn <hi rendition="#fr">der Nu</hi>tz<hi rendition="#fr">en die&#x017F;er Ka&#x0364;ntnu&#x0364;ß der<lb/>
Ordnung und</hi> <hi rendition="#aq">proportion</hi> <hi rendition="#fr">der d&#xA75B;ey Haupt-La-<lb/>
&#x017F;ter</hi> bey denen Men&#x017F;chen be&#x017F;tehet darinnen/ daß/<lb/>
&#x017F;o viel <hi rendition="#fr">meine &#x017F;elb&#x017F;t-Erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß</hi> betrifft/ ich vor<lb/>
allen Dingen die herr&#x017F;chende <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ion</hi> &#x017F;uche/ und<lb/>
&#x017F;elbe zu da&#x0364;mpffen trachte/ und wenn ich finde/ daß<lb/>
die andern beyden nachfolgenden/ oder eine da-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0379] der drey Haupt-Laſter. ſcheinen: 60. Grad Ehr-Geitz/ 40. Grad Geld- Geitz und 30. Grad Wohlluſt/ oder nach der an- dern Computation: 12. Untzen Ehr-Geitz/ 8. Un- tzen Geld-Geitz und 6. Untzen Wohlluſt. Haͤlt man aber dieſer Perſonen ihr temperament ge- nau gegen einander/ wird man gewiß aus ih- rem Thun und Laſſen befinden/ daß unter ihnen doch eine merckliche Differenz ſey/ und daß z. e. der eine etwan 43. Grad Geldgeitz/ der andere 39. Grad Geldgeitz/ und der dritte etwan 32. Grad Wolluſt habe; Welches ich in dem andern Modo durch die gantze Zahlen nicht wohl wuͤrde expri- ren koͤnnen/ ſondern wuͤrde mich gebrochener/ und bey dem erſten 8⅗ Untzen Geldgeitz/ bey dem andern 7⅘ Untzen Geld-Geitz/ und bey dem dritten 6⅖ Untzen Wohlluſt u. ſ. w. bedienen muͤſſen/ wel- ches etwas unfoͤrmlich heraus kommen wuͤrde. Wiewol auch nicht zu leugnen iſt/ daß dieſer Nu- tzen in praxi ſehr ſelten vorkommen/ und mehr in ſpeculationen beſtehen/ als in der That groſſen Nutzen haben moͤchte. 48. Denn der Nutzen dieſer Kaͤntnuͤß der Ordnung und proportion der dꝛey Haupt-La- ſter bey denen Menſchen beſtehet darinnen/ daß/ ſo viel meine ſelbſt-Erkaͤntnuͤß betrifft/ ich vor allen Dingen die herrſchende Paſſion ſuche/ und ſelbe zu daͤmpffen trachte/ und wenn ich finde/ daß die andern beyden nachfolgenden/ oder eine da- von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/379
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/379>, abgerufen am 26.04.2024.