Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite
Das 14. Hauptstück.
Von der Artzney wider die unver-
nünfftige Liebe/ die von der sich selbst ge-
lassenen Vernunfft dargeboten wird/
oder von der vernünfftigen Kunst
böse Affecten zu däm-
pfen.

Jnnhalt.
Connexion. Die drey herrschenden bösen Begierden sol-
len gedämpffet und getilget/ die vernünfftige Liebe
aber in die Höhe gehoben werden. n. 1. Man muß
so wohl auf die Tilgung unvernünfftiger/ als auf
die Erhebung vernünfftiger Liebe reflexion machen.
n. 2. Man muß von Tilgung der bösen Affecten/
und unter denenselben von der herrschenden Passion
den Anfang machen. n. 3. Die Menschen stossen
gemeiniglich wider diese Erinnerung an. n. 4. Jn-
dem sie ihre geringsten Passiones mehr hassen als
die herrschende/ und die Dämpffung der herrschen-
den als ihrer Natur für unmöglich halten. n. 5.
Hierdurch aber ist alle Besserung vergebens und
umsonst/ und die herrschende Begierde wird viel-
mehr gestärckt. n. 6. Der Mensch stärckt durch
tägliches Thun und Lassen seine herrschende Be-
gierde. Also muß er Gewohnheit und Natur nicht
miteinander vermischen. n. 7. Man muß genau
untersuchen/ welche Passion bey uns selbst die herr-
schende sey/ zumahl weil diese zu finden schwer ist.
n. 8. Zumahl wann selbige mit einem andern

Affect
Das 14. Hauptſtuͤck.
Von der Artzney wider die unver-
nuͤnfftige Liebe/ die von der ſich ſelbſt ge-
laſſenen Vernunfft dargeboten wird/
oder von der vernuͤnfftigen Kunſt
boͤſe Affecten zu daͤm-
pfen.

Jnnhalt.
Connexion. Die drey herrſchenden boͤſen Begierden ſol-
len gedaͤmpffet und getilget/ die vernuͤnfftige Liebe
aber in die Hoͤhe gehoben werden. n. 1. Man muß
ſo wohl auf die Tilgung unvernuͤnfftiger/ als auf
die Erhebung vernuͤnfftiger Liebe reflexion machen.
n. 2. Man muß von Tilgung der boͤſen Affecten/
und unter denenſelben von der herrſchenden Paſſion
den Anfang machen. n. 3. Die Menſchen ſtoſſen
gemeiniglich wider dieſe Erinnerung an. n. 4. Jn-
dem ſie ihre geringſten Paſſiones mehr haſſen als
die herrſchende/ und die Daͤmpffung der herrſchen-
den als ihrer Natur fuͤr unmoͤglich halten. n. 5.
Hierdurch aber iſt alle Beſſerung vergebens und
umſonſt/ und die herrſchende Begierde wird viel-
mehr geſtaͤrckt. n. 6. Der Menſch ſtaͤrckt durch
taͤgliches Thun und Laſſen ſeine herrſchende Be-
gierde. Alſo muß er Gewohnheit und Natur nicht
miteinander vermiſchen. n. 7. Man muß genau
unterſuchen/ welche Paſſion bey uns ſelbſt die herr-
ſchende ſey/ zumahl weil dieſe zu finden ſchwer iſt.
n. 8. Zumahl wann ſelbige mit einem andern

Affect
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0468" n="456"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 14. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.<lb/>
Von der Artzney wider die unver-<lb/>
nu&#x0364;nfftige Liebe/ die von der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;enen Vernunfft dargeboten wird/<lb/>
oder von der vernu&#x0364;nfftigen Kun&#x017F;t<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Affect</hi>en zu da&#x0364;m-<lb/>
pfen.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Jnnhalt.</hi></hi><lb/><hi rendition="#aq">Connexion.</hi> Die drey herr&#x017F;chenden bo&#x0364;&#x017F;en Begierden &#x017F;ol-<lb/><hi rendition="#et">len geda&#x0364;mpffet und getilget/ die vernu&#x0364;nfftige Liebe<lb/>
aber in die Ho&#x0364;he gehoben werden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">n.</hi></hi> 1. Man muß<lb/>
&#x017F;o wohl auf die Tilgung unvernu&#x0364;nfftiger/ als auf<lb/>
die Erhebung vernu&#x0364;nfftiger Liebe <hi rendition="#aq">reflexion</hi> machen.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">n.</hi></hi> 2. Man muß von Tilgung der bo&#x0364;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Affect</hi>en/<lb/>
und unter denen&#x017F;elben von der herr&#x017F;chenden <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ion</hi><lb/>
den Anfang machen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">n.</hi></hi> 3. Die Men&#x017F;chen &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gemeiniglich wider die&#x017F;e Erinnerung an. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">n.</hi></hi> 4. Jn-<lb/>
dem &#x017F;ie ihre gering&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;iones</hi> mehr ha&#x017F;&#x017F;en als<lb/>
die herr&#x017F;chende/ und die Da&#x0364;mpffung der herr&#x017F;chen-<lb/>
den als ihrer Natur fu&#x0364;r unmo&#x0364;glich halten. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">n.</hi></hi> 5.<lb/>
Hierdurch aber i&#x017F;t alle Be&#x017F;&#x017F;erung vergebens und<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t/ und die herr&#x017F;chende Begierde wird viel-<lb/>
mehr ge&#x017F;ta&#x0364;rckt. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">n.</hi></hi> 6. Der Men&#x017F;ch &#x017F;ta&#x0364;rckt durch<lb/>
ta&#x0364;gliches Thun und La&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eine herr&#x017F;chende Be-<lb/>
gierde. Al&#x017F;o muß er Gewohnheit und Natur nicht<lb/>
miteinander vermi&#x017F;chen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">n.</hi></hi> 7. Man muß genau<lb/>
unter&#x017F;uchen/ welche <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ion</hi> bey uns &#x017F;elb&#x017F;t die herr-<lb/>
&#x017F;chende &#x017F;ey/ zumahl weil die&#x017F;e zu finden &#x017F;chwer i&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">n.</hi></hi> 8. Zumahl wann &#x017F;elbige mit einem andern</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Affect</hi></fw><lb/></p>
        </argument>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0468] Das 14. Hauptſtuͤck. Von der Artzney wider die unver- nuͤnfftige Liebe/ die von der ſich ſelbſt ge- laſſenen Vernunfft dargeboten wird/ oder von der vernuͤnfftigen Kunſt boͤſe Affecten zu daͤm- pfen. Jnnhalt. Connexion. Die drey herrſchenden boͤſen Begierden ſol- len gedaͤmpffet und getilget/ die vernuͤnfftige Liebe aber in die Hoͤhe gehoben werden. n. 1. Man muß ſo wohl auf die Tilgung unvernuͤnfftiger/ als auf die Erhebung vernuͤnfftiger Liebe reflexion machen. n. 2. Man muß von Tilgung der boͤſen Affecten/ und unter denenſelben von der herrſchenden Paſſion den Anfang machen. n. 3. Die Menſchen ſtoſſen gemeiniglich wider dieſe Erinnerung an. n. 4. Jn- dem ſie ihre geringſten Paſſiones mehr haſſen als die herrſchende/ und die Daͤmpffung der herrſchen- den als ihrer Natur fuͤr unmoͤglich halten. n. 5. Hierdurch aber iſt alle Beſſerung vergebens und umſonſt/ und die herrſchende Begierde wird viel- mehr geſtaͤrckt. n. 6. Der Menſch ſtaͤrckt durch taͤgliches Thun und Laſſen ſeine herrſchende Be- gierde. Alſo muß er Gewohnheit und Natur nicht miteinander vermiſchen. n. 7. Man muß genau unterſuchen/ welche Paſſion bey uns ſelbſt die herr- ſchende ſey/ zumahl weil dieſe zu finden ſchwer iſt. n. 8. Zumahl wann ſelbige mit einem andern Affect

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/468
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/468>, abgerufen am 03.12.2024.