Meine Schäferei hat noch zu kurze Zeit existirt, um Resultate geben zu können. Ich will nur noch einige Bemerkungen dem, was ich bereits über die Schäferei gesagt habe, hinzufü- gen. Daß das hiesige Lokal die Schäferei sehr begünstige, ließ sich a priori schon annehmen. Sobald der Acker in einige Düngkraft gesetzt war, bestand der Dreisch größtentheils aus Ray- gras, schmalblätterigem Wegerich, Schafgarbe, wilden Timian, Hopfen-Klee; im Nachsommer zeigte sich die kleine Hirse und der ganz kleine Astragalus in großer Menge. Der weiße Klee war nicht heimisch, er faßte aber so schnell Fuß, daß er jetzt allenthalben wild wächst, und daß ich ihn kaum mehr auszusäen brauche; wo er einmal eingesäet war, da begrünt die Stoppel schnell davon. Auch die Pimpinelle, die nur an einigen Stellen darunter gesäet war, scheinet sich von selbst zu verbreiten. Der Erfolg hat es aber um so mehr erwiesen, wie gut sich die Schafe auf meiner Weide befinden. Denn von 110 Stück, die ich im Sommer 1811, und 50 Stück, die ich 1812 erhielt, hat sie sich auf bei- nahe 700 Stück vermehrt, ohnerachtet jetzt schon 110 junge Böcke verkauft, und die alten größ- tentheils, so wie alle irgend fehlerhaften, ausge-
Meine Schaͤferei hat noch zu kurze Zeit exiſtirt, um Reſultate geben zu koͤnnen. Ich will nur noch einige Bemerkungen dem, was ich bereits uͤber die Schaͤferei geſagt habe, hinzufuͤ- gen. Daß das hieſige Lokal die Schaͤferei ſehr beguͤnſtige, ließ ſich a priori ſchon annehmen. Sobald der Acker in einige Duͤngkraft geſetzt war, beſtand der Dreiſch groͤßtentheils aus Ray- gras, ſchmalblaͤtterigem Wegerich, Schafgarbe, wilden Timian, Hopfen-Klee; im Nachſommer zeigte ſich die kleine Hirſe und der ganz kleine Aſtragalus in großer Menge. Der weiße Klee war nicht heimiſch, er faßte aber ſo ſchnell Fuß, daß er jetzt allenthalben wild waͤchſt, und daß ich ihn kaum mehr auszuſaͤen brauche; wo er einmal eingeſaͤet war, da begruͤnt die Stoppel ſchnell davon. Auch die Pimpinelle, die nur an einigen Stellen darunter geſaͤet war, ſcheinet ſich von ſelbſt zu verbreiten. Der Erfolg hat es aber um ſo mehr erwieſen, wie gut ſich die Schafe auf meiner Weide befinden. Denn von 110 Stuͤck, die ich im Sommer 1811, und 50 Stuͤck, die ich 1812 erhielt, hat ſie ſich auf bei- nahe 700 Stuͤck vermehrt, ohnerachtet jetzt ſchon 110 junge Boͤcke verkauft, und die alten groͤß- tentheils, ſo wie alle irgend fehlerhaften, ausge-
<TEI><text><body><pbfacs="#f0236"n="219"/><divn="1"><head/><p>Meine Schaͤferei hat noch zu kurze Zeit<lb/>
exiſtirt, um Reſultate geben zu koͤnnen. Ich<lb/>
will nur noch einige Bemerkungen dem, was ich<lb/>
bereits uͤber die Schaͤferei geſagt habe, hinzufuͤ-<lb/>
gen. Daß das hieſige Lokal die Schaͤferei ſehr<lb/>
beguͤnſtige, ließ ſich <hirendition="#aq">a priori</hi>ſchon annehmen.<lb/>
Sobald der Acker in einige Duͤngkraft geſetzt<lb/>
war, beſtand der Dreiſch groͤßtentheils aus Ray-<lb/>
gras, ſchmalblaͤtterigem Wegerich, Schafgarbe,<lb/>
wilden Timian, Hopfen-Klee; im Nachſommer<lb/>
zeigte ſich die kleine Hirſe und der ganz kleine<lb/>
Aſtragalus in großer Menge. Der weiße Klee<lb/>
war nicht heimiſch, er faßte aber ſo ſchnell Fuß,<lb/>
daß er jetzt allenthalben wild waͤchſt, und daß<lb/>
ich ihn kaum mehr auszuſaͤen brauche; wo er<lb/>
einmal eingeſaͤet war, da begruͤnt die Stoppel<lb/>ſchnell davon. Auch die Pimpinelle, die nur an<lb/>
einigen Stellen darunter geſaͤet war, ſcheinet ſich<lb/>
von ſelbſt zu verbreiten. Der Erfolg hat es<lb/>
aber um ſo mehr erwieſen, wie gut ſich die<lb/>
Schafe auf meiner Weide befinden. Denn von<lb/>
110 Stuͤck, die ich im Sommer 1811, und 50<lb/>
Stuͤck, die ich 1812 erhielt, hat ſie ſich auf bei-<lb/>
nahe 700 Stuͤck vermehrt, ohnerachtet jetzt ſchon<lb/>
110 junge Boͤcke verkauft, und die alten groͤß-<lb/>
tentheils, ſo wie alle irgend fehlerhaften, ausge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[219/0236]
Meine Schaͤferei hat noch zu kurze Zeit
exiſtirt, um Reſultate geben zu koͤnnen. Ich
will nur noch einige Bemerkungen dem, was ich
bereits uͤber die Schaͤferei geſagt habe, hinzufuͤ-
gen. Daß das hieſige Lokal die Schaͤferei ſehr
beguͤnſtige, ließ ſich a priori ſchon annehmen.
Sobald der Acker in einige Duͤngkraft geſetzt
war, beſtand der Dreiſch groͤßtentheils aus Ray-
gras, ſchmalblaͤtterigem Wegerich, Schafgarbe,
wilden Timian, Hopfen-Klee; im Nachſommer
zeigte ſich die kleine Hirſe und der ganz kleine
Aſtragalus in großer Menge. Der weiße Klee
war nicht heimiſch, er faßte aber ſo ſchnell Fuß,
daß er jetzt allenthalben wild waͤchſt, und daß
ich ihn kaum mehr auszuſaͤen brauche; wo er
einmal eingeſaͤet war, da begruͤnt die Stoppel
ſchnell davon. Auch die Pimpinelle, die nur an
einigen Stellen darunter geſaͤet war, ſcheinet ſich
von ſelbſt zu verbreiten. Der Erfolg hat es
aber um ſo mehr erwieſen, wie gut ſich die
Schafe auf meiner Weide befinden. Denn von
110 Stuͤck, die ich im Sommer 1811, und 50
Stuͤck, die ich 1812 erhielt, hat ſie ſich auf bei-
nahe 700 Stuͤck vermehrt, ohnerachtet jetzt ſchon
110 junge Boͤcke verkauft, und die alten groͤß-
tentheils, ſo wie alle irgend fehlerhaften, ausge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/236>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.