Wenn Nachfrage nach Weizen ist, nehmen ihn die Käufer oft ohne Be- denken zu gleichem Preise; sonst aber finden sie Anstoß nicht mit Unrecht an den kleineren Körnern und man muß ihn beträchtlich wohlfeiler verkaufen.
Der Spelz.
§. 67.
Triticum spelta auch Dinkel oder Dünkel genannt, (obwohl es mir scheint, daß man letzteren Namen an einigen Orten dem Einkorn ausschließlich beilege) unterscheidet sich von dem Weizen wesentlich durch seine Spelzen, welche abgestumpft plattgedrückt sind, und dem Korne so fest anhangen, daß sie nicht durch das Dreschen davon getrennt werden können, sondern auf der Mühle abgehülset werden müssen. Dieser Umstand ist es ohne Zweifel allein, was den Bau dieses nützlichen Getreides im nördlichen Deutschlande zurückge- halten hat, indem die Müller ihn nicht zu behandeln wissen; obwohl diese Ab- hülsung auf einer Graupenmühle durch Hebung der Steine leicht geschehen kann.
Man hat Winter- und Sommerspelz mit und ohne Grannen und von ver- schiedener Farbe.
§. 68.
Sein Bau unterscheidet sich in keinem Stücke vom Bau des Weizens. Er ist nur weniger zärtlich, wintert an feuchten Stellen weniger wie der Wei- zen aus, bestaudet sich noch stärker, lagert sich nicht so leicht und ist dem Ausfall nicht so sehr unterworfen. Allenfalls nimmt er mit schwächerem Boden vorlieb. Dem Brande ist er zwar auch, aber nicht so sehr wie der Weizen ausgesetzt. Enthülset ist er dem Weizen im Gewichte und Werthe mindestens gleich, und einige glauben, daß man aus Weizen kein so gutes Mehl machen und kein so angenehmes Brod backen könne.
Man bewahrt ihn in der Hülse auf, oder wenn diese abgemahlen ist, scheidet man sie vor dem Gebrauche doch nicht ab, weil er sich so besser hält und weder dem Wurm noch dem Dumpfigwerden ausgesetzt ist. Zuweilen wird er mit, zu- weilen ohne Hülse zu Markt gebracht; im ersteren Falle gilt er nur die Hälfte.
Der Spelz.
Wenn Nachfrage nach Weizen iſt, nehmen ihn die Kaͤufer oft ohne Be- denken zu gleichem Preiſe; ſonſt aber finden ſie Anſtoß nicht mit Unrecht an den kleineren Koͤrnern und man muß ihn betraͤchtlich wohlfeiler verkaufen.
Der Spelz.
§. 67.
Triticum spelta auch Dinkel oder Duͤnkel genannt, (obwohl es mir ſcheint, daß man letzteren Namen an einigen Orten dem Einkorn ausſchließlich beilege) unterſcheidet ſich von dem Weizen weſentlich durch ſeine Spelzen, welche abgeſtumpft plattgedruͤckt ſind, und dem Korne ſo feſt anhangen, daß ſie nicht durch das Dreſchen davon getrennt werden koͤnnen, ſondern auf der Muͤhle abgehuͤlſet werden muͤſſen. Dieſer Umſtand iſt es ohne Zweifel allein, was den Bau dieſes nuͤtzlichen Getreides im noͤrdlichen Deutſchlande zuruͤckge- halten hat, indem die Muͤller ihn nicht zu behandeln wiſſen; obwohl dieſe Ab- huͤlſung auf einer Graupenmuͤhle durch Hebung der Steine leicht geſchehen kann.
Man hat Winter- und Sommerſpelz mit und ohne Grannen und von ver- ſchiedener Farbe.
§. 68.
Sein Bau unterſcheidet ſich in keinem Stuͤcke vom Bau des Weizens. Er iſt nur weniger zaͤrtlich, wintert an feuchten Stellen weniger wie der Wei- zen aus, beſtaudet ſich noch ſtaͤrker, lagert ſich nicht ſo leicht und iſt dem Ausfall nicht ſo ſehr unterworfen. Allenfalls nimmt er mit ſchwaͤcherem Boden vorlieb. Dem Brande iſt er zwar auch, aber nicht ſo ſehr wie der Weizen ausgeſetzt. Enthuͤlſet iſt er dem Weizen im Gewichte und Werthe mindeſtens gleich, und einige glauben, daß man aus Weizen kein ſo gutes Mehl machen und kein ſo angenehmes Brod backen koͤnne.
Man bewahrt ihn in der Huͤlſe auf, oder wenn dieſe abgemahlen iſt, ſcheidet man ſie vor dem Gebrauche doch nicht ab, weil er ſich ſo beſſer haͤlt und weder dem Wurm noch dem Dumpfigwerden ausgeſetzt iſt. Zuweilen wird er mit, zu- weilen ohne Huͤlſe zu Markt gebracht; im erſteren Falle gilt er nur die Haͤlfte.
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Der Spelz.
Wenn Nachfrage nach Weizen iſt, nehmen ihn die Kaͤufer oft ohne Be-
denken zu gleichem Preiſe; ſonſt aber finden ſie Anſtoß nicht mit Unrecht an den
kleineren Koͤrnern und man muß ihn betraͤchtlich wohlfeiler verkaufen.
Der Spelz.
§. 67.
Triticum spelta auch Dinkel oder Duͤnkel genannt, (obwohl es mir
ſcheint, daß man letzteren Namen an einigen Orten dem Einkorn ausſchließlich
beilege) unterſcheidet ſich von dem Weizen weſentlich durch ſeine Spelzen,
welche abgeſtumpft plattgedruͤckt ſind, und dem Korne ſo feſt anhangen, daß
ſie nicht durch das Dreſchen davon getrennt werden koͤnnen, ſondern auf der
Muͤhle abgehuͤlſet werden muͤſſen. Dieſer Umſtand iſt es ohne Zweifel allein,
was den Bau dieſes nuͤtzlichen Getreides im noͤrdlichen Deutſchlande zuruͤckge-
halten hat, indem die Muͤller ihn nicht zu behandeln wiſſen; obwohl dieſe Ab-
huͤlſung auf einer Graupenmuͤhle durch Hebung der Steine leicht geſchehen kann.
Man hat Winter- und Sommerſpelz mit und ohne Grannen und von ver-
ſchiedener Farbe.
§. 68.
Sein Bau unterſcheidet ſich in keinem Stuͤcke vom Bau des Weizens.
Er iſt nur weniger zaͤrtlich, wintert an feuchten Stellen weniger wie der Wei-
zen aus, beſtaudet ſich noch ſtaͤrker, lagert ſich nicht ſo leicht und iſt dem Ausfall
nicht ſo ſehr unterworfen. Allenfalls nimmt er mit ſchwaͤcherem Boden vorlieb.
Dem Brande iſt er zwar auch, aber nicht ſo ſehr wie der Weizen ausgeſetzt.
Enthuͤlſet iſt er dem Weizen im Gewichte und Werthe mindeſtens gleich, und
einige glauben, daß man aus Weizen kein ſo gutes Mehl machen und kein ſo
angenehmes Brod backen koͤnne.
Man bewahrt ihn in der Huͤlſe auf, oder wenn dieſe abgemahlen iſt, ſcheidet
man ſie vor dem Gebrauche doch nicht ab, weil er ſich ſo beſſer haͤlt und weder
dem Wurm noch dem Dumpfigwerden ausgeſetzt iſt. Zuweilen wird er mit, zu-
weilen ohne Huͤlſe zu Markt gebracht; im erſteren Falle gilt er nur die Haͤlfte.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/90>, abgerufen am 22.12.2024.
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