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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futtergewächse.
vernachlässigt wurden, wenig verschieden. Der Ertrag hing vom Boden bei
einer und derselben Art ab. Der Arbeitsaufwand aber, und daher der reine
Ertrag, war sehr verschieden, und ich richtete nun meine ganze Aufmerksamkeit
darauf, jenen möglichst bei dem Anbau im Großen zu vermindern, ohne am
rohen Ertrage erheblich zu verlieren. Denn die Landrente ist bei dem Anbau
der Kartoffeln von geringerer Bedeutung wie die Arbeitskosten. Ich darf sa-
gen
, daß ich das mehr wie irgend einer erreicht, und bis jetzt fast in jedem
Jahre Fortschritte darin gemacht habe. Daher ersuche ich die Leser meiner
Schriften, das, was ich im ersten und im dritten Bande meiner englischen
Landwirthschaft, in den Anmerkungen zu Bergens Viehzucht, und hin und
wieder in den Annalen über die Behandlung der Kartoffeln gesagt habe, als
das Resultat meiner Lehrjahre, das aber, was ich hier sagen werde, als ein
mehr Vollendetes anzunehmen.

§. 272.

Abarten.Um die unendlich mannichfaltigen Abarten dieser Frucht unter gewisse
Gattungen zu bringen, müssen wir doch bloß auf den nutzbaren Theil dersel-
ben, die Bollen, Rücksicht nehmen. Das Kraut und die Blüte scheint zwar
mit der Qualität jener oft übereinstimmend zu seyn, erfordert aber noch eine
genauere Beobachtung botanischer Landwirthe. Denn weder von bloßen Bo-
tanikern noch von bloßen Landwirthen dürfen wir sie erwarten.

In Ansehung der Farbe der Haut sind die Kartoffeln dunkel, fast ins
schwarze übergehend, violetroth bis zu einer hellen blassen Röthe, oder bräun-
lich, oder gelb und gelbweißlich.

Die Farbe ihres Fleisches ist gelb, gelblich weiß, oder ganz weiß; zuwei-
len mit etwas röthlich gemischt.

Sie kommen früher oder später zur Reife, d. h. zu dem Zeitpunkte, wo
sie sich von der Mutterpflanze ablösen und diese abstirbt. Man hat solche, die
man mehreremale in einem Sommer auf demselben Platze bauen kann.

Was aber für uns den wesentlichsten Unterschied macht, ist ihre Konsistenz
und Mehlhaltigkeit. Einige haben ein sehr schwammiges Fleisch, dessen Zellen
mit Wasser angefüllt sind, ein geringeres spezifisches Gewicht und weniger Mehl
und andre nahrhafte Theile in gleicher Masse.


Einige

Futtergewaͤchſe.
vernachlaͤſſigt wurden, wenig verſchieden. Der Ertrag hing vom Boden bei
einer und derſelben Art ab. Der Arbeitsaufwand aber, und daher der reine
Ertrag, war ſehr verſchieden, und ich richtete nun meine ganze Aufmerkſamkeit
darauf, jenen moͤglichſt bei dem Anbau im Großen zu vermindern, ohne am
rohen Ertrage erheblich zu verlieren. Denn die Landrente iſt bei dem Anbau
der Kartoffeln von geringerer Bedeutung wie die Arbeitskoſten. Ich darf ſa-
gen
, daß ich das mehr wie irgend einer erreicht, und bis jetzt faſt in jedem
Jahre Fortſchritte darin gemacht habe. Daher erſuche ich die Leſer meiner
Schriften, das, was ich im erſten und im dritten Bande meiner engliſchen
Landwirthſchaft, in den Anmerkungen zu Bergens Viehzucht, und hin und
wieder in den Annalen uͤber die Behandlung der Kartoffeln geſagt habe, als
das Reſultat meiner Lehrjahre, das aber, was ich hier ſagen werde, als ein
mehr Vollendetes anzunehmen.

§. 272.

Abarten.Um die unendlich mannichfaltigen Abarten dieſer Frucht unter gewiſſe
Gattungen zu bringen, muͤſſen wir doch bloß auf den nutzbaren Theil derſel-
ben, die Bollen, Ruͤckſicht nehmen. Das Kraut und die Bluͤte ſcheint zwar
mit der Qualitaͤt jener oft uͤbereinſtimmend zu ſeyn, erfordert aber noch eine
genauere Beobachtung botaniſcher Landwirthe. Denn weder von bloßen Bo-
tanikern noch von bloßen Landwirthen duͤrfen wir ſie erwarten.

In Anſehung der Farbe der Haut ſind die Kartoffeln dunkel, faſt ins
ſchwarze uͤbergehend, violetroth bis zu einer hellen blaſſen Roͤthe, oder braͤun-
lich, oder gelb und gelbweißlich.

Die Farbe ihres Fleiſches iſt gelb, gelblich weiß, oder ganz weiß; zuwei-
len mit etwas roͤthlich gemiſcht.

Sie kommen fruͤher oder ſpaͤter zur Reife, d. h. zu dem Zeitpunkte, wo
ſie ſich von der Mutterpflanze abloͤſen und dieſe abſtirbt. Man hat ſolche, die
man mehreremale in einem Sommer auf demſelben Platze bauen kann.

Was aber fuͤr uns den weſentlichſten Unterſchied macht, iſt ihre Konſiſtenz
und Mehlhaltigkeit. Einige haben ein ſehr ſchwammiges Fleiſch, deſſen Zellen
mit Waſſer angefuͤllt ſind, ein geringeres ſpezifiſches Gewicht und weniger Mehl
und andre nahrhafte Theile in gleicher Maſſe.


Einige
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[208/0232] Futtergewaͤchſe. vernachlaͤſſigt wurden, wenig verſchieden. Der Ertrag hing vom Boden bei einer und derſelben Art ab. Der Arbeitsaufwand aber, und daher der reine Ertrag, war ſehr verſchieden, und ich richtete nun meine ganze Aufmerkſamkeit darauf, jenen moͤglichſt bei dem Anbau im Großen zu vermindern, ohne am rohen Ertrage erheblich zu verlieren. Denn die Landrente iſt bei dem Anbau der Kartoffeln von geringerer Bedeutung wie die Arbeitskoſten. Ich darf ſa- gen, daß ich das mehr wie irgend einer erreicht, und bis jetzt faſt in jedem Jahre Fortſchritte darin gemacht habe. Daher erſuche ich die Leſer meiner Schriften, das, was ich im erſten und im dritten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft, in den Anmerkungen zu Bergens Viehzucht, und hin und wieder in den Annalen uͤber die Behandlung der Kartoffeln geſagt habe, als das Reſultat meiner Lehrjahre, das aber, was ich hier ſagen werde, als ein mehr Vollendetes anzunehmen. §. 272. Um die unendlich mannichfaltigen Abarten dieſer Frucht unter gewiſſe Gattungen zu bringen, muͤſſen wir doch bloß auf den nutzbaren Theil derſel- ben, die Bollen, Ruͤckſicht nehmen. Das Kraut und die Bluͤte ſcheint zwar mit der Qualitaͤt jener oft uͤbereinſtimmend zu ſeyn, erfordert aber noch eine genauere Beobachtung botaniſcher Landwirthe. Denn weder von bloßen Bo- tanikern noch von bloßen Landwirthen duͤrfen wir ſie erwarten. Abarten. In Anſehung der Farbe der Haut ſind die Kartoffeln dunkel, faſt ins ſchwarze uͤbergehend, violetroth bis zu einer hellen blaſſen Roͤthe, oder braͤun- lich, oder gelb und gelbweißlich. Die Farbe ihres Fleiſches iſt gelb, gelblich weiß, oder ganz weiß; zuwei- len mit etwas roͤthlich gemiſcht. Sie kommen fruͤher oder ſpaͤter zur Reife, d. h. zu dem Zeitpunkte, wo ſie ſich von der Mutterpflanze abloͤſen und dieſe abſtirbt. Man hat ſolche, die man mehreremale in einem Sommer auf demſelben Platze bauen kann. Was aber fuͤr uns den weſentlichſten Unterſchied macht, iſt ihre Konſiſtenz und Mehlhaltigkeit. Einige haben ein ſehr ſchwammiges Fleiſch, deſſen Zellen mit Waſſer angefuͤllt ſind, ein geringeres ſpezifiſches Gewicht und weniger Mehl und andre nahrhafte Theile in gleicher Maſſe. Einige

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/232>, abgerufen am 21.11.2024.