als die Anbauer derselben in der Nähe solcher Cichorien-Kaffefabriken einen beträchtlichen Gewinnst gemacht haben. Man hat in solchen Gegenden für den Morgen dazu geeigneten Landes ohne alle Vorbereitung und Düngung 16, 20 bis 24 rthlr. Pacht bezalt.
Die Pflanze erfordert einen lockern, tiefen, in Kraft stehenden, sandigen Lehmboden und eine tiefe Beackerung desselben, die man da, wo es an guten tief eindringenden Pflügen fehlt, gewöhnlich mit dem Spaten giebt. Man düngt wohl etwas mit zergangenem Kuhmist, aber nicht stark dazu, weil star- ker Dünger die Wurzel fasrig und auch übel schmeckend macht. Der Saamen wird im Frühjahr in der Regel breitwürfig, wie die Möhren ausgesäet; doch haben auch einige größere Anbauer ihn mit Erfolg gedrillt, gepferdehackt und sich dadurch das erforderliche Jäten, Bekratzen und Vereinzeln der Pflanzen erleichtert.
Das Kraut kann, wie einige versichern, ohne Nachtheil der Wurzeln zu Ende des Julius oder Anfangs Augusts abgemähet werden, und giebt einen sehr reichlichen Schnitt zur Viehfütterung.
Die mit Vorsicht aufgegrabenen oder mit der Forke ausgestochenen Wur- zeln, werden in der Nachbarschaft der Fabriken frisch verkauft, müssen sonst aber zerschnitten und getrocknet werden.
Es ist sehr wichtig, die Wurzeln ganz rein aus dem Boden herauszuschaf- fen, weil sie sonst als Unkraut darin einwuchern, sich sehr darin vertheilen und äußerst schwer zu vertilgen sind. Aber auch außerdem hat man eine sehr er- schöpfende Eigenschaft an diesen Gewächsen bemerkt, und es soll durch wieder- holten Cichorienbau guter Acker so verschlechtert seyn, daß viele Arbeit und Dünger erforderlich wurden, um ihn wieder in einen kräftigern Zustand zu setzen.
§. 266.
Man hat aber auch dieses Gewächs in Frankreich und nachmals auch nachAls Futter- kraut. A. Youngs Empfehlung in England bloß als Futterkraut angebaut. Der Hauptertrag erfolgt hier erst im zweiten Jahre, und man will eine stärkere Futtermasse wie von irgend einem andren Gewächse davon gehabt haben. Nach meinen damit angestellten Versuchen, gab es mir allerdings einen sehr ansehn- lichen Schnitt, der vom Rindvieh gern gefressen wurde, und vortheilhaft auf
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Die Cichorie.
als die Anbauer derſelben in der Naͤhe ſolcher Cichorien-Kaffefabriken einen betraͤchtlichen Gewinnſt gemacht haben. Man hat in ſolchen Gegenden fuͤr den Morgen dazu geeigneten Landes ohne alle Vorbereitung und Duͤngung 16, 20 bis 24 rthlr. Pacht bezalt.
Die Pflanze erfordert einen lockern, tiefen, in Kraft ſtehenden, ſandigen Lehmboden und eine tiefe Beackerung deſſelben, die man da, wo es an guten tief eindringenden Pfluͤgen fehlt, gewoͤhnlich mit dem Spaten giebt. Man duͤngt wohl etwas mit zergangenem Kuhmiſt, aber nicht ſtark dazu, weil ſtar- ker Duͤnger die Wurzel fasrig und auch uͤbel ſchmeckend macht. Der Saamen wird im Fruͤhjahr in der Regel breitwuͤrfig, wie die Moͤhren ausgeſaͤet; doch haben auch einige groͤßere Anbauer ihn mit Erfolg gedrillt, gepferdehackt und ſich dadurch das erforderliche Jaͤten, Bekratzen und Vereinzeln der Pflanzen erleichtert.
Das Kraut kann, wie einige verſichern, ohne Nachtheil der Wurzeln zu Ende des Julius oder Anfangs Auguſts abgemaͤhet werden, und giebt einen ſehr reichlichen Schnitt zur Viehfuͤtterung.
Die mit Vorſicht aufgegrabenen oder mit der Forke ausgeſtochenen Wur- zeln, werden in der Nachbarſchaft der Fabriken friſch verkauft, muͤſſen ſonſt aber zerſchnitten und getrocknet werden.
Es iſt ſehr wichtig, die Wurzeln ganz rein aus dem Boden herauszuſchaf- fen, weil ſie ſonſt als Unkraut darin einwuchern, ſich ſehr darin vertheilen und aͤußerſt ſchwer zu vertilgen ſind. Aber auch außerdem hat man eine ſehr er- ſchoͤpfende Eigenſchaft an dieſen Gewaͤchſen bemerkt, und es ſoll durch wieder- holten Cichorienbau guter Acker ſo verſchlechtert ſeyn, daß viele Arbeit und Duͤnger erforderlich wurden, um ihn wieder in einen kraͤftigern Zuſtand zu ſetzen.
§. 266.
Man hat aber auch dieſes Gewaͤchs in Frankreich und nachmals auch nachAls Futter- kraut. A. Youngs Empfehlung in England bloß als Futterkraut angebaut. Der Hauptertrag erfolgt hier erſt im zweiten Jahre, und man will eine ſtaͤrkere Futtermaſſe wie von irgend einem andren Gewaͤchſe davon gehabt haben. Nach meinen damit angeſtellten Verſuchen, gab es mir allerdings einen ſehr anſehn- lichen Schnitt, der vom Rindvieh gern gefreſſen wurde, und vortheilhaft auf
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Die Cichorie.
als die Anbauer derſelben in der Naͤhe ſolcher Cichorien-Kaffefabriken einen
betraͤchtlichen Gewinnſt gemacht haben. Man hat in ſolchen Gegenden fuͤr
den Morgen dazu geeigneten Landes ohne alle Vorbereitung und Duͤngung
16, 20 bis 24 rthlr. Pacht bezalt.
Die Pflanze erfordert einen lockern, tiefen, in Kraft ſtehenden, ſandigen
Lehmboden und eine tiefe Beackerung deſſelben, die man da, wo es an guten
tief eindringenden Pfluͤgen fehlt, gewoͤhnlich mit dem Spaten giebt. Man
duͤngt wohl etwas mit zergangenem Kuhmiſt, aber nicht ſtark dazu, weil ſtar-
ker Duͤnger die Wurzel fasrig und auch uͤbel ſchmeckend macht. Der Saamen
wird im Fruͤhjahr in der Regel breitwuͤrfig, wie die Moͤhren ausgeſaͤet; doch
haben auch einige groͤßere Anbauer ihn mit Erfolg gedrillt, gepferdehackt und
ſich dadurch das erforderliche Jaͤten, Bekratzen und Vereinzeln der Pflanzen
erleichtert.
Das Kraut kann, wie einige verſichern, ohne Nachtheil der Wurzeln zu
Ende des Julius oder Anfangs Auguſts abgemaͤhet werden, und giebt einen
ſehr reichlichen Schnitt zur Viehfuͤtterung.
Die mit Vorſicht aufgegrabenen oder mit der Forke ausgeſtochenen Wur-
zeln, werden in der Nachbarſchaft der Fabriken friſch verkauft, muͤſſen ſonſt
aber zerſchnitten und getrocknet werden.
Es iſt ſehr wichtig, die Wurzeln ganz rein aus dem Boden herauszuſchaf-
fen, weil ſie ſonſt als Unkraut darin einwuchern, ſich ſehr darin vertheilen und
aͤußerſt ſchwer zu vertilgen ſind. Aber auch außerdem hat man eine ſehr er-
ſchoͤpfende Eigenſchaft an dieſen Gewaͤchſen bemerkt, und es ſoll durch wieder-
holten Cichorienbau guter Acker ſo verſchlechtert ſeyn, daß viele Arbeit und
Duͤnger erforderlich wurden, um ihn wieder in einen kraͤftigern Zuſtand zu ſetzen.
§. 266.
Man hat aber auch dieſes Gewaͤchs in Frankreich und nachmals auch nach
A. Youngs Empfehlung in England bloß als Futterkraut angebaut. Der
Hauptertrag erfolgt hier erſt im zweiten Jahre, und man will eine ſtaͤrkere
Futtermaſſe wie von irgend einem andren Gewaͤchſe davon gehabt haben. Nach
meinen damit angeſtellten Verſuchen, gab es mir allerdings einen ſehr anſehn-
lichen Schnitt, der vom Rindvieh gern gefreſſen wurde, und vortheilhaft auf
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/227>, abgerufen am 22.02.2025.
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